Corona bei dänischen Nerzen: Keine Gefahr durch Mutationen
Virologen geben Entwarnung: Das mutierte Coronavirus bei Nerzen stellt wohl keine Gefahr für die Impfstoffentwicklung dar.
„Das ist nichts, was sich jetzt im Moment irgendwie rasend verbreitet“, sagte Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, in der am Dienstag veröffentlichten Folge des „Coronavirus-Update“ bei „NDR Info“. Zwar hätten Forscher bislang nur Anfangsdaten generiert. Er halte es dennoch für gut möglich, dass die mutierte Variante schon gar nicht mehr bei Menschen zirkuliere.
Seit dem Sommer haben dänische Züchter mehrfach infizierte Tiere in Nerzfarmen gemeldet. Dabei konnten sich Virusvarianten auf Menschen übertragen. Mindestens zwölf Fälle sind bekannt. Ähnliches hat sich in den Niederlanden zugetragen. In den USA sind nach Angaben ihres Landwirtschaftsministeriums seit August mehr als 15.000 Nerze an dem Coronavirus gestorben.
Während die Niederländer nach ersten Infektionen alle befallenen Bestände sofort töten ließen, agierten die dänischen Behörden zunächst zögerlich. Erst vergangene Woche hat die Regierung eine Massenkeulung sämtlicher Nerze im Land veranlasst. Dänemark ist der weltgrößte Lieferant von Nerzen.
Das mutierte Virus läuft sich quasi tot
Coronaviren-Experte Drosten sieht in der Tötung der Bestände vor allem eine Vorsichtsmaßnahme, „weil die wissenschaftlichen Daten die Möglichkeit eben offenlassen, dass es vielleicht zu einer gefährlichen Situation gekommen ist“. Momentan sehe er diese Gefahr aber nicht. Vielmehr vermutet Drosten, dass sich das bei Nerzen mutierte Virus beim Sprung zurück auf den Menschen „schlechter vermehrt“. Das Virus laufe sich damit quasi tot.
Mutationen könnten zwar entstehen und bereits entwickelte Impfstoffe damit an Wirkung verlieren, sagt der Virologe Hendrik Streeck der Universität Bonn im Gespräch mit der taz. „Ich mache mir aber keine so großen Sorgen.“ Gerade beim mRNA-basierten Impfstoff der Mainzer Firma Biontech, der momentan der vielversprechendste gegen das Coronavirus ist, ließen sich Veränderungen „gut wieder einbauen und müsste dann in sogenannten Brückenstudien erneut geprüft werden“. Sollte sich das mutierte Virus beim Menschen doch noch verbreiten, wäre das zwar ein Rückschlag, sagt Streeck. „Aber es geht nicht wieder von vorne los.“
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