Corona-Checks an Hochschulen: Studis unter Aufsicht
Bändchen, Pässe und Eingangskontrollen – die Unis im Norden öffnen ihre Tore für die Präsenzlehre. Viele Konzepte wurden kurzfristig bekannt gegeben.
Zum Beispiel die Leibniz-Universität Hannover: Am 28. September teilte die Uni mit, dass sich Studierende ab Montag freiwillig gegen Vorlage ihres Impf- oder Genesenennachweises ein Armband abholen können. Ähnlich wie ein Festivalband kann es nicht einfach abgestreift werden.
„Man kann es bei Bedarf abschneiden und sich jederzeit ein Neues holen“, sagt Sprecherin Mechtild von Muenchhausen. Die Maßnahme soll die Kontrollen an den Eingängen der Hörsäle, Uni-Gebäude und am Campus verkürzen, sodass nicht zu viel Zeit der Lehrveranstaltungen verloren geht, sagt von Muenchhausen.
Könnte eine äußerlich sichtbare 2G-Kennzeichnung Ungeimpfte ausgrenzen? Dazu kam von der Uni Hannover keine eindeutige Antwort: „Diese Frage wurde diskutiert und abgewogen“, sagt von Muenchhausen. Am Ende sei für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen, dass das Tragen freiwillig sei.
Bändchen unterm Ärmel
Außerdem verschwinde das Bändchen unter dem Pulloverärmel oder Hemd. „So wirklich sichtbar ist das nicht“, sagt sie. Technische Alternativen wie Apps oder die Einspeicherung auf dem Studierendenausweis seien in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar gewesen.
Bei der Universität Hamburg hat die Zeit für eine technische Alternative gereicht: Um einen sogenannten „Campus-Pass“ zu bekommen, müssen sich Studierende bei Registrierzentren melden. Dort erhalten sie bei Vorlage des 3G-Nachweises einen QR-Code, der so lange gültig ist wie der jeweilige Nachweis. Kontrolleure könnten nur sehen, ob die Inhaber:innen die 3G-Auflagen erfüllen – nicht aber, ob die Person geimpft, genesen oder getestet ist. Das sei aus Datenschutzsicht wichtig, teilt die Pressestelle mit.
Sally Bohm vom Asta Hamburg schreibt, der Studierendenausschuss begrüße die einheitliche Prüfung des Impfstatus. Allerdings gebe es Kritik an der Art der Einführung: Viele Studis wüssten gar nicht, dass es einen Campus-Pass gibt. Die Information sei nicht angekommen, „weil die Universität sich dazu entschied, diese lediglich in einem langen Brief an die Studierenden unterzubringen“, berichtet Bohm.
Es habe deshalb bereits „chaotische Szenen“ an den Eingängen gegeben. Der aktuelle Anmeldeprozess sei außerdem unnötig kompliziert und die Vergabetermine in den nächsten Tagen größtenteils ausgebucht, obwohl die Lehre schon nächste Woche beginnt.
Ein ähnliches Verfahren soll es wohl bald auch an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geben. Das entsprechende Tool befinde sich gerade in der Testphase und werde voraussichtlich Ende dieser Woche verfügbar sein, schreibt die Pressestelle der Kieler Uni. Die Uni in Bremen beschränkt sich lieber auf bewährte Kontrollmittel. Ihre 3G-Nachweise zeigen die Studis direkt am Gebäude- oder Raumeingang vor.
Langfristig ausgesetzt werden wohl kostenlose Coronatests: Ab dem 11. Oktober gilt eine bundesweite Verordnung, die auch Studierende betrifft. Davon ausgenommen sind zwar Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, und Studierende aus dem Ausland, deren Impfstoff in Deutschland nicht anerkannt wird. An den Unis können sie sich aber trotzdem nicht einfach so testen lassen.
Zum Beispiel stellen die Unis in Hannover und Bremen das Angebot kostenfreier Tests für Studierende komplett ein. Betroffene müssten sich zum Testen zu „Testzentren und in Hausarztpraxen“ begeben, schreibt die Sprecherin der Uni Hannover. Auch Mitarbeitende und Studierende der Uni Bremen sollen „nicht das Testzentrum der Universität nutzen“, teilt deren Pressestelle mit.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert kostenlose Coronatests für alle Studierenden. „Ein Eintrittsgeld darf es an den Hochschulen nicht geben“, sagte die stellvertretende niedersächsische Landesvorsitzende Sabine Kiel. Umfragen der GEW zufolge hat sich die finanzielle Lage vieler Studierender seit Beginn der Pandemie ohnehin verschlechtert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind