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Computer-Holzschnitt

■ Aus grobgeschnittenen Urahnen entstand am Computer eine moderne „Anthro-Schrift“

Außerhalb von Fachkreisen ist sie als „Weleda-“ oder „Anthro- Schrift“ bekannt, und wie so oft trifft diese vereinfachende Beschreibung nicht ganz zu. „Liant“ heißt die Schrift, die von der Grafikdesignerin Ingrid Liche für den Arznei- und Kosmetikhersteller entwickelt wurde und von der es eine ganze Reihe mehr oder minder guter Kopien gibt.

Die Liant basiert auf einer von Weleda-Chefdesigner Walter Roggenkamp entwickelten Urform, die aber von Ingrid Liche nicht nur gestalterisch verändert, sondern vor allem digitalisiert und damit für den typographischen Masseneinsatz verfügbar gemacht wurde. Eine in diesem Fall nicht ganz leichte Aufgabe, denn um den ursprünglichen Charakter der Schrift in zeitgemäßer Form zu erhalten, mußten viele unregelmäßige Linienverläufe und Übergänge berücksichtigt werden.

Vor drei Jahren hat Weleda sich auf eine andere Schriftart verlegt. Zwar bot Ingrid Liche ihrer langjährigen Auftraggeberin die Rechte an, doch die zeigte sich nicht interessiert und benutzt seitdem einen der „Urform“ ähnlichen Zeichensatz. Dafür kann nun jeder, der seinen Publikationen einen „anthroposophischen“ Anstrich geben möchte (oder dem die Schrift ganz einfach nur gefällt), den Zeichensatz beim Berliner Schriftenversand FontShop kaufen. „Man findet natürlich“, weiß die Urheberin aus leidvoller Erfahrung, „auch immer Schriften, die ähnlich aussehen, aber die sind meist so schlampig kopiert, daß überhaupt nichts zusammenpaßt.“ Jochen Siemer

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