Comebackversuch bei Mobiltelefonen: Das gute alte Nokia
Der einstige Weltmarktführer will seinem Markennamen wieder zu altem Ruhm verhelfen. Selbst Mobiltelefone bauen will er aber nicht mehr.
Nun will es Nokia doch noch einmal selbst probieren. Nokia-Technologie-Sprecher Robert Morlino sagte am Montag, möchte, dass Menschen „irgendwann“ wieder Technik mit dem „legendären Design und den technischen Innovationen“ in der Hand hielten, die Nokias Ruhm begründet hätten. Allerdings werde man keine eigenen Handys mehr bauen, sondern für Produktion, Verkauf, Marketing und Kundendienst nach Partnern suchen.
„Nokia will also ein virtueller Mobiltelefonhersteller werden“, sagt der schwedische Telekom-Analytiker Lars Söderfjell: Das würde bedeuten, die Finnen übernähmen nur die Entwicklungsarbeit für das Design und die Technik.
Ganz risikolos in Lizenz
Zusammen mit dem Markennamen „Nokia“, der nach wie vor auf vielen Märkten einen guten Klang habe, könne man Smartphones dann an andere Hersteller lizenzieren – wie den Tabletcomputer, der seit 2014 unter der Marke „Nokia N1“ von der taiwanesischen Foxconn produziert wird. Söderfjell: „Für Nokia ist das ziemlich risikolos.“
Unklar ist allerdings, wie schnell es losgehen kann: Nokia hat die Rechte am Markennamen „Nokia“ für Mobiltelefone bis zum vierten Quartal 2016 an Microsoft abgegeben.
Die Zeiten, in denen das Unternehmen 100.000 Menschen beschäftigte, darunter 25.000 in Finnland, sind allerdings definitiv vorbei. Derzeit gibt es weltweit noch 55.000 Angestellte. Die Firma, die fast ein Jahrzehnt lang Marktführer auf dem Mobiltelefonmarkt war, hatte ab 2007 den Anschluss an Apple und Samsung verloren.
Microsoft hatte bei der Übernahme schon 18.000 Beschäftigte entlassen und kündigte in der vergangenen Woche einen Abbau von weiteren 7.800 Arbeitsplätzen an, darunter 2.300 in Finnland. Gleichzeitig wurde der Wert der von Nokia übernommenen Handysparte um 80 Prozent abgeschrieben. „Ein vollkommenes Desaster“, kommentierte die britische BBC.
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