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Coca-Cola und Homo-EheDunkel, ungesund und ätzend

Coca-Cola zeigt in seinem neuen Werbesport ein schwules Pärchen – aber nicht überall. In Irland wird die Sequenz durch eine Heterohochzeit ersetzt.

Das Homo-Pärchen für die Niederlande, Norwegen und Großbritannien. Screenshot: Youtube / Coca-Cola

Was haben der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, und die Sprudelbrause Coca-Cola gemeinsam? Beide wollen ihr Image aufbessern mit den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Putin als Veranstalter, Coke als offizieller Partner. Und beide haben den Ruf, irgendwie dunkel, ungesund und ätzend zu sein.

Nicht nur Putins Gesetze gegen „homosexuelle Propaganda“ wollen Homosexualität nicht in der Öffentlichkeit, auch Coca-Cola möchte das Thema lieber ausblenden: Zwar zeigt Coke in seinem neuen Werbesport ein schwules Pärchen – zumindest in den Ländern Niederlanden, Norwegen und Großbritannien.

In Irland hingegen ersetzt das Unternehmen die Sequenz durch eine Heterohochzeit. In Irland sei die Homo-Ehe schließlich nicht erlaubt, rechtfertigt sich das Unternehmen, sondern nur eine Art eingetragene Lebenspartnerschaft.

Nach Recherchen des irischen LGBT-Magazins Eile kommt das gezeigte Homopärchen jedoch aus Australien. Doch auch dort ist die Homo-Ehe nicht erlaubt. Dass Paar beschließt demnach nicht die Homo-Ehe, sondern ebenfalls eine eingetragene Lebenspartnerschaft.

Was haben Coca-Cola und Putin also noch gemeinsam? Wenn in der PR-Maschine doch mal etwas nicht rund läuft, stellen sie die Kommentare ab: bei der Presse, so weit man es kann – oder zumindest bei YouTube.

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15 Kommentare

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  • SK
    Stefan Kaiser

    Die Begründung von Coca-Cola ist natürlich etwas blöd. Aber immerhin wird in dem Irlan-Werbespot ein interrassisches Paar gezeigt. Ich find die Kritik also etwas überzogen. Vielleicht bringt Coca-Cola ja demnächst noch andere Werbespots heraus, in dem gleichgeschlechtliche Paare als Teil dieser Gesellschaft auftauchen.

  • Das die irische Hochzeit in Irland stattfand, glaub ich übrigends auch nicht. Die Kirche ist zu sehr in leichter Holzbauweise gehalten.

  • Wenn man nicht krankhaft auf Coca-Cola eindreschen will, weil man es aus Pinzip tut, wenn man nicht mit Wall-Mart, McDonalds und Monsanto beschäftigt ist, dann könnte man es auch als stillen Protest sehen. Beides steht auf dem selben Chanel und jeder kann sehen was für wen ist. Zumindest die Wirkung ist die selbe. Irland ist in gewisser Weise bloßgestellt. Aber Schwarze dürfen dort Weiße heiraten, immerhin.

     

    Das das Paar aus Australien kommt ist egal, sie sind Schauspieler oder zumindest Aquivalente.

  • Werbung ist keine idealistische politische Bildungsveranstaltung sondern - ausschließlich! - ein Mittel, die Akzeptanz des beworbenen Produkts bei möglichst vielen Konsumenten zu erhöhen. Das gilt sowohl für Werbespots mit als auch ohne Homo-Hochzeit.

     

    Wenn also in bestimmten Ländern das Markenimage durch die ausdrückliche Integration von Schwulen und/oder Lesben in die positive Werbebotschaft verbessert werden kann, kommt die Szene rein. Schadet so eine Aussage eher, kommt sie raus.

     

    Jeder darüber hinausgehende Anspruch an Werbung eines Wirtschaftsunternehmens ist einfach nur blauäugig. Man stelle sich vor, die Unternehmensführung von Coca Cola wäre geschlossen kategorisch gegen Abtreibung - was gar nicht unwahrscheinlich ist. Wie groß wäre da das Geschrei (und die Umsatzeinbuße), wenn sie ihr Werbebudget dazu nutzen würde, um hierzulande hinterwäldlerische "Pro-Life"-Aussagen zu verbreiten!

  • PI
    Papst Innozenz

    Coca Cola richtet sich alleine nach der Akzeptanz beim Bürger/Konsumenten.

     

    Man schaue sich nur den Anteil an Katholiken in Irland an, sage und schreibe 75 %, gegenüber den Ländern, in denen die Bilder nicht zensiert sind. 25 % in den Niederlanden, 5 % in Norwegen und 10 % in Großbritannien.

     

    Katholiken mögen keine Homos. Also würden sie auch keine Homo-Brause trinken, die sie womöglich homophilisieren könnte.

  • R
    reubel

    gut dass die taz an dem thema dran ist

  • B
    Bieder

    Schön, dass Homosexuelle nun auch spießige Zeremonien abhalten dürfen!

  • Liebe taz, das Unternehmen Coca Cola verfolgt im Gegensatz zu euch keinen Erziehungsauftrag.

    • WW
      Weise Wahrheit
      @Viccy:

      Lieber Viccy,

      jedes Unternehmen hat eine gesellschaftliche Verantwortung. Auch Coca Cola. Und die beisst sich an menschlichen Werten und nicht der Diskrimierung von Minderheiten. Die Information über Homophobie hat nichts mit einem Erziehungsauftrag zu tun, auch wenn Du Dir vieleicht gewünscht hättest, dass diese Info nicht veröffentlicht wird.

      • @Weise Wahrheit:

        Und aus der wabernden Rhetorikblase "gesellschaftliche Verantwortung" leitest Du die Pflicht ab, TV-Spots mit Homo-Hochzeiten auszustrahlen? Das ist nicht Dein Ernst, oder?

    • S
      Sören
      @Viccy:

      Leider verfolgt Coca-Cola doch einen (zumindest zweifelhaften) Erziehungsauftrag. Die Erziehung Coca Cola toll zu finden und gerne zu konsumieren.

      • @Sören:

        Glaube, Demeter und Bioland ticken da ähnlich ;-)

        • S
          Sören
          @Viccy:

          Das habe ich nicht bestritten. Allerdings werden Ökotrophologen eher Demeter Produkte empfehlen als Coca-Cola. Aber man muss ja nicht darauf hören. Es ist ein Menschenrecht, auch ungesund und unaufgeklärt leben zu dürfen, solange man anderen nicht schadet ... Ignoranz ist in einer Demokratie nicht verboten und in unserer Konsumgesellschaft immer noch erwünscht.

          • @Sören:

            Ab und zu ein bisschen Zuckerbrause macht aus einem aufgeklärten Menschen ja auch keinen ignoranten Konsumzombie...

    • I
      insLot
      @Viccy:

      Der war gut!