Clubs gegen A100: Die Autobahn wird weggebasst
Zahlreiche Clubs und Fridays for Future rufen für dem 2. September zum Protestrave gegen die A100 auf. Die Clubs fordern mehr gesetzlichen Schutz.
Dabei ist auch die Clubcommission, laut deren Sprecher Lutz Leichsenring dem Weiterbau des 17. Bauabschnitts sogar 20 Kultur- und Jugendeinrichtungen zum Opfer fallen würden. Auch bedroht sind die Clubs Oxi, Void, Nachtvogel und M01, mehrere Bars sowie drei Wagenplätze, zwei Jugendzentren, das Kulturzentrum Villa Kuriosum und die Zukunft am Ostkreuz, die derzeit ihren Umzug auf eine neue Fläche neben der Wilden Renate vorbereitet. „Würde es sich um eine Oper statt um Clubs handeln, hätte man sich schon intensive Gedanken gemacht und es gäbe bereits Ersatzflächen“, sagt Leichsenring.
Um Clubs zukünftig besser zu schützen, hat die Clubcomission zusammen mit der Bundesstiftung LiveKultur und dem Bundesverband der Musikspielstätten (LiveKomm) die Kampagne #clubsAREculture gestartet. Ziel ist die bundesrechtliche Einführung einer Kulturschallverordnung, die die Lärmbelastung von Clubs neu regelt, indem zwischen den Geräuschen eines Clubs und denen seiner Besucher:innen unterschieden wird. Vor allem aber geht es den Club-Lobyverbänden um eine andere baurechtliche Einordnung: Nicht mehr Vergnügungsstätten, sondern Kulturstätten sollen Clubs sein und damit ihre Existenz auch in nicht reinen Gewerbegebieten legalisiert werden.
Zur Rettung der Clubs auf den Autobahnvorhalteflächen aber würden diese Änderungen, die sich die Koalition auf Bundesebene vorgenommen hat, aber nicht führen, sagt Leichsenring. „Für die Autobahn werden Gebäude unabhängig von ihrer Nutzung enteignet.“ Selbst das denkmalgeschützte Hafenkraftwerk an der Ecke Elsenbrücke/Alt-Stralau, Heimat des Clubs Ost, würde abgerissen werden.
Der 17. Abschnitt der A 100 ist im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt. Auch wenn er sich nicht auf einer im März veröffentlichten Liste von als prioritär zu behandelnden Projekten wiederfand, hält das FDP-Verkehrsministerium im Grundsatz an den Plänen fest – trotz einer Kostenexplosion für den 16. Bauabschnitt, der mit 720 Millionen Euro inzwischen mehr als doppelt so teuer ist wie ursprünglich geplant. Das drohe auch für den Weiterbau zur Storkower Straße, samt Tunnel unter dem Ostkreuz: „Man kann sich vorstellen, dass das ein nächster BER wird“, so Leichsenring.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Außenministertreffen in Brüssel
„Europa spricht nicht die Sprache der Macht“