Christoph Waltz wird Opernregisseur: Kavalier ohne postmodernen Müll
Der Schauspieler Christoph Waltz wird in Antwerpen den „Rosenkavalier“ inszenieren. Von überdreht-komplexem Regietheater hält der Oscargewinner allerdings wenig.
BERLIN dpa | Der Schauspieler Christoph Waltz (56) geht unter die Opern-Regisseure. Er werde an der Vlaamse Opera in Antwerpen beim „Rosenkavalier“ von Richard Strauss Regie führen, erzählte der Schauspieler im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Ein Experiment!“, sagte Waltz, der für „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, hat bereits in Kino und Theater Regie geführt.
Waltz hat keine gute Meinung vom Regietheater. „Ich finde es, ehrlich gesagt, im Theater schwierig, wenn ich dem, was passiert, nicht mehr folgen kann. Wenn ich als Zuschauer plötzlich zum Ko-Autor gemacht werde und mir zusammenreimen muss, worum es da eigentlich geht“, sagte Waltz der FAZ. „Wenn ich keinen Platz mehr da vorne im Bühnengeschehen habe, als Zuschauer, dann muss ich mich zurücklehnen. In dem Moment, wo ich mich zurücklehne, ist eine Distanz geschaffen, dabei möchte ich doch viel lieber involviert werden.“
Ein Regisseur müsse eine Geschichte erzählen wollen, meinte Waltz. Das könne schiefgehen, was sogar auch mal gut sein könne. „Wenn ich aber eine andere Geschichte erzähle, als die von Strauss und Hofmannsthal, dann brauche ich ja nicht unbedingt deren Stück herzunehmen, nur, damit ich was zum Verbiegen habe! Dann kann ich doch gleich meine eigene Story erfinden.“
Über seinen Ansatz beim Inszenieren sagte Waltz: „Ich habe nichts damit gewonnen, wenn ich den 'Rosenkavalier' zukleistere mit postmodernem Müll und das dann dreimal im Kreis herumfahren lasse.“
Die Premiere in Antwerpen soll am 15. Dezember sein. Probenbeginn ist laut Waltz „am 26. Oktober um zehn Uhr. Das weiß ich schon länger auswendig.“ Die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Dmitri Jurowski, die Bühne gestaltet Annette Murschetz, Eva Maria Dessecker macht die Kostüme.
Zu den Gesangssolisten gehören Christiane Karg (Sophie), Maria Bengtsson (Marschallin), Stella Doufexis (Oktavian) und Albert Pesendorfer (Baron Ochs). 2016 soll die Produktion in London vom Royal Opera House Covent Garden übernommen werden. Dann singt Renée Fleming die Marschallin, Andris Nelsons dirigiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht