Christliche Seenotrettung im Mittelmeer: „Poseidon“ kann auf Kurs gehen
Um Menschen im Mittelmeer zu retten: Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland mitgegründetes Bündnis kauft ein früheres Forschungsschiff.
Das Bieterverfahren für das Schiff endete am Donnerstag. Die 1976 in Dienst gestellte „Poseidon“ war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im Einsatz. Das Schiff hat einen Schätzwert von rund einer Million Euro. Das Bündnis hatte zuvor nicht bekanntgegeben, wie viel es bei der verdeckten Versteigerung bieten wollte.
Der Auftraggeber der Ausschreibung – das schleswig-holsteinische Wissenschaftsministerium – hatte nach Angaben eines Sprechers ein Widerspruchsrecht. Das Schiff sei in einem „fairen und transparenten Verfahren“ versteigert worden. „Ich freue mich, dass die „Poseidon“, die über Jahrzehnte im Dienste der Wissenschaft auf den Weltmeeren unterwegs war, nun eine neue Verwendung in der Seenotrettung findet“, sagte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Idee, dass sich die evangelische Kirche an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni 2019 zurück. Der verabschiedete einer von dem grünen EU-Abgeordneten Sven Giegold initiierte Resolution, in der die EKD dazu aufgerufen wurde, ein eigenes Rettungsschiff ins Mittelmeer zu schicken.
Anfang Dezember wurde das Bündnis „United4Rescue“ gegründet. Es hat derzeit rund 150 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders und die Band Revolverheld.
Mehr als 2.500 Menschen und Organisationen haben bereits für das Projekt gespendet. Die EKD selbst hatte stets betont, nicht selbst als Reeder auftreten zu wollen. Den Betrieb des Schiffes soll die Organisation Sea Watch übernehmen.
„Die Poseidon wird zum Symbol für praktizierte Solidarität und Menschlichkeit“, zeigte sich Resolutionsinitiator Sven Giegold zufrieden. Weil sich das Sterben auf dem Mittelmeer tagtäglich fortsetze, sei es wichtig gewesen, schnell ein Schiff zu kaufen. „Die Evangelische Kirche wird der Tatenlosigkeit der europäischen Regierungen nun nicht länger zu sehen“, sagte Giegold.
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