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Chinesische Windkraftanlagen in NordseeBitte nicht hysterisch werden

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Aus Angst vor Spionage regt sich Widerstand gegen Windkraftanlagen in der Nordsee. Solange die meisten Windräder aus westlicher Produktion kommen, sind einige aus China verkraftbar.

Ein Offshore-Windpark in der Nordsee Foto: Paul Langrock

W issenschaftler einer Forschungseinrichtung der Bundeswehr schlagen Alarm, weil in einem großen Windpark in der Nordsee vor Borkum erstmals chinesische Anlagen installiert werden sollen. Sie fordern wegen der aus ihrer Sicht zu hohen Risiken, auf die Windräder zu verzichten: Die Anlagen könnten nach Auffassung der Militärforscher der Spio­nage dienen, und die Regierung in Peking könnte die deutsche Energieversorgung sabotieren.

Auf den ersten Blick klingt das plausibel. Aber: Windkraft ist in Deutschland extrem umstritten – ob im Meer oder auf dem Land. Warnungen, Projekte abzublasen, sind deshalb mit großer Vorsicht zu genießen. Dass es keine Möglichkeiten geben soll, die Risiken in den Griff zu bekommen, erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Der Betreiber des Windparks weist denn auch darauf hin, dass alle kritischen Komponenten wie Steuerungselemente von europäischen Herstellern geliefert werden und alle Sicherheitsüberprüfungen von unabhängigen Ex­per­t:in­nen vorgenommen werden. Wachsamkeit ist in der Tat unverzichtbar. Aber bitte nicht hysterisch werden.

Die Windenergie im Meer muss massiv ausgebaut werden. Ohne diesen Ausbau ist die Energiewende weg von Fossilen nicht zu machen. Noch haben Anlagenhersteller aus den USA und Europa die Nase vorn. Doch chinesische Anbieter drängen stark auf den Markt. Wie bei der Solarenergie wollen sie die Konkurrenz mit Billigangeboten abdrängen. Und hier lauert die wirkliche Gefahr: Es könnte Ähnliches geschehen wie in der Solarindustrie. Heimische Hersteller haben heute kaum die Chance, sich gegen die subventionierten Produkte aus China zu behaupten. Der deutsche Solarausbau ist abhängig von diesen Anlagen.

Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat den seinerzeit boomenden Solarmarkt zerstört. Das darf mit der Windenergie nicht geschehen. Deutschland und die EU müssen für attraktive Rahmenbedingungen sorgen. Solange die meisten Windräder aus westlicher Produktion kommen, sind einige aus China verkraftbar.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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5 Kommentare

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  • Der Begriff "westliche Produktion" scheint derzeit am Ende zu sein. Eventuell müssen wir und bald Gedanken um die Sicherheit von US-Produkten machen.

  • Es ist doch bezeichnend, dass die selben Politiker, die jetzt laut "Spionage!" rufen, überhaupt kein Problem damit haben, dass sämtliche deutschen Behörden inklusive Polizei und Bundeswehr wirklich kritische Informationen in ausländischen Clouds gespeichert werden, über die wir keinerlei Kontrolle haben.

    Im Vergleich dazu ist die Spionage, die über Windkraftanlagen betrieben werden kann, doch eher lächerlich. Es dürfte also eher darum gehen, der finanzstarken Fossillobby einen Gefallen zu erweisen. Würde der Ausbau der Windkraft als das strategisch wichtige Ziel begriffen, der er ist, wäre das Rezept vor befürchteter Spionage nämlich nicht, Anlagen mit mechanischen und elektrischen Komponenten aus China zu verbieten, sondern statt dessen die Europäische Wirtschaft in diesem wichtigen Segment attraktiver zu machen.

  • Im Moment erzeugt Wind 12.5 GWh/h, erneuerbare insgesamt 21.7 GWh/h, fossil 38.8, bei einem Gesamtverbrauch von 64.3 GWh/h und Importen von 3.8. Ein weiterer Ausbau der Windenergie selbst um das dreifache würde hier den Stromverbrauch nicht decken. Bevor Windenergie weiter ausgebaut wird, ist eine effektive Speichertechnologie notwendig. Alles andere ist wirklich Geldverschwendung. Man sollte doch mal versuchen zu verstehen wie die Stromversorgung funktioniert, dass erneuerbare eben manchmal nichts liefern, dass nicht Habeck´sches Wunschdenken, sondern eine objektive Analyse notwendig ist. Sonset schmeisst man wie gesagt Geld zum Fenster raus und muss am Schluss zusätzlich noch 20% teuren französischen Atomstrom kaufen wie es direses Jahr schon ein paarmal passiert ist.

  • Naja konkret kommt noch dazu, dass (Notfall-)Protokolle der offshore Netzinfrastruktur u.a. mit den Herstellern aus CN geteilt werden.



    Und der Projektentwickler, die Luxcara GmbH aus Hamburg hat den Firmensitz offiziell in den Sachsenwald verlegt um Steuern zu sparen, das ZDF Magazin berichtete.



    Nun aber zum eigentlichen Problem: Warum sind die Windenergieanlagen aus CN im Vergleich zu den westlichen Herstellern so billig? Es sind nicht zuletzt die niedrigen Energiepreise aus Kohlekraft, sowie der Zugang zu billigem Stahl, Aluminium und auch Kupfer und Neodym. In Europa verpassen wir es, diese wichtigen Rohstoffe, allen voran Kupfer, Neodym und Terbium für den Ausbau unserer Erneuerbaren zu fördern.



    Wir brauchen massive Investitionen in EE und dessen Wertschöpfungsketten, vom Bergwerk angefangen.



    Aber CN will Europa und vor allem US davon abhalten eigene Rohstoffe zu fördern mit Exportbeschränkungen auf Aufbereitungstechnik.

  • Bei Solarenergie ist das tatsächlich schon ein Problem: Gar nicht wegen der Module, aber wegen der aktiven Komponenten wie z.B. Wechselrichter und Batteriespeicher. Oft kaufen Benutzer hier Komponenten mit Cloud-Anschluß zu denen der Hersteller ungehindert Wartungszugang hat. Das ist dann wirklich gefährlich: a) wegen der Datensammelei und b) weil die Geräte aus der Ferne auch zerstört oder im Fall von Batteriespeichern auch in Brandquellen verwandelt werden können.