Chinesiche Umweltverbände und Apple: Giftige Gase

Apple steht in China unter Druck. Umweltverbände werfen dem Konzern vor, er lasse auf Kosten von Mensch und Umwelt produzieren. Jetzt soll es Gespräche geben.

Blutiges Apple-Design. Der Widerstand gegen Apple wird größer. Bild: reuters

BERLIN taz | Der kalifornische IT-Konzern Apple ist erstmals bereit, mit chinesischen Umweltorganisationen zu sprechen. Fünf chinesische Nichtregierungsorganisationen hatten Apple vergangene Woche erneut für die Umweltsünden seiner Produzenten und Lieferanten in China verantwortlich gemacht. Die Organisationen wiesen in einem Bericht 27 mutmaßlichen Apple-Produzenten schwere Umweltverstöße nach. Unter anderem wurden die Verseuchung von Gewässern mit Schwermetallen und die Freisetzung giftiger Gase festgestellt.

"Wir sind daran interessiert, mehr Details darüber zu erfahren, was ihr über diese Lieferanten herausbekommen habt", heißt es in einer E-Mail von Apples Abteilung für Lieferanten-Verantwortung, die laut der Zeitung China Daily an das Institut für öffentliche und Umweltangelegenheiten in Peking ging. Institutsdirektor Ma Jun, ehemaliger Umweltjournalist, hat den Bericht "Die andere Seite von Apple II" mitgeschrieben.

Der hoch profitable IT-Konzern ohne eigene Fabriken nennt Namen und Standorte seiner Produzenten nicht. Sie zu identifizieren ist detektivische Arbeit. Sie wird nur gelegentlich durch Ereignisse wie die Selbstmordserie bei Foxconn in Shenzhen im ersten Halbjahr 2010, die tödliche Explosion bei Foxconn in Chengdu im Mai 2011, die Vergiftung von 137 Arbeitern bei Wintek in Suzhou 2009 oder den Bestechungsfall bei Kaedar in Kunshan erleichtert. Da wurden jeweils die Verbindungen zu Apple öffentlich.

Das Pekinger Umweltinstitut erstellte eine Datenbank behördlicher Umweltstrafen gegen Elektronikproduzenten und glich dies mit den Zulieferern von 29 internationalen Konzernen ab. Danach wurden die Konzerne aufgefordert, ihre Partner zur Einhaltung der Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsvorschriften zu drängen oder ihnen keine Aufträge mehr zu geben. Die meisten Produzenten beliefern mehrere Weltkonzerne. Als einziger reagierte Apple bisher nie auf die Berichte der chinesischen Aktivisten. Apple "nutzt aus, dass die Überwachung der Umweltgesetze bei uns lückenhaft ist", sagt Man. "Trotzdem arbeitet Apple weiter mit diesen Firmen zusammen und macht so große Profite auf Kosten der Umwelt und der lokalen Bevölkerung."

Der jetzige Bericht ist der fünfte dieser Art, aber der erste, der nur Zulieferer von Apple in China untersucht. Und erstmals reagiert jetzt der Produzent des iPhones und iPads. Apple bekennt sich nach eigenen Worten zu "den höchsten Standards sozialer Verantwortung" und behauptet, bei seinen Produzenten für die Einhaltung der Umwelt- und Arbeitsvorschriften zu sorgen. Dies würde jährlich stichprobenartig überprüft. Doch solange die Audits nicht transparent und nachprüfbar seien, hält Ma Apples Bekundungen nur für leere Worte. Apple wirft den Kritikern vor, in ihrem Bericht auch Firmen zu nennen, die gar nicht für Apple produzierten. Seine Produzenten nennt Apple aber weiter nicht. Dafür wird den Nichtregierungsorganisationen jetzt ein Gespräch per Telefonkonferenz angeboten "Ein Fortschritt, den wir begrüßen", sagt Ma.

Apple macht im chinesischen Großraum, inklusive Hongkong und Taiwan, glänzende Geschäfte. Im ersten Dreivierteljahr erreichte der Konzern dort einen Umsatz von 8,8 Milliarden Dollar. Die vier Apple Stores in Schanghai und Peking sollen die profitabelsten des Konzerns sein. Ma zielt mit den kritischen Berichten auf die Konsumenten - in China und in der ganzen Welt. Er glaubt, dass diese ihre Elektronikgeräte sauber hergestellt haben wollen, und appelliert an sie, direkt bei Apple Druck zu machen.

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