Chinas Weltraummission: Die Überfliegerin

Wang Yaping wird als erste Frau Chinas einen Weltraumspaziergang absolvieren. Klingt nach Müßiggang, ist aber extrem herausfordernd.

Portrait von Wang Yaping in Uniform

Hat mit ihren Kollegen die Raumstation „Taingong“ erreicht und bleibt sechs Monate: Wang Yaping Foto: Carlos Garcia Rawlins/reuters

PEKING taz | Kurz bevor Wang Yaping zu ihrem mittlerweile zweiten Flug ins All aufbricht, meldet sich die Astronautin noch einmal bei ihren Followern auf den sozialen Medien: „Auf Geschäftsreise für das nächste halbe Jahr“, postet die 41-Jährige dort. Was nach reiner Routine klingt, ist jedoch vielmehr ein historischer Moment für das Raumfahrtprogramm des Landes – und ein wichtiges Signal für die Frauen im Land.

Samstagnacht hob die Rakete vom Typ „Langer Marsch 2F“ am Rande der Wüste Gobi ab. Nur zehn Minuten später erklärte die nationale Raumfahrtbehörde den Start der Mission für erfolgreich, und nach weiteren sechseinhalb Stunden erreichte die dreiköpfige Crew ihr Ziel: die sich im Bau befindliche Raumstation Tiangong (Himmlischer Palast). Dort werden die Astronauten Systeme testen, wissenschaftliche Experimente und Bauarbeiten durchführen. Mit sechs Monaten ist es die längste Weltraummission in der Geschichte des Landes.

Chinas Weltraumprogramm verkörpert zweifelsohne den neu gefundenen Stolz einer Nation, die innerhalb weniger Jahrzehnte von bitterer Armut zum technologischen Vorreiter avanciert. Dabei schickte die Volksrepublik ihren ersten Astronauten erst vor 18 Jahren ins Weltall. Der heute 56-jährige Yang Liwei gilt in seinem Heimatland nach wie vor als Superstar, den jeder Schüler und jede Schülerin kennt.

Nun also wird eine Frau in seine Fußstapfen treten. Denn der Astronautin Wang Yaping kommt bei ihrer jetzigen Mission eine besondere Ehre zuteil: Als erste Chinesin soll sie einen Weltraumspaziergang absolvieren. Was nach Müßiggang klingt, ist ein extrem herausfordernder Akt: Bei Außenbordeinsätzen an Raumstationen ist der Astronaut nur durch einen Raumanzug geschützt, was die Motorik stark einschränkt. Zudem ist die dort eingebaute Klimaanlage eine starke Lärmbelastung.

Ihre Biografie – eine Aufsteigergeschichte

Doch Wang hat schon mehrfach unter Beweis stellen können, dass sie die nötige Fitness und Disziplin für einen solchen Einsatz mitbringt. Ihre Biografie liest sich wie eine Aufsteigergeschichte, die wohl nur in China denkbar ist: Wang wuchs in einfachen Verhältnissen als ältere von zwei Töchtern in einer Kirschbauernfamilie im ostchinesischen Shandong auf. Bereits im Gymnasium zeigte sich ihr Lernwille und ihr athletisches Talent, was ihr nach dem Schulabschluss einen Platz an der Pilotenakademie in Changchun sicherte.

Bevor es jedoch hoch hinaus ging, verdiente sich Wang Yaping ihre Sporen innerhalb der Erd­atmosphäre: 2008 flog sie Hilfsgüter in die von Erdbeben heimgesuchte Provinz Sichuan, nur zwei Monate später sorgte sie in Peking mit dem Versprühen von Silberjodid für blauen Himmel während der Olympischen Sommerspiele. 2013 schließlich flog sie als zweite Chinesin ins All. Wang Yaping wird nun von den Staatsmedien wie eine Heldin gefeiert. Die Nachrichtenagentur Xinhua publizierte ein vielgeteiltes Video über die Astronautin, das sie mit ihrer Tochter zeigt. Darin trägt die Fünfjährige einen herzerwärmenden Wunsch an ihre Mutter vor: Sie solle doch bitte einen Stern von ihrer Reise zurückzubringen. „Ich verspreche es dir“, antwortet Wang.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.