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Chinas Kampf gegen Korruption180 Verdächtige im Ausland verhaftet

China verfolgt Korruptionsverdächtige nun auch im Ausland. An viele kommt die Volksrepublik jedoch nicht heran, weil sie in die USA oder nach Kanada geflohen sind.

Chinas Behörden melden einen Erfolg bei der „Operation Fuchsjagd“. Bild: dpa

PEKING rtr | Die chinesischen Behörden haben wegen Wirtschaftsverbrechen 180 Menschen verhaftet, die ins Ausland geflohen waren. Im Zuge der „Operation Fuchsjagd“ seien 104 Personen festgenommen worden, 76 weitere seien nach China zurückgekehrt und hätten sich gestellt, meldete die staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstagabend unter Berufung auf das Ministerium für öffentliche Sicherheit.

Dank der Unterstützung der betroffenen Länder und Regionen sei ein Durchbruch in Afrika, Südamerika, im Südpazifik und in Westeuropa gelungen, erklärte das Ministerium.

Zwanzig Teams seien auf die Philippinen, nach Thailand, Malaysia, Kambodscha und in andere Nachbarländer geschickt worden, hieß es in dem Bericht weiter. 75 Verdächtige seien dabei festgenommen worden.

Vor drei Monaten hatte die Regierung in Peking einen breit angelegten Kampf gegen Korruption aufgenommen, der sich gegen Geschäftsleute und Beschäftigte in den Behörden richtet. Die meisten mutmaßlichen Straftäter flohen in die USA, nach Kanada und Australien. Mit diesen Ländern hat China allerdings keine Auslieferungsverträge geschlossen.

Mitte Oktober hatten australische Medien berichtet, dass die Polizei in Australien bereit sei, China bei der Festnahme und Auslieferung korrupter Beamter zu unterstützen.

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6 Kommentare

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  • Ich möchte gern mal wissen, welches westeuropäische Land Menschen an China ausliefert. Das geht für mich gar nicht. Hallo EU?!?

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Hoffentlich entpuppen sich die angeblichen Kriminellen nicht als Regimekritiker.

  • Bis in die späten 1970er Jahre war China eine der egalitärsten Gesellschaften weltweit. In Folge der kapitalistischen Transformation ist jedoch die soziale Ungleichheit enorm gestiegen. Mit dem Ergebnis, dass die VR China heute zu den Ländern mit den größten sozialen Unterschieden gehört.

     

    Eine Studie der Südwest-Universität für Finanzen und Wirtschaft in Chengdu (Provinz Sichuan) hatte den alarmierenden Koeffizienten von 0,61 errechnet. (Das Nationale Statistikamt in Beijing (nur) 0,47.)

     

    In den Jahren von 1992 bis 2002 hat sich die Zahl der Korruptionsfälle nahezu verdoppelt. In den 1990er Jahren wurden von insgesamt 14.000 Parteimitgliedern etwa 5,6 Prozent wegen Korruption ("ungesunden Tendenzen") angeklagt, während 2004 von 170.850 Mitgliedern der antikommunistischen Konvergenzpartei (KPCh) nur noch 2,9 Prozent strafrechtlich verfolgt wurden. -

     

    Die Wurzeln der Korruption liegen im überkommenen feudal-kapitalistischen Gesellschaftssystem (ähnlich bzw. analog wie in der BRD und EU). Die Wahrscheinlichkeit erwischt und strafrechtlich angeklagt zu werden, steht nicht in Relation zu dem persönlichen und finanziellen Vorteil, der durch die Korruption erreicht wird.

     

    Bei der Beleuchtung von kulturellen Ursachen kommt der Begriff "Guanxi" zum Tragen. Er bedeutet Freundschaft oder Netzwerk. Es bestehen "Guanxi"-Beziehungen unter anderem zu den Familienmitgliedern, denen man auf Lebenszeit, aufgrund von moralischer Verankerung, zur gegenseitigen Unterstützung verpflichtet ist. Dies gilt sowohl für das private als auch geschäftliche Leben. Es gelten Freundschaften aus Schul-, Studien- und Militärdienstzeiten als essentiell und können jederzeit zu neuem (korrupten) Leben erweckt werden.

     

    Zwischen 13 Prozent und 17 Prozent der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung (der realen Wert- und Mehrwertschöpfung der Volkswirtschaft) der VR China unterliegen dem Guanxi-Korruptions-System (jährlich +/- ca. 450 Milliarden Euro an Unterschlagung).

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      [Die Wurzeln der Korruption liegen im überkommenen feudal-kapitalistischen Gesellschaftssystem (ähnlich bzw. analog wie in der BRD und EU).] - Richtig! 'Schland ist um keinen Deut besser.

      • @774 (Profil gelöscht):

        In einem Weltbild in dem es keine Grautöne, sondern nur Schwarz und Weiß gibt, muss man das wohl so sehen...

        • 7G
          774 (Profil gelöscht)
          @Grisch:

          Da haben Sie recht. In 'Schland gibt es keine Grautöne. Nur Gut und Böse. Genau wie in seinem Vorbild, den USA.