piwik no script img

China verabschiedet SicherheitsgesetzSchlag gegen Hongkongs Opposition

Der Ständige Ausschuss des chinesischen Volkskongresses hat einstimmig das umstrittene Sicherheitsgesetz für Hongkong verabschiedet.

Fürchtet nach Verabschiedung des Sicherheitsgesetzes um seine Freiheit in Hongkong: Joshua Wong Foto: ap

Hongkong ap/dpa | China hat das heftig kritisierte Sicherheitsgesetz erlassen, das Behörden ein scharfes Vorgehen gegen subversive und separatistische Aktivitäten erlaubt. Tam Yiu-Chung, der Vertreter Hongkongs beim Ständigen Ausschuss des Volkskongresses, bestätigte am Dienstag die Verabschiedung.

Das Gesetz soll subversive, separatistische und terroristische Aktivitäten eindämmen, und auch gegen ausländische Einflussnahme in Belange der Stadt vorgehen. Es folgt auf monatelange, teils gewalttätige regierungskritische Proteste in Hongkong.

Menschenrechtsgruppen warnten, das Gesetz könne auch gegen oppositionelle Politiker eingesetzt werden, die als nicht ausreichend loyal gegenüber Peking angesehen werden. Diese könnten unter Arrest gestellt oder von Wahlen im September für den Legislativrat ausgeschlossen werden.

Die Zeitung South China Morning Post und der Sender RTHK hatten unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, dass der Ständige Ausschuss das Gesetz einstimmig verabschiedet habe. Die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam hatte sich zunächst nicht dazu äußern wollen, während die Sitzung des Ausschusses noch andauerte.

Hongkongs Oppositionsführer in Angst

Nach Bekanntwerden der Entscheidung haben Joshua Wong und andere Führer der Demokratiebewegung den Rücktritt aus ihrer Partei verkündet. Mit dem Sicherheitsgesetz vor der Tür sei es „kein Unsinn“ für Anhänger der Demokratiebewegung, sich um Leben und Sicherheit zu sorgen, schrieb Wong am Dienstag auf Facebook und teilte seinen Rücktritt als Generalsekretär der 2016 gegründeten Partei Demosisto mit.

Der weltweit bekannte Aktivist schrieb weiter, er glaube nicht, dass sich an der Beharrlichkeit der Hongkonger durch das neue Gesetz oder andere „drakonische Gesetze“ etwas ändern werde. Er wolle weiterhin in Hongkong bleiben, „bis sie mich zum Schweigen bringen und auslöschen.“ Auch die führenden Protest-Gesichter Nathan Law und Agnes Chow kündigten ihren Rücktritt an.

Japan hat mit Bedauern auf die Inkraftsetzung des Sicherheitsgesetzes reagiert. Chinas Vorgehen sei „bedauerlich“ und schade dem internationalen Vertrauen in das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“, mit dem Peking die frühere britische Kolonie verwaltet, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag einen Regierungssprecher in Tokio. Es sei für Hongkong wichtig, ein freies und offenes System beizubehalten, damit es in „demokratischer und stabiler“ Weise in Wohlstand leben könne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!