Chile sagt Weltklimagipfel ab: Klima sucht Konferenz
Nach der Absage von Santiago als Ort der COP25 sucht die UNO nach Alternativen – auch in Bonn. Wer bietet Logistik und Hotels für 30.000 Leute?
„Wir wollen, dass die Konferenz auf jeden Fall stattfindet“, hieß es aus dem UN-Klimasekretariat UNFCCC kurz nach der Bekanntgabe. Es seien „theoretisch alle UN-Standorte“ zu berücksichtigen, hieß es. Neben Städten wie New York, Genf und Nairobi steht damit auch Bonn auf der Liste, wo das UNFCCC sein Hauptquartier hat.
„Ich bin heute von der Entscheidung der chilenischen Regierung informiert worden, im Angesicht der schwierigen Situation des Landes die COP25 nicht auszurichten“, erklärte die UNFCCC-Generalsekretärin patricia Espinosa. „Wir untersuchen derzeit alternative Optionen.“
Das aber ist gar nicht so einfach. Denn für eine UN-Konferenz dieser Größe, es werden etwa 30.000 Teilnehmer, Journalisten und Lobbyisten erwartet, muss es nicht nur ein großes Konferenzzentrum geben. Nötig sind auch technische Bedingungen wie Übersetzungen, ein umfangreiches Sicherheitskonzept nach UN-Standards und ein internationales Pressezentrum für Hunderte von Journalisten.
Costa Rica winkt ab
Dazu kommt, dass nur wenige Regionen innerhalb weniger Wochen Hotelbetten und Verpflegung für 30.000 Menschen zur Verfügung stellen können. Costa Rica, das sich ebenfalls um die Ausrichtung der COP25 beworben hatte, hat bereits als Alternative abgewunken.
Dabei war eigentlich Santiago schon eine Notlösung. Denn ursprünglich hatte sich Brasilien bereit erklärt, die diesjährige Konferenz auszurichten. aber die Wahl des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro vor einem Jahr hatte das Land dazu gebracht, seine Bewerbung zurückzuziehen. In einem Eilverfahren war Chile bestimmt worden.
COPs können mit Zustimmung der betroffenen Länder auch anderswo als im ausrichtenden Land stattfinden. 2017 etwa hatte das Südseeland Fidschi die Konferenz ausgerichtet, sie aber in Bonn stattfinden lassen. Die logistische und finanzielle Hilfe Deutschlands hatte den Gipfel am Rhein möglich gemacht. Nordrhein-Westfalen sei bereit einzuspringen, sagte ein nordrhein-westfälischer Regierungssprecher am Mittwoch. „Der UN-Standort Bonn würde dafür über beste Vorerfahrungen verfügen.“ (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Innereuropäische Datenverbindung
Sabotageverdacht bei Kabelbruch in der Ostsee