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Chefket wirft Taxi-Fahrer Rassismus vorDieser Taxifahrer ist whack

Ein Taxifahrer weigert sich, den Rapper Chefket zu befördern. Der fühlt sich diskriminiert, filmt das Gespräch und bleibt erstaunlich sachlich.

Zumindest ein Taxi-Fahrer in Berlin hat mit seinem Verhalten Werbung für Uber gemacht Foto: dpa

Für einen Rapper bleibt Chefket erstaunlich sachlich. Also dafür, dass er es mit einem renitenten Berliner Taxifahrer zu tun hat, der sich ohne Begründung einfach weigert, ihn zu fahren. Und so bleibt Chefket halt sitzen auf der Rückbank. Zeit muss man sich nehmen. Manchmal für wichtige Dinge und manchmal, um zu zeigen, dass man nicht alles mit sich machen lässt. Und so sitzen die beiden dann in einem Taxi und streiten ein bisschen.

Der Taxifahrer würdigt den Fahrgast kaum eines Blickes, zuckt mit den Schultern und schüttelt seinen Kopf. Und Chefket, der Fahrgast, sitzt auf der Rückbank und holt sein Handy raus. Er hat da so eine Vermutung, warum ihn dieser Taxifahrer nicht fährt. Wie sie wohl viele haben, die aufgrund ihres Aussehens von weißen Deutschen als vermeintliche Ausländer identifiziert werden. Er teilt das Gespräch in einem Instagram-Video, Titel: „Achtung Rassismus Keule #seidochnichtsoemotional #opferrolle“.

Und dann bearbeitet der Rapper den Taxifahrer wie ein Sozialpädagoge bei der Supervision. In einem sachlichen, aber nicht unfreundlichen Ton versucht Chefket mit dem stark berlinernden Taxifahrer auf die Meta­ebene zu kommen.

Was er denn nun falsch gemacht habe und warum ihn der Herr Mitte 50 mit der kahl geschorenen Halbglatze nicht zum Görli fahren wolle. „Sagen Sie doch mal einen ersichtlichen Grund, warum sie mich nicht dahin fahren“, bittet er. Der Fahrer bleibt schmallippig, fast verbissen: „Muss ick nich, weil wir nicht zusammenpassen“, sagt er. „Bestellen Sie doch bitte ein neuet Taxi.“

„Sie waren mir zu schmalzig“

Obwohl man nichts riecht, stinkt alles in diesem Mercedes nach Alltagsrassismus. Im Laufe der vierminütigen Aufnahme wird mehr als deutlich, dass der Rapper auch davor nichts getan hat, was es rechtfertigen würde, ihn nicht zu fahren. Denn tatsächlich sind Taxifahrer verpflichtet, Personen zu befördern, solange diese sich an die Regeln des menschlichen Umgangs halten, nicht zu besoffen sind, nicht pöbeln oder prügeln.

Irgendwann schiebt der Taxifahrer als Begründung vor: „Sie waren mir zu schmalzig gewesen. Wenn sie schon einsteigen und sagen ‚Wie geht’s Ihnen?‘, denn steht’s mir schon bis hier“, sagt er und deutet Richtung Hals. Kurz darauf fängt der Fahrer dann fast zu drohen an: „Früher gab es Sprechfunk. Dann habe ick ’n Codewort gesagt. Dann wären innerhalb von zwei Minuten 25 Taxen um uns rum.“ – „Und was wäre dann passiert?“, fragt Chefket. „Dann wäre die Sache schon beendet.“ Spätestens dann dürfte man dann auch mal unsachlich werden.

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4 Kommentare

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  • Ein guter Grund, ihn nicht zu befördern, wäre das Feature Chefkets mit Xavier Naidoo gewesen.

  • Sauber. Ziemlich blöde Art - die Fleppe zu riskieren - wa.

    unterm—-



    Die - an den Haaren herbeigezogene - Notfalltaste geht klar.



    War mir mal hilfreich - bei nem nächtlichen Überfall.



    Hier aber - Blanker Quatsch & ne strafbare Drohung.



    Wie gesagt - siehe oben.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Es war in den 90ern. Die BVGler sollten in Sachen Freundlichkeit und Höflichkeit geschult werden.

      Also in etwas, das die Berliner nicht in ihrer DNA haben.

      Anstatt wie üblich "Zurückbleim!" zu brüllen, sollten sie "Zurückbleim bitte!" brüllen.

      Einer soll sich geweigert haben und der wurde dann auch entlassen.

      Wiglaf Droste schrieb darüber so:

      So sind die Berliner, lieber arbeitslos, als bitte sagen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Die Nürnberger Busfahrer sind da auch berüchtigt.