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Chef tritt auf KostenbremseNestlé streicht 16.000 Stellen

Die Quartalszahlen zeigen: Das Unternehmen ist auf Kurs zu den Jahreszielen. Trotzdem sollen Tausende Jobs wegfallen. Woran liegt das?

Der Lebensmittelkonzern Nestlé, hier der Hauptsitz in der Schweiz, will 16.000 Stellen streichen Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Jean-Christophe Bott

dpa | Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé will über zwei Jahre weltweit 16.000 Stellen abbauen. Das kündigte der neue Chef Philipp Navratil an. Dabei konnte Nestlé im dritten Quartal sein Wachstum stark beschleunigen. Das Unternehmen ist auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen. Insgesamt setzte Nestlé in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 rund 65,87 Milliarden Franken (70,88 Milliarden Euro) um, wie der Konzern mitteilte. Das entspricht einem organischen Wachstum von 3,3 Prozent – mehr als von Analysten erwartet.

Im dritten Quartal lag das organische Wachstum bei 4,3 Prozent, nach 3,0 Prozent im Vorquartal. Dieses resultierte erneut einerseits aus Preiserhöhungen mit 2,8 Prozent.

Zugleich tritt Navratil auf die Kostenbremse. Von den 16.000 Stellen, die über zwei Jahre gestrichen werden, entfallen etwa 12.000 auf Büroangestellte in verschiedenen Funktionen und Regionen, was bis Ende 2027 jährliche Einsparungen von 1,0 Milliarden Franken bringen soll. Weitere rund 4.000 Stellen sollen im Rahmen von Produktivitätsinitiativen in Produktion und Lieferkette gestrichen werden.

„Die Welt verändert sich – und Nestlé muss sich schneller verändern“, sagte Navratil. Dazu gehörten auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen, die eine Reduktion der Belegschaft in den nächsten zwei Jahren beinhalte. „Zusammen mit weiteren Maßnahmen arbeiten wir daran, unsere Kosten deutlich zu senken, und erhöhen heute unser Sparziel bis Ende 2027 auf 3,0 Milliarden Franken.“

Navratil hatte den Chefposten vor eineinhalb Monaten kurzfristig von Laurent Freixe übernommen. Dieser war nach einem Jahr im Amt wegen einer verheimlichten Beziehung mit einer Mitarbeiterin und Begünstigungsvorwürfen gefeuert worden. Auch Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke ging daraufhin vorzeitig und übergab Anfang an den bisherigen Vize Pablo Isla.

Die Erwartungen an Navratil und Isla sind hoch. Nach Jahren mit schwachem Wachstum und Führungsfehlern soll das Duo wieder mehr Dynamik bringen und aufs Tempo drücken.

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