Champions League: Brüsseler Borussen-Balsam
Weil die neuen Stürmer treffen, holt Dortmund beim RSC Anderlecht seinen zweiten Gruppensieg. Auch Leverkusen bleibt im Rennen ums Achtelfinale.
LEVERKUSEN/BRÜSSEL dpa | In der Bundesliga außer Tritt, in der Champions League voll auf Kurs: Mit dem verdienten 3:0 (1:0)-Erfolg beim RSC Anderlecht hat Borussia Dortmund am Mittwoch frühzeitig die Weichen zum Einzug ins Achtelfinale gestellt. Auch Bayer Leverkusen hat mit beeindruckendem Powerfußball das ersehnte Erfolgserlebnis in der Champions League gefeiert. Der endlich wieder einmal restlos überzeugende Bundesligist ließ am Mittwoch Benfica Lissabon keine Chance und gewann nach einer ganz starken Vorstellung hochverdient mit 3:1 (2:0).
Ciro Immobile (3. Minute) und Adrian Ramos (69./79.) erzielten die Tore für die in der Liga zuletzt dreimal sieglosen Borussen vor 21.000 Zuschauern im Stade Constant Vanden Stock. Dabei schlug der BVB lange Zeit zu wenig Kapital aus seiner Überlegenheit und musste daher bis zum ersten Treffer des eingewechselten Ex-Herthaners Ramos um den Vorsprung bangen.
„Wir haben auswärts 3:0 gewonnen – das ist in Ordnung. Das ist heute ein großer Schritt gewesen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp zum zweiten Sieg in der Vorrundengruppe D. „Der Sieg war souverän. Mit sechs Punkten stehen wir sehr gut da. Jetzt wird es Zeit, dass wir auch in der Bundesliga wieder gut spielen“, sagte Kapitän Sebastian Kehl im ZDF.
Die Dortmunder erwischten beim seit elf Pflichtspielen ungeschlagenen belgischen Meister einen Traumstart. Dabei machte sich Klopps Entscheidung bezahlt, Shinji Kagawa in die Startelf zurückzubeordern. Der japanische Taktgeber, der bei der Derby-Pleite auf Schalke zunächst auf der Bank gesessen hatte, demonstrierte in der 3. Minute einmal mehr seine große Übersicht, als er Immobile den Ball genau in den Lauf legte.
Aus drei Metern am Tor vorbei
Der Neuzugang aus Italien bedankte sich mit seinem zweiten Tor in der Königsklasse. Eine mögliche Vorentscheidung vergab wenig später Pierre-Emerick Aubameyang, der nach toller Kombination über Kagawa und Kevin Großkreutz den Ball aus drei Metern am Tor der Belgier vorbeischoss (10.).
Diese vergebene Chance brachte Dortmunder ein wenig aus dem Takt, plötzlich zeigte auch die Abwehr wieder jene Unsicherheiten, die zuletzt zu unnötig vielen Gegentoren geführt hatten. Nach einem kapitalen Fehler von Kehl bewahrte nur ein Reflex von Keeper Roman Weidenfeller den BVB beim Schuss des 20-jährigen Dennis Praet (15.) vor dem drohenden Ausgleich. Mehr ließ die Hintermannschaft mit Sokratis für den diesmal geschonten Weltmeister Mats Hummels vor der Pause nicht zu und erlangte die Kontrolle über das Spiel zurück.
Nach Wiederbeginn war es erst einmal vorbei mit der Dortmunder Dominanz. Die Westfalen leisteten sich Fehlpässe im Aufbau und agierten nicht mehr so kreativ. Bis auf einen Distanzschuss von Immobile (53.), den Proto entschärfte, blieben klare Gelegenheiten aus. Als das Spiel zu kippen drohte, schlug der BVB aber wieder zu. Nach einer weiten Flanke von Lukasz Piszczek reagierte Ramos am schnellsten und drückte den Ball zum 0:2 ins Netz. Nachdem Aleksandar Mitrovic mit einem Pfostenschuss die Chance zum Anschluss verpasst hatte (75.), machte wiederum Ramos alles klar.
In Leverkusen schossen Stefan Kießling (25. Minute) nach einem Patzer von Benfica-Torwart Julio Cesar, Heung-Min Son (34.) und Hakan Calhanoglu (64./Foulelfmeter) vor 25.203 Zuschauern den Sieg für die Elf von Trainer Roger Schmidt heraus. Für den enttäuschenden Europa-League-Finalisten der vergangenen beiden Jahre traf lediglich Eduardo Salvio (61.).
„Das war extrem wichtig. Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Kapitän Lars Bender nach der Partie. Nach dem 0:1 im Auftaktspiel bei AS Monaco stand Bayer schon gewaltig unter Druck – konnte diesen aber in positive Energie verwandeln und zeigte eine ansprechende Leistung. „Das war die richtige Reaktion. In so einer ausgeglichenen Gruppe ist es ganz wichtig, die Heimspiele zu gewinnen“, sagte Bender. „Wir hatten einen Plan, den wir gut umgesetzt haben. Wir waren zu jeder Zeit hellwach.“
In der zweiten Minute gab der starke Karim Bellarabi einen ersten Hallo-Wach-Schuss aus der Distanz ab. Son nach einem Hackentrick Bellarabis (5.) und Bender mit dem achten Aluminiumtreffer im siebten Spiel (14.) vergaben schon in der Anfangsviertelstunde gute Möglichkeiten. Trotz zuletzt nur eines Sieges in fünf Pflichtspielen war von Nervosität nichts zu spüren. Im Gegenteil.
„Wir haben von der ersten Sekunde gut angefangen, hatten eine gute Körpersprache und haben uns zum Glück auch mit Toren belohnt“, sagte der verletzte Simon Rolfes zur Pause. Entspannt durfte er von der Tribüne aus die Chancenverwertung beobachten.
WM-Keeper mit missglückter Abwehr
Beim 1:0 ließ Benfica-Keeper Cesar einen Schuss von Son unglücklich nach vorne abklatschen, und Stefan Kießling staubte gekonnt zur verdienten Führung ab. Der 34 Jahre alte brasilianische WM-Torwart kam nur zum Einsatz, weil Stammkeeper Artur Moraes im ersten Gruppenspiel gegen St. Petersburg (0:2) Rot gesehen hatte.
Nur neun Minuten später führte eine Kombination der Extraklasse zum zweiten Leverkusener Treffer. Bender und Bellarabi beförderten den Ball im temporeichen Zusammenspiel nach vorne. Der auch von Bundestrainer Joachim Löw beachtete Flügelflitzer Bellarabi legte überlegt zurück auf Son – und der Südkoreaner ließ Cesar mit einem Schuss gegen die Laufrichtung keine Abwehrchance.
Lissabon wirkte gegen die Bayer-Strategie aus Balleroberung und Gegenpressing machtlos. Natürlich erhöhten die Gäste aber nach dem Wechsel Tempo und Engagement. Nach gut einer Stunde gelang Salvio mit der ersten echten Torchance der Portugiesen der Anschlusstreffer, als er mit einem Schuss ins kurze Eck Bayer-Torhüter Bernd Leno überwand.
Doch nur drei Minuten später stellte Calhanoglu den alten Abstand wieder her. Nach einer Attacke des Brasilianers Jardel gegen Kießling entschied der englische Schiedsrichter Martin Atkinson erst spät auf Strafstoß. Calhanoglu verwandelte nervenstark zum 3:1. Bayer war nun dem 4:1 näher als Benfica dem Anschlusstreffer. Doch Kießling (72.) und Calhanoglu (73.) vergaben weitere gute Möglichkeiten.
Die weiteren Spiele
Der FC Arsenal hat mit den Weltmeistern Mesut Özil und Per Mertesacker in der Fußball-Champions-League seine Chance auf das Achtelfinale gewahrt. Die Engländer gewannen am Mittwochabend mit 4:1(3:0) gegen Galatasaray Istanbul und liegen in der Gruppe D mit drei Punkten hinter dem Spitzenreiter Borussia Dortmund (6) auf Platz zwei. Real Madrid gewann beim Königsklassen-Neuling Ludogorets Razgrad aus Bulgarien mit 2:1 (1:1) und führt die Gruppe B mit sechs Punkten an.
Der spanische Meister Atletico Madrid stand nach der Auftaktniederlage gegen Juventus Turin unter Zugzwang. Der italienische Meister gestaltete die Partie indes ausgeglichen. Beide Teams überzeugten mit einer kompakten Abwehrleistung. Dem Türken Arda Turan gelang dennoch das 1:0 für Atletico (75.). Der Vorjahres-Finalisten zog in der Gruppe A mit Tabellenführer Juventus gleich. Beide Teams haben nun drei Zähler auf dem Konto.
Für Malmö FF schoss der frühere Bremer Stürmer Markus Rosenberg beim 2:0 (1:0) gegen Olympiakos Piräus beide Tore. Auch Malmö und die Griechen weisen damit in der Gruppe A je drei Zähler auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Katja Wolf über die Brombeer-Koalition
„Ich musste mich nicht gegen Sahra Wagenknecht durchsetzen“
Scholz zu Besuch bei Ford
Gas geben für den Wahlkampf
Türkei und Israel nach Assad-Sturz
Begehrlichkeiten von Norden und Süden