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CSU sackt in Umfragen abJa, Panik!

Die CSU liegt laut Bayerntrend bei 38 Prozent. Verdient! Und wie sie diesen Abwärtstrend stoppen will, ist ein großes Rätsel.

Mist, wie kommen wir je wieder auf die absolute Mehrheit Foto: dpa

Am Mittwoch Vormittag schien alles noch so, wie es gute Sitte ist. Der bayerische CSU-Ministerpräsident weihte etwas ein und stellte davon Fotos ins Netz. So wie er das seit Wochen fast täglich tut. Diesmal hat Markus Söder einen ICE – laut Auskunft des bayerischen Ministerpräsidenten den „modernsten, neuesten, schnellsten und schönsten Zug“ – auf den Namen „Freistaat Bayern“ getauft. Aber dann kam der Nachmittag, und nun ist nichts mehr so wie zuvor.

Laut einer aktuellen Meinungsumfrage des Bayerischen Rundfunks zur Landtagswahl im Oktober kommt die CSU nur noch auf 38 Prozent. Es ist das schlechteste Ergebnis, das beim Bayerntrend je für die CSU ermittelt wurde. In München herrscht nun blanke Panik.

Mit 38 Prozent wäre der selbst gesetzte Anspruch der CSU, alleine zu regieren, perdu. Beim der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren holte die Partei noch 47,7 Prozent. Nun würde es nur noch ganz knapp für eine Regierungskoalition mit FDP (5 Prozent) und Freien Wählern (9 Prozent) reichen. Bei Koalitionsverhandlungen könnten die beiden der CSU die Daumenschrauben anlegen.

Die SPD käme laut Umfrage auf magere 13 Prozent, sie wird überholt von den Grünen mit 16 Prozent. Die AfD käme auf 12, die Linkspartei auf 4 Prozent.

Unklar, wie die CSU das noch drehen will

Warum die CSU dermaßen absackt, ist klar. Wochenlang stritten sich die Jungs in der Partei- und Fraktionsführung um das Thema Migrationspolitik. Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer drohte erst mit Rücktritt und trat anschließend eben davon wieder zurück. Neu-Ministerpräsident (und Spitzenkandidat) Markus Söder hetzte ungezügelt gegen Geflüchtete und die Kanzlerin von der CDU. Dass die Wählerschaft sich nun von ihrer C-Partei abwendet, konnte nicht einmal mehr Söders Gelöbnis der politischen Demut und rhetorischen Abrüstung verhindern. Der Vertrauensverlust in die Regierungspartei ist fundamental.

Wie die CSU die Stimmung im Land binnen weniger Wochen drehen will, ist unklar. Die von den WählerInnen vergebenen Schulnoten für den Ministerpräsidenten (3,4) und den Parteivorsitzenden (3,9) sind katastrophal. Noch einmal versucht es Spitzenkandidat Söder mit Demut. „Streit nützt nie“, sagte er dem Münchner Merkur. Und er legt nach. „Wir haben verstanden.“ Ab jetzt gehe es um Landespolitik pur. Die Frage ist, wie purer es eigentlich noch werden soll in einem Bundesland, in dem aktuell die Steuergelder nach dem Gießkannenprinzip auf die BürgerInnen herab regnen.

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17 Kommentare

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  • Ich denke, dass die Zeit der "Volksparteien" endgültig vorbei sind und damit auch Wahlergebnisse von 40+X.

  • Also das ist eine Umfrage, kein Wahlergebnis. Aber Seehofer hat eigentlich wochenland Chaos gestiftet und immer wieder die Agenda der AfD bestätigt.

    Das muss sich rächen und ich vermute, dass die CSU dafür bezahlen muss. Das hat nach m.M. auch weniger mit Merkel, als mit der CSU, besonders den geäußerten Ideen von Seehofer zu tun.

    Wenn Seehofer Flüchtlinge zum Hauptproblem der bayrischen und sogar Bundespolitik erklärt, dann fragen alle, wer ist dafür verantwortlich?

    Wer hat diese Menschen hier her geholt oder reingelassen?

    Die Antworten fallen dann auf CDU/CSU zurück und genau auf jenen Seehofer, der lange Ministerpräsident und Führer der CSU war.

    Anstatt das Thema sachlich und andere Themen offensiver anzugehen, entschied Seehofer und zu einem guten Teil Söder andersherum - nun können sie sehen, was passiert, wenn man das Agenda-Setting anderer Parteien übernimmt.

    Die CDU wird austauschbar, zeigt Schwäche, zeigt eine gewisse Ratlosigkeit, scheint debil von der CDU abzuhängen. Flüchtlinge scheinen wie Naturplagen über Bayern und Deutschland hereinzubrechen und wirklich ändern kann es die CSU (und CDU) offenbar auch nicht.

    Diese Bilder hat die CSU von sich selbst erzeugt und das spiegelt m.M. die Umfrage auch wieder.

    Es wird sogar schwer zu ändern sein, deswegen muss die Partei jetzt massiv mobilisieren und klare Abgrenzungen gegenüber der AfD finden, auch zu anderen Parteien muss die CSU im positiven Sinne Abgrenzungen schaffen. Mit weiteren Abgrenzungen gegenüber der CDU wird sie sich keien Gefallen tun.

  • Wer einen Hofnarr zum Ministerpräsidenten macht ist mit 38 % noch gut bedient. Schade nur das sich das Narrentum wie ein Krebsgeschwür auf dem Globus verbreitet.

  • Umfragen sind noch keine Wahlergebnisse.



    Der Marcus wird den Teufel schon mit dem Kreuze austreiben. Ein bißchen Knoblauch und ein hölzener Spieß würden dabei sicher auch nicht schaden «(º¿º)»

  • 9G
    96551 (Profil gelöscht)

    jetzt mal ganz ehrlich, wäre ich an stelle der csu, hätte ich auch panik.



    seit jahren gräbt der unionspartner ihr das wasser ab, indem sie eine partei recht von ihr groß gemacht und selbst erheblich nach links gerückt ist.



    da würde ich - als csu - auch mal gepflegt am rad drehen. zumal sie so gut wie keine alternativen hat.



    in ein paar jahren werden wir voraussichtlich vor einer völlig neuen parteienlandschaft stehen - ob die das land besser machen wird, wage ich zu bezweifeln.

    • @96551 (Profil gelöscht):

      "seit jahren gräbt der unionspartner ihr das wasser ab, indem sie eine partei recht von ihr groß gemacht und selbst erheblich nach links gerückt ist."

      Was ein Schwachsinn... wenn man halt erkannt hat das die eigenen alten Positionen falsch sind, verharrt man doch nicht dabei um als rechtsnationale Schutzmauer zu fungieren

  • na und was ist mit schwarz-grün? passt doch, oder?

  • Hoffen wir das es noch weiter runter geht! keine Partei hat diesem Land seit meiner Geburt mehr geschadet... außer vielleicht noch die SPD seit Schröder

    • @danny schneider:

      Sie leben offenbar nicht in Bayern.

  • „Wir haben verstanden.“ sagte der Seehofer Horst schon nach der Bundestagswahl.



    Die CSU hat gar nichts verstanden, sie läuft lieber weiter den Parolen der AfD hinterher.



    Ein AfD-Wähler der die Hetze dieser Partei gut findet, wählt doch lieber das Original…



    Und typisch CSU gibt es wieder eine Aufgabenteilung.



    Einer übernimmt Abteilung Attacke gegen die Schwester CDU und die Saupreißen: in diesem Fall macht das der Seehofer.



    Und Abteilung Mäßigung, die einspringt wenn die Attacke kein Umfrageplus bringt, übernimmt hier der Söder.



    Wie die CSU tickt, sieht man ja an der Aussage über den ICE „Freistaat Bayern.“



    Laut Söder: Dem „modernsten, neuesten, schnellsten und schönsten Zug“.



    Natürlich, nur weil der ICE Bayern heißt, ist er schneller als die baugleichen Züge der gleichen Serie.



    Nur ein Blöder glaubt dem Söder…

  • Während CSU "Ausgrenzungspolitik" der Willigen auf der Bundesebene betreibt haben viele Menschen in Bayern (v. a Niedriglohnsektor und Durchschnittsvediener) große Probleme mit zu hohen Mietn. Das sollte die Opposition nutzen. Zudem privilegiert die CSU die reichen und wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen, für die wegen Einkommen die Miete gar nicht wichtig ist.

  • Wenn SPD, Linke und Grüne eine noch aggressivere Wahlkampagne führen würden, mit deutlicheren Hinweisen auf die Fehltritte der CSU in der Bundespolitik, gebe es für die CSU viel deutlichere Abstriche bei den Wählern. Die Gesundheitsreform von Herrn Seehofer auf der Bundesebene hat die Ökonomisierung im Gesundheitswesen bundesweit eingeführt. Als Ergebnis hat Deutschland nun Pflegenotstand (z.B. eine Zeitung rechnet extra ab dieser Reform), Ärztemangel, Skandale wegen Keime (s. Ansteckungen und Todesfälle pro Jahr) Skandale bei Abrechnungen, Fallzahlen, zu vielen nicht erforderlichen Operationen und Fallpauschalen, was nicht nur gesundheitlich sondern auch finanziell durch zu hohen Krankenkassenbeiträge der Gesamtbevölkerung schadet. Einige Ärzte engagieren sich seit Jahren öffentlich dagegen. Außerdem die Anti-Asys- und Anti-Migrantenpolitik könnte der Beginn des Zerfalls der Europäischen Union bedeuten.

    • @Stefan Mustermann:

      Ja die von ihnen aufgeführten Probleme sind auf die Gesundheitsreform zurückzuführen. Sieht man schon daher, dass es diese früher nicht gab. ^^

  • "Ab jetzt gehe es um Landespolitik pur. Die Frage ist, wie purer es eigentlich noch werden soll in einem Bundesland, in dem aktuell die Steuergelder nach dem Gießkannenprinzip auf die BürgerInnen herab regnen."

    Versteht einer was das heißen soll??

    • @Flipper:

      So schwer ist das doch nicht zu verstehen, es war eine Spitze gegen Söders Regierungserklärung, betitelt mir „das Beste für Bayern“ und der Geldausgebe-Politik vor der Wahl:

      - neue Wohnungen (10.000) und neue Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim



      - neue Mobilfunkmasten



      - 500€ pro Arbeitnehmer für Weiterbildung



      - digitales Klassenzimmer



      - neue Grenzpolizei



      - neue Verwaltungsrichter



      - Raumfahrtprogramm



      - neue Kreuze in der Verwaltungsrichter

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Flipper:

      Taz Polemik gegen den Hassgegener CSU?

    • @Flipper:

      Nö.