CSD in Münster: Angriff auf trans Mann

Ein Unbekannter hat einen Transmann in Münster schwer attackiert. Der Queerbeauftragte der Bundesregierung fordert rasche Aufklärung des Falls.

CSD-Fähnchen liegt auf dem Boden

„…so ein Angriff zeigt: Es muss weiter für LGBTQIA+-Rechte auf die Straße gegangen werden“ Foto: Stefan Boness

BERLIN taz | Eigentlich hätte es ein großes buntes Fest sein sollen: der Christopher Street Day (CSD) am Samstag in Münster. Doch die Veranstaltung wurde von einem lebensgefährlichen Angriff auf den Transmann Malte C. überschattet. Am Montag lag er immer noch im Krankenhaus, sei allerdings außer Lebensgefahr, wie es in Berichten des WDR hieß. Die Polizei Münster bestätigte den Fall am Montag und ermittelt nun. Laut Polizeibericht wurden zuvor auch andere Teilnehmende von dem mutmaßlichen Täter verbal attackiert.

„Es heißt ja manchmal, die Community wäre schon längst gleichberechtigt. Genau so ein Angriff zeigt: Es muss weiter für LGBTQIA+-Rechte auf die Straße gegangen werden“, sagte Jan Baumann aus der Queeren Gemeinde Münster der taz. Am Sonntagabend wurde wie jedes Jahr nach dem CSD der Abschlussgottesdienst der Pride-Weeks in der Heilig-Geist-Kirche abgehalten. Diesmal war es auch ein Gottesdienst für Malte C. Die eigentliche Parade am Samstag in Münster war erfolgreicher als erwartet. Die Ver­an­stal­te­r*in­nen hatten rund 3.000 Teilnehmende angemeldet, Polizeiangaben zufolge waren teilweise 10.000 Menschen auf der Demonstration.

Die Parade verlief durch die Innenstadt zum Hafen. Hier soll dann ein noch unbekannter Täter auf Malte C. ­eingeschlagen haben. Zuvor hatte der Täter andere Teilnehmende homophob beleidigt. C. bat ihn, damit aufzuhören. Woraufhin der Täter mindestens zwei Mal zuschlug. C. kam mit Hirnblutungen ins Krankenhaus, heißt es auf queer.de. Auch wenn er nicht mehr in Lebensgefahr sein soll, trage er „mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Schäden davon“, schreibt der Verein Trans-­Inter-Münster auf Facebook. Malte C. war in der Selbsthilfegruppe TransIdent Münster des Vereins aktiv.

Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sagte der taz, er sei entsetzt über die Nachricht von dem schlimmen Angriff: „Es muss eine schnelle Aufklärung dieser transfeindlichen Tat und strafrechtliche Verfolgung der Tä­te­r*in­nen geben. Wir beobachten mit großer Sorge die zunehmende transfeindliche Hetze.“ Außerdem fordert Lehmann von den Bundesländern, dass ihre Polizei sensibel auf queerfeindliche Straftaten reagieren sollte, um so die Anzeigebereitschaft der Opfer zu erhöhen.

Hohe Dunkelziffer an Übergriffen

Auch Kalle Hümpfner, Fach­re­fe­ren­t*in für gesellschaftspolitische Arbeit beim Bundesverband Trans*, sagte der taz, der Verband sei zwar schockiert, aber leider nicht überrascht. „Jedes Jahr werden mehr Fälle der Polizei gemeldet.“ Aber es müsse von einer größeren Dunkelziffer ausgegangen werden, denn „viele trans* Personen melden transfeindliche Gewalt nicht, da sie befürchten, von der Polizei nicht ernst genommen zu werden.“

Der Lesben- und Schwulenverband veröffentlichte Zahlen des Bundesinnenministeriums zu Straftaten aus dem Themenfeld „Geschlecht/Sexuelle Identität“, also unter anderem zu transphoben Taten. Im Jahr 2021 wurden dem 340 Fälle, davon 57 Gewalttaten zugeordnet. Im Vorjahr waren es 204 Straftaten. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl somit um fast 140 Fälle erhöht. Die Zahlen stammen aus einer schriftlichen Frage der Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws (Grünen).

Sven Lehmann ergänzte Maßnahmen der Bundesregierung gegen Diskriminierung und Hasskriminalität: „So sollen Sicherheitsbehörden Hasskriminalität aufgrund des Geschlechts und gegen queere Menschen zukünftig separat erfassen, um auf Grundlage der statistischen Kennzahlen geeignete Maßnahmen zum Schutz von LSBTIQ* zu entwickeln.“

Seit dem 1. Januar 2020 gibt es das Unterthema „Geschlecht/sexuelle Identität“ in der Statistik zu Hasskriminalität.

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