COP28-Präsident in der Defensive: Er fühlt sich missverstanden
Der Präsident der Weltklimakonferenz muss sich rechtfertigen. Er sagt, Medien hätten seine Aussagen aus dem Kontext gerissen.
Zuvor hatte er darüber gesprochen, welche Erfolge er bisher auf dem Klimagipfel sieht. Die Zitate aus dem Medienbericht nannte er „aus dem Kontext gerissen“ und „fehlinterpretiert“. Al-Jaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Manager des staatlichen Ölkonzerns Adnoc.
Als Gastgeber und Präsident der Weltklimakonferenz hat er zwar keine formale Entscheidungsgewalt, muss aber zwischen den fast 200 Regierungen vermitteln. Dabei ist Glaubwürdigkeit für ihn ein wichtiges Kapital. Klimaaktivist*innen demonstrierten am Montag auf dem Konferenzgelände für den Ausstieg aus den fossilen Energien, darunter Luisa Neubauer von Fridays for Future. „Die Wissenschaft ist deutlich“, stand in Anspielung auf al-Jabers Aussagen auf ihren Schildern.
„Ich habe wieder und wieder gesagt, dass die Reduktion fossiler Energie und ein Ausstieg unausweichlich sind“, sagte al-Jaber nun. Allerdings hat er sich in der Vergangenheit durchaus anders geäußert, wenn auch nicht so deutlich wie laut dem Medienbericht des Guardian. Im Mai sprach er beispielsweise auf dem Petersberger Klimadialog in Berlin davon, aus „fossilen Emissionen“ aussteigen zu wollen, nicht aber aus den fossilen Energien.
„Leidenschaft für Wissenschaft zentral“
„Wir wissen, dass die Energien, die heute genutzt werden, auch noch bleiben werden“, so al-Jaber damals. Seine Lösung sind Technologien wie die Abscheidung und anschließende unterirdische Lagerung des Treibhausgases Kohlendioxid (CCS). Das Problem: Diese sind bisher sehr teuer und gelten als nur wenig verfügbar.
Als Ingenieur sei seine „Leidenschaft für Wissenschaft zentral für seine Karriere gewesen“, betonte al-Jaber nun. Sein Polarstern sei das 1,5-Grad-Limit. Das bedeutet: die Erderhitzung bei durchschnittlich 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellem Niveau zu stoppen. Im Pariser Weltklimaabkommen haben die Staaten versprochen, dass bei „deutlich unter 2 Grad“ Schluss ist und möglichst schon bei 1,5 Grad.
Schon auf die aktuell etwa 1,2 Grad Erderhitzung sind nachweislich zahlreiche Extremwetterereignisse mit Milliardenschäden und vielen Toten zurückzuführen. Die klimaschädlichen CO2-Emissionen der fossilen Energiegewinnung sind – bis auf eine kurzweilige Ausnahme durch die Corona-Lockdowns – bislang dennoch weiter angewachsen.
Unerwarteten Beistand bekam al-Jaber vom Chef des Weltklimarats Jim Skea, den der Konferenzpräsident der Presse am Montag als „meinen lieben Kollegen Jim“ vorstellte. Er habe mehrfach eins zu eins mit al-Jaber gesprochen, erzählte der Wissenschaftler vor den Journalist*innen. „Ich kann sagen, dass Dr. Sultan der Wissenschaft gegenüber sehr aufmerksam war, und ich glaube, dass er sie vollständig verstanden hat.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören