CO2-Rekord hat Folgen: Hitzefrei mit Klimastempel

Rekord-Temperaturen wie im Juli werden durch den Klimawandel mindestens fünfmal wahrscheinlicher. Das geht aus einer neuen Studie hervor.

Sonnenuntergang

Gluthitze: nicht für alle ein Spaß Foto: dpa

BERLIN taz | Auch in der Hitzewelle, die im Juli Westeuropa heimsuchte, steckt nach einer neuen Studie eine ganze Menge Klimawandel: Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius über mehrere Tage sind nun in Deutschland alle zehn Jahre wahrscheinlich, ohne die Erderhitzung kämen sie nur alle 50 bis 100 Jahre vor.

In Frankreich und den Niederlanden ist die Hitze sogar noch deutlicher mit dem Klima verbunden: Eine solche Hitzeperiode „hätte ohne menschlichen Einfluss auf das Klima nur eine extrem geringe Chance“ von etwa einmal in 1000 Jahren, heißt es in der Studie „Der menschliche Beitrag zur Redkordhitzwelle im Juli 2019 in Westeuropa“, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Die Untersuchung wurde von einem Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengestellt, die in französischen, niederländischen, deutschen, Schweizer und britischen Instituten arbeiten. Sie arbeiten an der Frage, ob und in welchem Maße Wetterextreme wie Hitzewellen dem Klimawandel zugerechnet werden können. Diese „Zuordnungswissenschaft“ der „World Weather Attribution Project“ ist relativ neu und könnte die juristische und politische Debatte um die Klimapolitik beeinflussen.

Bisher galt unter Experten die Ansicht, dass einzelne Wetterphänomene nur sehr vorsichtig mit der Klimaentwicklung in Verbindung gebracht werden können. Die neuesten Daten sprechen eine andere Sprache. Ohne den menschengemachten Klimawandel wären die Hitzetage im Juli um 1,5 bis 3 Grad Celsius kühler gewesen, ist sich die Forscherteam sicher. Und der menschliche Einfluss aufs Klima habe alle untersuchten Hitzewellen in Europa aus den Jahren 2003, 2010, 2015, 2017, 2018 und 2019 „viel wahrscheinlicher und intensiver gemacht“.

Auch unterschätzten die bisherigen Klimamodelle die Häufigkeit von Hitzewellen, verglichen mit den aktuellen Temperaturmessungen. Die Forscher warnten davor, zunehmende Hitze könne der Gesundheit schaden und Leben gefährden.

Das Risiko sei aber auch abhängig von der medizinischen Versorgung, der Altersstruktur der Bevölkerung und den Vorbereitungen für solche Notfälle. Schon Anfang Juli hatte das „World Weather Attribution Project“ in einer Studie zur Hitzewelle in Frankreich auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Die außergewöhnlich hohen Temperaturen von mehr als 45 Grad im Juni seien „mindestens fünfmal so wahrscheinlich“ geworden durch die Erderhitzung im Vergleich zu 1900, als noch kaum menschengemachtes CO2 in der Atmosphäre war.

„Der Trend ist auch in anderen europäischen Ländern ähnlich“, sagte Friederike Otto von der Universität Oxford, die an beiden Studien mitgearbeitet hat, gegenüber der taz. „Der Klimawandel findet hier und heute statt. Er ist nicht nur ein Problem unserer Kinder“.

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