CDU in Berlin: „Zeigen, dass wir da sind“

Kevin Kratzsch will der CDU ein frisches Image verpassen. Seine Chancen auf ein Direktmandat in einem grün geprägten Berliner Wahlkreis sind mies.

Portrait von Kevin Kraatzsch

Underdog im grün-links dominierten Territorium: Kevin Kratzsch Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Fragen danach, was konservativ eigentlich bedeute, nerven ihn. Auf Parteimitglieder wie Hans-Georg Maaßen will er nicht reduziert werden. Und vor allem das Bild der alten, grauen Union nicht ohne Weiteres hinnehmen. Kevin Kratzsch, 38 Jahre alt, sieht sich als Teil einer neuen und jüngeren Strömung in seiner Partei. Für den Wahlkreis Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost versucht er nun erstmals in den Bundestag einzuziehen.

Kratzsch kommt ursprünglich aus Hannover, wo er im Unternehmen seiner Eltern arbeitete, einem Schaustellerbetrieb. Seine Chancen, das Direktmandat zu gewinnen, sind schlecht bis aussichtslos, und auch für den Einzug über einen Listenplatz müsste seine Partei noch ordentlich zulegen.

Aber immerhin – der Wahlkampf scheint ihm Spaß zu machen. „Und wertlos ist der nicht. Wir zeigen, dass wir, die Jüngeren, da sind“, sagt er. Über 40 ist in seinem Team niemand, eher noch bei der Jungen Union. Nach Terminen geht man gerne zusammen feiern. Kratzsch macht lieber Kneipen- statt Haustürwahlkampf. Das liege allerdings auch an seinem urbanen und „geilsten“ Wahlkreis.

Ein von der Großstadt geprägtes Weltbild, das er zum Beispiel den Grünen zuschreibt, beäugt er dennoch kritisch. „So sieht die Welt einfach nicht aus“, sagt er. Geht es um „grüne Ideologien“, wird der sonst locker auftretende „Kevin für Berlin“ ernsthafter. Ein Tempolimit hält er für Symbolpolitik, der einst geforderte Veggieday habe sich offensichtlich erledigt und sowieso: Innovationen und pragmatische Überlegungen seien der zielführende Weg.

Politik soll entspannter werden

Kratzsch prägt seine unternehmerische Herkunft. Forderungen nach Steuererhöhungen entgegnet er, dass zum Beispiel der Betrieb seiner Eltern längst genug an den Staat gezahlt habe. Solche Maßnahmen träfen häufig die Falschen. „Es braucht nicht für jedes Problem einen starken Staat. Das ist einfach nicht mein Verständnis von Politik“, sagt er. Die solle entspannter werden und sich nicht den ganzen Tag so ernst nehmen.

Als nach dem zweiten Triell die Fans des Kanzlerkandidaten „Armin Laschet wird Kanzler“ zur Melodie von „Seven Nation Army“ gesungen haben, war Kratzsch dabei. „Endlich kam dieses Auswärtsfahrt-Feeling auf“, beschreibt er die Stimmung.

Klar, die Union habe sich ihren staubig-grauen Ruf zum Teil selbst zuzuschreiben. „Wenn uns aber Leute als Nazis bezeichnen, trifft mich das“, sagt er. Immerhin gebe es zunehmend junge Stimmen in der Partei. Im Bundestag sind die selbsternannt Progressiven der Union bislang jedoch nicht breit vertreten.

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