: CDU gegen späte Ehrung
■ Tiergartener CDU will keinen "Mathilde-Jacob-Platz". Bürgerbegehren gegen Benennung des Rathausplatzes nach engster Vertrauter von Rosa Luxemburg
Für den Tiergartener CDU- Fraktionschef Kurt Lauke ist Mathilde Jacob einfach nur eine „Kommunistin“ und deshalb als Namensgeberin für den Rathausvorplatz an der Turmstraße „nicht akzeptabel“. Deshalb hat Lauke ein Bürgerbegehren initiiert, um den Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom vergangenen Sommer, den Platz in Mathilde-Jacob-Platz umzubenennen, erneut in der BVV zur Diskussion zu stellen. Werden in den nächsten zwei Monaten rund 4.600 Stimmen gesammelt, müssen die Bezirksverordneten noch einmal abstimmen.
Mathilde Jacob, Inhaberin eines Schreibbüros und engste Vertraute Rosa Luxemburgs zwischen 1914 und 1919, lebte 30 Jahre in Tiergarten. Sie war erst Mitglied der SPD und später der KPD, aus der sie 1921 ausgeschlossen wurde. Weil sie Jüdin war, wurde sie 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet.
Doch die Person Mathilde Jacob ist dem Tiergartener CDU- Fraktionschef nach eigenen Angaben „piepsegal“. Die Umbennung sei nichts anderes als eine „ideologische Befriedigung einiger Randgruppen“. Lauke gibt zu, daß er sich erst nach dem BVV-Beschluß mit dem Leben und Wirken Jacobs beschäftigt habe. Sein Fazit: „Jacob hat keinen Bezug zum Bezirk Tiergarten.“ Daß die Publizistin dort einen Großteil ihres Lebens verbracht hat, scheint für ihn keine Rolle zu spielen. Er möchte den Rathausplatz dem ehemaligen SPD-Bezirksbürgermeister von 1960–1975, Joachim Karantz, widmen.
Für die Tiergartener Bündnisgrünen ist die CDU-Initiative eine „Schmutzkampagne“, die von „dumpfem Antikommunismus“ zeuge. So ärgert sich Bezirksbürgermeister Jörn Jensen, daß es der CDU bei dem Bürgerbegehren nicht um „basisdemokratische Grundsätze“ gehe, sondern um „politischen Opportunismus“. Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Jutta Leder ist über das Vorgehen der CDU empört. Sollte das Bürgerbegehren tatsächlich erfolgreich sein, brauche Lauke bei einem erneuten Abstimmungsverfahren erst gar nicht auf mögliche „Abweichler von der SPD“ zu hoffen: „Unser Entschluß steht fest, den Platz in Mathilde-Jacob-Platz umzubenennen.“ Julia Naumann
Am 26. August um 20 Uhr findet in der Akademie der Künste eine Podiumsdiskussion und Lesung der „Initiative Mathilde Jacob“ statt.
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