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CDU-Politiker nimmt Asylbewerber aufHassmails wegen Flüchtlingen

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt hat zwei junge Asylbewerber in sein Haus aufgenommen. Nun bekommt er deshalb täglich Hass-Mails.

Der Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt (CDU) sagt: „Wir brauchen einen Gesinnungswandel.“ Foto: dpa

Briesen dpa | Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt wird bedroht, weil er Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat. „Täglich bekomme ich E-Mails mit Beleidigungen. Manchmal sind sogar Morddrohungen darunter“, sagte der Politiker aus Briesen (Oder-Spree) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Patzelts Familie hatte vor rund einem Monat zwei Asylbewerbern aus Eritrea Zuflucht bei sich gewährt. Sie wohnen im Dachgeschoss des Einfamilienhauses. Patzelt war zeitweise Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder). Der 68-Jährige wirbt dafür, sich im Alltag stärker für Flüchtlinge zu engagieren. „Wir brauchen einen Gesinnungswandel.“ Für die Aufnahme der Flüchtlinge erfahre er auch viel Zuspruch, sagte er.

Dass Asylbewerber bei Menschen privat unterkommen, scheint selten zu sein. Viele Landkreise und kreisfreie Städte in Brandenburg gaben auf Anfrage an, dass ihnen in ihrer Region kein solcher Fall bekannt sei.

Das Zusammenleben mit den beiden jungen Männern funktioniere gut, sagte Patzelt. Nun gehe es darum, dass sie eine Beschäftigung fänden. Einer von ihnen macht derzeit eine Art Praktikum im Gemeindezentrum Briesen. Unter anderem hilft er bei der Gartenarbeit. Amtsdirektor Peter Stumm sagte: “Wir haben die Pflicht, Perspektiven für Flüchtlinge zu schaffen, um sie zu integrieren.“ Das sei eine moralische Pflicht. Möglicherweise tut sich in der nächsten Woche laut Patzelt eine weitere Praktikumsstelle in einem Supermarkt auf.

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21 Kommentare

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  • Hass-Mail-Schreiber raus! Ab nach Syrien mit Euch.

  • Habe häufiger von Asylgegnern gelesen dass Asylbefürworter ja Flüchtlinge bei sich Zuhause aufnehmen könnten. War scheinbar kein ernst gemeinter Vorschlag. Sie gingen wohl davon aus dass das eh keiner tun würde...

    • @JammerLammy:

      War irgendwie auch mein erster Gedanke. Schon komisch oder?

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)
    • @2097 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank für den interessanten Link!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Für mich zählt nur, WAS jemand tut und nicht WARUM jemand etwas tut. Stätestens seit dem Tod von Mutter Theresa wissen wir doch, dass der selbstlose, 'reine' Altruismus ein Mythos ist. Und das sage ich als einstmaliger Kümmerer und Helfer par excellence.

     

    Von daher ist es für mich auch nicht im Geringsten verwerflich, für ein soziales Engagement etwas zu erhalten. Auch für einen früheren Ost-Bürgermeister nicht.

     

    Eines ist zutreffend: für Menschen mit niedrigem Einkommen, die jeden Cent zwei, drei Mal umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben, sind Ehrenamt/ Freiwilligenarbeit kein alltagstaugliches Modell.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was an dem Wort "Morddrohungen" haben Sie nicht kapiert?

       

      Es sei, schreiben Sie, "nicht im Geringsten verwerflich, für ein soziales Engagement etwas zu erhalten." Dieser "Ost-Bürgermeister" erhält Drohungen für sein soziales Engagement. Ist das "verwerflich"? Aber ja, auf jeden Fall!

       

      Im Übrigen irren Sie sich. Gerade für "Menschen mit niedrigem Einkommen, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen", ist Solidarität ein "alltagstaugliches Modell". Eins, das sie leben, weil es gar nicht anders geht. Sie haben nämlich häufig Freunde und Bekannte, die selbst nicht so viel haben, die also auch nichts zahlen können für die Unterstützung und die Hilfe, die sie mitunter dringend brauchen.

       

      Das (nicht vorhandene) Geld ist gar nicht das Problem. Schlecht ist, dass manche Leute nie gelernt haben, den eigenen Kopf zu benutzen, weil immer jemand Anderer für sie gedacht hat. (So etwas führt im Übrigen nicht so ganz selten auch zu einer klammen Haushaltskasse.) Wer aber gar nicht selber denkt, betrachtet Zuwanderer mitunter eher als Konkurrenten, weniger als Leidensgenossen oder potentielle Freunde. Das hat vor allem was mit der (nur selten erkennbaren) positiven Vorbildwirkung zu tun.

       

      Genau deswegen muss ja Martin Patzelt Drohungen aushalten: Wenn sich das rumspricht, dass soger Politiker wie er ein Zusammenleben mit den "Neuen" nicht zu fürchten brauchen, dann wäre ist das ganz schlecht für das Geschäft gewisser Ideologen. Solcher, beispielsweise, die aus ureigenen Zielen und Interessen heraus die deutsche "Basis" gegen die deutschen "Eliten" in Stellung zu bringen versuchen. Und dabei ist doch gar nicht das Elite-Sein oder das Basis-Sein als solches problematisch, auch nicht das CDU- oder das Linke-Sein. Mist ist es, wenn man Arschloch ist. Dann denken nämlich Andere, dass sie das lieber auch sein sollten.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        An wen haben Sie eigentlich gedacht, wen haben Sie gemeint, als Sie derart vehement auf mich eingedroschen haben???

         

        Auch nach mehrmaligem Nachlesen konnte ich in meinen Ausführungen (weder wörtlich noch sinngemäß) etwas von 'Morddrohungen' finden.

        Das hinterlässt Unbehagen, einen faden Nachgeschmack. Wollen Sie sich einen Popanz aufbauen?

         

        Aus meiner Sicht ist das fehlende Geld in der Tat häufig der Kern des Problems. Etwa, wenn ich auf dem flachen Lande Freunde nicht besuchen kann, weil die Fahrkosten mit Bus und Bahn nicht erschwinglich sind.

         

        Selbstverständlich gilt dies nicht für Menschen, die ausreichend Geld haben und für die es um wohlfeile Alltagslyrik geht. Überschrift: Mit fremdem Arsch durch's Feuer reiten.

        (Zu welcher Fraktion gehören Sie?)

         

        Zur Frage von Ehrenamt: wieso sollte ich umsonst arbeiten, wenn ich keinen bezahlten Nebenjob finde, mit dem ich aus der Armutsfalle heraus käme? Als auf die Spitze getriebene Selbstkasteiung?

         

        Die Zeiten, in denen ich die Welt retten wollte, sind unwiderbringlich vorbei. Soll sie es doch selbst tun.

         

        Ps. Dass meine Gedanken andere sind als Ihre sollte doch (noch?) nicht verwerflich sein - oder?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Wie bitte?

           

          "Aus meiner Sicht ist das fehlende Geld in der Tat häufig der Kern des Problems. Etwa, wenn ich auf dem flachen Lande Freunde nicht besuchen kann, weil die Fahrkosten mit Bus und Bahn nicht erschwinglich sind.

           

          Selbstverständlich gilt dies nicht für Menschen, die ausreichend Geld haben und für die es um wohlfeile Alltagslyrik geht. Überschrift: Mit fremdem Arsch durch's Feuer reiten.

          (Zu welcher Fraktion gehören Sie?)"

           

          Wie bitte bringen Sie Asylkritik mit Freunden besuchen zusammen???

           

          Und "nur" so nebenbei: Mensch muss nicht automatisch ein Rassist oder freundlich genannt auch "Asylkritiker" werden, wenn nicht viel Geld für das eigene Leben vorhanden ist.

           

          Und das ist auch im "Osten" Deutschlands so. DAS SIND NICHT ALLES FINANZIELL ARME, DIE ANGST HABEN, DASS ES IHNEN SELBST DANN NOCH SCHLECHTER GEHEN KÖNNTE.

           

          Es nervt langsam!

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Hanne:

            Zu einem Austausch (wie zwischen Mowgli und mir) gehört zuweilen auch, dass sich daraus gewisse 'Sekundärthemen' ergeben, die vom ursprünglichen Thema abschweifen.

            Die Bewertung liegt natürlich im subjektiven Ermessen eines jeden Einzelnen.

             

            Ihre beiden letzten Anmerkungen, die Sie an mich richten, verstehe ich leider nicht. An keiner Stelle habe ich versucht, einen Zusammenhang zwischen Fremdenfeindlichkeit und finanzieller Armut herzustellen. Wohl aber einen Zusammenhang zwischen Finanzknappheit und Lebensqualität. Auch das altbekannte West-Ost Thema kam bei mir nicht vor.

             

            Im vorliegenden Kontext sehe ich mich deshalb nicht als Adressat Ihrer Genervtheit. Die müssten Sie dann woanders loswerden. Am Besten dort, wo sie hingehört.

             

            Das Engagement Herrn Patzelts finde ich übrigens aller Ehren wert und verdient Lob.

  • Wie viel bekommt man eigentlich dafür, wenn man einen Flüchtling aufnimmt?

     

    Oder ist das eine Freiwilligenarbeit, die sich nur ehemalige Bürgermeister mit fetten DDR-Renten erlauben können?

     

    Ich bin mir sicher, wäre ich nicht gerade beruflich noch etwas anders eingespannt, wäre bei mir als langjährig in der Individualerziehung tätiger ein minderjüähriger Flüchtling mit entsprechenden Verhaltensauffälligkeiten wegen seiner Traumatisierungen besser aufgehoben wie in einem geschlossenen rotgrünen Hamburger Heim zu einem Tagessatz von über 100 €. Aber ich bin über 50. Da will keiner mehr, dass man so was macht. Da müssen SPD und Grüne wohl weiter Geld aus dem Fenster werfen und einsperren und abschieben.

    • @Age Krüger:

      Mit so einem Kommentar schießen Sie sich doch selber ins aus. "üppige DDR-Rente" ... erkundigen Sie sich doch bevor Sie hier rumpöbeln.

       

      Man kann nur froh sein, dass kein armer Flüchtling dazu gezwungen werden kann, Ihre Profilneurose aushalten zu müssen.

    • @Age Krüger:

      Ich vermute mal, dass es für Erwachsene lediglich die "angemessenen Unterkunftskosten" in Höhe von ca. ALG II sind, die man als Miete bekommt.

       

      So war zumindest mal die Antwort hier bei einer Veranstaltung zum Thema Asyl und die wäre auch logisch.

       

      Ein "Betreuungsgeld" wie Pflegeeltern es für die Aufnahme von Pflegekindern bekommen, gibt es sicher nicht. Also keine zusätzliche Aufwandsentschädigung.

       

      Bei minderjährigen Flüchtlingen, die alleine in Deutschland sind, wird das sicher anders aussehen, da das dann über das Jugendamt läuft. Da könnten Sie sich vor Ort sicher vorstellen und anbieten.

      • @Hanne:

        Da sind Sie aber naiv.

         

        Für die wird kein Cent von den eh schon klammen Kommunen ausgegeben.

        Denn die Logik bleibt, dass pädagogische Maßnahmen Geld kosten und daher ist die Zielgruppe bestimmt nicht diejenige, die aus Menschen besteht, die sowieso über kurz oder lang wieder hier weg sollen. Solche Maßnahmen werden evtl. noch bezahlt für die grüne Lehrermutti, wenn sie genügend Connections zu den Jugendamtsverantwortlichen hat, wenn ihr Kind ausreichend neurotisch wurde, um eine ADHS-Diagnose zu bekommen und sich Mama deshalb Sorgen macht, dass der Doktortitel beim Sohnemann mal gefährdet sein könnte.

        Für alle anderen gilt maximal: Wegsperren bis zur Ausweisung bzw. wenn dies nicht möglich, bis zum 18.Lebensjahr. Denn dann ist das Jugendamt nicht mehr Kostenträger.

        • @Age Krüger:

          Seltsam, da widersprechen Sie jetzt aber Ihrem ursprünglichen Post (Stichwort Tagessätze).

           

          War dann wohl eher eine rhetorische Frage und in diesem Fall reines Ost-Bürgermeister-Bashing... (mit folgendem GRÜNEN-Mütter-Bashing)

           

          Sorry, dass ich da drauf rein gefallen bin!

          • @Hanne:

            Nee, Sie haben die Logik dieses Staates nicht verstanden.

            Es ist unerheblich, was eine Maßnahme kostet, wenn diese Kosten von einem anderen Träger alsbald übernommen werden können.

            Und für Asylbewerber endet die Kostenproblematik bei der Abschiebung. Warum sollte man dann bei gleichen oder ähnlichen Kösten dann den komplizierteren Weg gehen, wenn einfaches Wegschließen nicht nur die Problematik der evtl. Delinquenz löst und man sicher noch ein paar Pluspunkte in der Bevölkerung machen kann, wenn man jugendliche Asylbewerber wegschließt und nicht in die Gesellschaft versucht zu integrieren. Der rassistische Mob wird Wegsperren dort besonders begrüßen.

             

            Ich wende mich gegen die Heuchelei in solchen privaten, sicherlich anerkennenswerten Sachen, denn, wenn sie als Normalbürger versuchen würden, dies ähnlich zu machen, werden Ihnen sofort Steine in den Weg gelegt.

  • Das finde ich sehr nett von Herrn Patzelt.

    Meine Wohnung ist leider ziemlich eng.

     

    Aber, diese Reaktionen... es scheint doch die Sonne, ...

     

    Eritrea hat seit Ende der 90er Jahre eine Unterdrückung mindestens wie die DDR früher.

    • @nzuli sana:

      wie lange lebten sie in der ddr? wie sehr haben sie "nachgegraben" in welchem ausmaß die alte brd (ikea also ;-) vom unterdrückungssystem ddr fett profitierten?

  • Seehofers Saat des Hasses geht auf........ und wie der Zauberlehrling wird die Union nicht mehr Herr der Lage....

  • Ein Christ! Heiner Geißler (auch CDU) schrieb ein Buch mit dem Titel: "Was würde Jesus dazu sagen?"

    • @Gion :

      Ein Christ! Martin Patzelt meinte ich.