CDU-Parteitag und das FPÖ-Gold: Eine feine Familie
Nicht öder mit Söder, so geht es Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihren Unions-Männern. Und was macht derweil die Junge Union?
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: CDU und FDP eskalieren wegen des Berliner „Mietendeckels“.
Und was wird besser in dieser?
Die britische Labour-Partei will Post, Eisenbahn, Energie, Wasser und Teile der Telekommunikation verstaatlichen.
Auf dem Parteitag der CDU hat Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitag die Machtfrage gestellt. Die Delegierten applaudierten und Friedrich Merz bekundete seine Loyalität. Alles tutti?
Wer AKK herzt, hirnt was anderes. Friedrich Merz breitete Devotionalien aus, ein wenig fehlte das Lob „AKK macht das grottengut“. Und befasste sich dann mit dem seiner Meinung nach wirklich wichtigen Thema: sich. Er habe ja damals schon Bierdeckel und so. Der Parteitag antwortete mit höflichen 80 Prozent gegen Merz’ wohl einzige Chance, Kanzlerkandidat zu werden: Urwahl gibt’s nicht. In der Riege der „Mir doch egal, wer unter mir CDU-Vorsitzende ist“ scheint Bouffier zu nett, Laschet zu mehrkel und von der Leyen erleichtert raus. Es wird nicht öder dank Markus Söder. Er kann die AfD ignorieren, Grüne plagiieren und sogar Horst Seehofer domptieren. Und „wir sind nur als Familie stark“ klingt aus seinem Mund nicht wie der Wunsch, sich als schräger Au-pair-Junge aus Bayern beizugesellen.
Die Junge Union Berlin-Mitte hat auf Facebook derweil zu einer Weihnachtsfeier mit dem Motto „Schlager gegen Links“ eingeladen. Bisher haben über 3.000 Leute zugesagt, über 4.000 sind interessiert. Gut gemacht?
Schläger gegen links gab’s dieses Jahr ja genug. Als die CDU zum Klassentreffenpop der „Toten Hosen“ Wahlsiege feierte („An Tagen wie Diesel“) gelang der Band nur ein süßsaures Näseln gegen „alle Parteien, die es im Wahlkampf einsetzen“. Ein guter Song kann sich allein wehren. Nach Aufrufen von Kevin Kühnert, Linken und allgemein Entsetzten kann man hinter der hohen Anmeldezahl viele Partycrasher vermuten.
Dem Welt-Kolumnisten Rainer Meyer, der sich selbst Don Alphonso nennt, wird auf Twitter vorgeworfen, rechte Shitstorms gegen Andersdenkende loszutreten. Aber was uns wirklich interessiert: Was steckt eigentlich hinter diesem Künstlernamen?
Laut „Wiki“ eine Huldigung an den ehedem bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel und die nach ihm benannte Stiftung. Meyer machte unter dem Pseudonym Radio-Comedy in und über Bayern, stieg zum viel beachteten Blogger über die „New Economy“ auf. Und lobte diese Form, weil man „die Sau rauslassen“ könne und „nicht mehr die Grenzen journalistischen Schreibens“ habe. Das gefiel hintereinander FAZ und Welt und ein paar Medienpreisjurys. Nun wird ihm vorgeworfen, Klarnamen politisch Andersdenkender den Rechtsextremen und Identitären unter seinen Followern ins Näpfchen zu kippen. Hasso, fass.
Sein Chefredakteur Ulf Porschardt kann aber schon gut „ab Geburt beleidigt sein“ und gaulandet folgenden Treffer: „Nationalmoralische Eliten“ hätten es sich „zum Kampfauftrag gemacht“, „über einen herzufallen und mundtot zu machen“. Was gerade aus Sicht der Welt gegen Nation, Moral oder Elite einzuwenden sei, bleibt einem feurigen Textdelirium der Verlagsleitung vorbehalten. Springer sammelt seit Langem Edelfedern von Stuckrad bis Yücel und mischt ein paar schriftstellernde Nagelbomben vom Schlage Meyers drunter. So haften die guten Autoren für den Bullshit der schlechten.
Die FPÖ hat Goldbarren gebunkert – angeblich um sich für den Tag X zu wappnen. Was bunkern Sie für die Apokalypse?
Müsste die FPÖ nicht befremden, dass dies ungefähr die Argumentation Alice Schwarzers für ihre Steuerhinterziehung war?
Auch sonstige Verquickungen in der österreichischen Politik sind schlimmer als jede Soap-Opera. Sagen Sie uns bitte, was als Nächstes passiert?
Strache bekam schlimm Handy-ADHS, nachdem er erfahren hatte, dass das Ibiza-Video auf ihn zukommt. Das Mobiltelefon liegt bei der Staatsanwaltschaft, die offenbar auch nicht ganz dicht ist. Letzte Volte: Strache droht via Facebook eine Rückkehr als Parteichef an. „Machen wir eine demokratische Basis-Abstimmung!“ – schreibt’s und weiß ausnahmsweise mal, was er da redet.
Und was machen die Borussen?
Laut einer WHO-Studie bewegen sich im Lizenzspielerkader vier von fünf Jugendlichen zu wenig. Allein wie Paderborns Streli Mamba dem Dortmunder Julian Weigl auf fünf Metern sechs abnahm, war ein Monument des Stehgeigertums.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär