CDU-Forderung zur Ernährung: Zwangsberatung für Schwangere
Eine Unionspolitikerin fordert eine verpflichtende Ernährungsberatung für werdende Mütter. Der Vegetarierbund findet das gut.
Vegane Ernährung kann zu Mangelerscheinungen bei Stoffen wie Vitamin B12 oder Eisen führen. Diese sollten insbesondere werdende Mütter ersetzen, da es sonst „während der Schwangerschaft zu schwerer und dauerhafter Schädigung des kindlichen Nervensystems“ kommen kann, so eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Deshalb sei es „wichtig, regelmäßig Bluttests durchzuführen und zu kontrollieren“, erklärt auch die Hamburger Ernährungsberaterin Carmen Hercegfi, die sich auf vegane Schwangerschaftsberatung spezialisiert hat. Jedoch: „Prinzipiell wissen vegane Schwangere dies und ergänzen die Stoffe“, sagt Hercegfi.
Es gebe keinen Zuwachs an neurologischen Schäden bei Neugeborenen durch B12-Mangel, betont der Berufsverband der Frauenärzte auf Anfrage. Die Bild-Zeitung hatte dies behauptet. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ernähren sich zwischen 0,1 und 1 Prozent der Deutschen vegan, Tendenz steigend. In einem Positionspapier hatte die DGE Veganern im April eine regelmäßige Ernährungsberatung empfohlen: „Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich“.
Anstoß für die Diskussion ist die Forderung der CDU-Ernährungsexpertin Connemann nach einer verpflichtenden „qualifizierten Ernährungsberatung im Rahmen der allgemeinen Schwangerschafts-Vorsorge-Untersuchungen“. Die Beratung „sollte in den Händen derjenigen liegen, die den Schwangeren und jungen Familien am nächsten stehen“, sagt Connemann. Das seien Frauen-, Hausärzte oder Hebammen. Klar ist, dass jede Mutter eine ärztliche Behandlung auch ablehnen kann. Schwangere sollten wissen, dass „die Entscheidung für einen persönlichen Ernährungsstil Risiken für die Gesundheit von Ungeborenen“ hat, sagt Connemann. Sie wolle aber „jungen Eltern nicht vorschreiben, was sie wann wie essen“, es gehe „nicht um Bevormundung“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland