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CDU, AfD und die KatholikenUnd was ist mit den Frauen?

Merz, Spahn und Laschet bringen sich in Stellung, die AfD wird zum Großerben und der Papst ist noch immer gegen Priesterinnen und Ehefrauen.

Was ist mit von der Leyen als Kanzlerin? Die ist noch zu beschäftigt damit, den ESC zu gewinnen Foto: Vincent Kessler/reuters

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ende der kurzen Hochblüte des Kramptainments.

Und was wird besser in dieser?

Merkels Nachruhm.

Nach dem Rücktritt von CDU-Parteichefin Kramp-Karrenbauer bringen sich die Herren Merz, Spahn und Laschet in Stellung. Wünschen Sie sich jetzt schon Angela Merkel zurück?

Adenauer klebte, Brandt verzweifelte, Schmidt stürzte, Schröder erbrach Testosteron und Kohl schubste seinen Feinden Wolfgang Schäuble als rollende Schikane in die Waden. Merkel hingegen hat als Erste im Kanzleramt versucht, den Hof zu bestellen. Das ist ihr hoch anzurechnen. Und soeben gescheitert. AKK war Krisenmodus, ihr Scheitern markiert den Übergang zur Panikattacke. Denn: das neue Parteivorsitzende soll auch kanzlern, und wer immer es wird: Niemand wird ohne Amtsbonus antreten wollen.

So wird dann die CDU selbst zur „Merkel muss weg“-Partei – und die SPD wird einen Kanzler Spahn oder Merz nicht wählen. Alles andere wäre für sie ein Angriff auf die 5-Prozent-Hürde. Heißt: Schon jetzt jongliert die Union mit drei Kandidaten, Gefahr von Neuwahlen, einer rüstigen Nochkanzlerin. Spahn ist jung, islamfeindlich, schwul, inzwischen ein bisschen sozialpolitisch angelernt – eine krude Mischung. Merz der ewige Hoffnungsträger, der nur noch für Elfmeter eingewechselt wird, die er dann verballert und unter der Dusche nachpolemisiert. Laschet – die gut gelaunte Pausentaste aus Aachen. Er merkelt vor sich hin und zeigt nicht, ob er will oder nur den Eindruck vermeidet, eine lame duck zu sein.

Warum nicht mal eine Frau? Weil keine da ist: von der Leyen gewinnt gerade den ESC und Julia Klöckner irrlichtert noch zu sehr. Apropos Adenauer und Schäuble: Ersterer war bei Amtsantritt 73, Letzterer ist 77. Gegen Letzteren sind die Genannten Krümel, die schweigen, wenn der Kuchen spricht. Doch so gut muss man es mit der CDU ja nun auch nicht meinen.

Geldsegen für die AfD: Der Thüringer Landesverband erhält eine 100.000 Euro hohe Großspende vom Berliner Unternehmer Christian Krawinkel, der Bundesverband erbt derweil mehr als 7 Millionen von einem niedersächsischen Ingenieur. Was wollen die Reichen von den Rechten?

Mit Blick auf die deutsche Geschichte lässt sich erfreut konstatieren: Endlich mal ein Erbe, das die AfD annimmt. Da die Parteien nur so viel staatliche Finanzierung bekommen, wie sie selbst an Spenden einwerben, kann sich der Betrag für die AfD maximal noch verdoppeln. Reizvolle Frage für die Verächter der anderen Parteien, ob sie beim Kassieren die Staatsknete dann doch gern mitnehmen: Ist ein Erbe eine „Spende von Todes wegen“? Während dessen posten die Cousins des 100.000-Euro-Spenders „Stell Dir vor, ein reicher Verwandter spendet an die #noAfD Thüringen!“ Und versuchen, weitere 100.000 Euro für Initiativen gegen rechts in Ostdeutschland zu sammeln.

Für die AfD bleibt unklar, warum man noch mit dem Hut bei Mitgliedern herumging und Kleckerbeträge illegal beschaffte, als man vom üppigen Erbe schon wusste seit 2018. Der zurückgezogene Ingenieur aus Bückeburg beschwieg die Gründe seines Testaments. Typisch rechts ist das nicht; die Splittersekte MLPD kassiert kontinuierlich namhafte Spenden und in den Nullerjahren mal 3 Mio Euro.

Sinnvoller angelegtes Geld: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will jeden vierten Euro im EU-Budget für Klimaschutz ausgeben. Was kostet die Rettung der Welt?

Mehr oder weniger. Der „Green Deal“ ruht auf einer Wachstumsidee, eben grünes Wachstum hervorzubringen durch reichliche Investitionen. Käme man zum Urteil, Wachstum selbst sei das Grundübel, bräuchte es irgendwann weniger Invest. Das ist hübsch abstrakt, wogegen von der Leyens Kalkül erdiger daherkommt: Süd- und Osteuropäer fordern einen höheren EU-Etat, zu dem die reichen Länder mehr beitragen sollen. Wie immer das ausgeht, so Ursula von der Leyens Botschaft: wir hauen die Kohle dann für öko raus, ätsch!

Der Papst Franziskus will den Zölibat nicht lockern. So ein bisschen Tradition in der Moderne ist doch aber auch ganz erfrischend, oder?

Keine Amazonen in Amazonien. Viele hatten sich von Franziskus’ Brief an das „geliebte Amazonien“ Lockerungen erhofft, weil das Gebiet katholischerseits heillos unterpredigt sei. Doch er blockt die Priesterweihe für Frauen und die Priesterehe ab und folgt endlich doch der Linie seiner Vorgänger: Was immer Feinde dieser Kirche antun könnten, erledigt sie schneller selber.

Friedrich Küppersbusch

Friedrich Küppersbusch ist Journalist, Fernsehproduzent und am Montag Abend mit der Podcast-Gala „Lucky und Fred“ im Theater Pfefferberg, Berlin

Am Mittwoch beginnt in London die Anhörung des Wikileaks-Gründers Julian Assange. Menschenrechtler warnen, dass Assange in den USA Folter droht, würde er dorthin ausgeliefert. Die öffentliche Unterstützung für Assange war zuvor recht leise geworden. Haben wir uns einlullen lassen?

Die ausführliche Einlassung des UN-Sonderberichterstatters über Folter, Nils Melzer, legt schaudernd machende Details offen, die der handelsüblichen Assange-Legende widersprechen. Auch, dass ihm Folter so droht, wie er sie bereits erlitten habe. Vieles davon wird im Konjunktiv zitiert, noch hallt die negative Erzählung über Assange dröhnend nach. Da wünschte man sich ein europäisches Asyl für Whistleblower und Rechtsverfahren nach europäischen Standards.

Und was machen die Borussen?

22 Tore in 5 Spielen, Tabellenführer. In der unter uns natürlich einzig gültigen Rückrundentabelle. Fragen: Laura Mench, Peter Weissenburger

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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1 Kommentar

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 7G
    75064 (Profil gelöscht)

    Man kann es gar nicht oft genug wiederholen:



    Herr Assange ist kein Whistleblower sondern Journalist oder meinetwegen Publizist. Was ihm widerfährt kann täglich jeden investigativen Journalisten ereilen.