piwik no script img

Busse zeigen FlaggeBVG fährt Werbung für Toleranz

Die Tram-Linie 63 fährt mit Werbung für Toleranz und interkulturellen Respekt durch Schöneweide - vorbei an der NPD-Parteizentrale und mit direktem Stopp vor einem beliebten Neonazi-Treffpunkt.

Ein bärtiger Alter. Eine Asiatin. Eine Afrikanerin mit Rasta-Zöpfen. Menschen verschiedener Herkunft sind auf der Straßenbahn der Linie 63 zu sehen, die Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler (SPD) am Samstag auf Jungfernfahrt schickte. Die von Kommunikations-Design-Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft gestaltete Tram wirbt für Toleranz. "Du bist anders als ich ich. Ich respektiere dich. Ich bin anders als du. Respektiere mich", steht darauf.

Die Linie 63 haben die Initiatoren um die Studenten, das Kiezbüro Schöneweide und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus nicht zufällig gewählt: Sie fährt durch den Ortsteil Schöneweide, einem Schwerpunkt des Rechtsextremismus in Berlin. Dort hält sie direkt vor der bei Nazis beliebten Kneipe "Zum Henker". In Köpenick kreuzt die Tram die Seelenbinderstraße, rund 300 Meter von der NPD-Parteizentrale entfernt. "Der Henker und die NPD-Parteizentrale sind beides Zentren, wo Menschenverachtung und Rassismus noch auf der Tagesordnung stehen", sagt Lutz Längert vom Kiezbüro Schöneweide.

Zum "Demokratiefest" am S-Bahnhof Schöneweide aus Anlass der Jungfernfahrt sind mehrere hundert Anwohner gekommen. "Wer andere Menschen aufgrund ihres Aussehens ausgrenzt, der stößt auf unseren Widerstand", sagt die Bürgermeisterin.

Die Reaktionen auf die Straßenbahn sind allerdings unterschiedlich. Anja Müller, 24, die in der Nähe von Schöneweide wohnt, findet es gut, dass Menschen anderer Herkunft auf der Tram ein Gesicht bekommen. "Mein Freund ist Palästinenser. In Schöneweide hat er Angst, abends auf die Straße zu gehen", sagt die Studentin. Ein kleiner Junge will wissen, was Nazis sind. "Das sind böse Menschen, die andere hauen", erklärt die Mutter dem Sechsjährigen. Und wird prompt von einem Passanten zurechtgewiesen. "Sie hetzen das Kind doch auf", kritisiert der.

Für BVG-Sprecherin Petra Reetz ist die Gestaltung der Tram gelungen. "Wir haben uns den Entwurf natürlich vorher angesehen, auch unter dem Aspekt, Anschlägen auf unsere Fahrer und Fahrzeuge keinen Raum zu geben. Aber diese Tram zeigt einfach nur, wie bunt Berlin ist." Auch ihr Unternehmen sei schließlich bunt, fährt Reetz fort. "Wir haben viele türkische und russische Fahrer."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!