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Bundeswehreinsatz wegen PandemieFachkräfte und Geräte für Portugal

Am Mittwoch fliegt die Bundeswehr Hilfe in das schwer getroffene Land. In rund 80 Prozent des Landes herrscht „extremes Ansteckungsrisiko“.

Über 30 Krankenwagen mit Covidpatienten warten vergangene Woche vor einem Krankenhaus in Lissabon Foto: Armando Franca/ap

Madrid taz | Die Bundeswehr bringt am heutigen Mittwoch medizinisches Personal und Hilfsgüter nach Portugal, um das Land bei der Behandlung von Covidpatienten zu unterstützen. Die Militärhilfe hatte der portugiesische Premier António Costa „im europäischen Rahmen“ angefragt. Sie wurde nötig, nachdem in Portugal die Pandemie seit dem Ende der Weihnachtsferien völlig außer Kontrolle geraten ist.

In rund 80 Prozent des Landes herrscht „extremes Ansteckungsrisiko“. In der Hauptstadt Lissabon wurden in den letzten 14 Tagen pro 100.000 Einwohner knapp 2.000 Fälle gezählt. In manchen Orten im Landesinneren sind es sogar über 7.000. Im Landesschnitt sind es 1.429. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei 266. In den letzten 24 Stunden verstarben in Portugal 275 Menschen. Am Vortag gar über 300. Portugal hat 10 Millionen Einwohner. Hochgerechnet auf Deutschland wäre dies eine Sterberate von täglich über 2.200 Covidpatienten.

Der Bundeswehreinsatz soll helfen, die Lage in den völlig überforderten Krankenhäusern in den Griff zu bekommen. Die Intensivstationen sind mit über 1.000 Covidpatienten längst überbelegt. Die Mission umfasst 26 Fachkräfte, darunter acht Ärzte. In einer Transportmaschine werden zahlreiche Medizingeräte und -produkte nach Lissabon gebracht, unter anderem 40 mobile sowie zehn stationäre Beatmungsgeräte sowie 150 Infusionsgeräte.

Ob Portugal letztendlich auch die 150 bereitstehenden Krankenbetten abfragen wird, war nach Angaben der deutschen Botschaft in Portugal bis Dienstagnachmittag noch nicht klar. Der Einsatz soll erst einmal 21 Tage dauern. Eine Verlängerung sei „nicht auszuschließen“, so ein Sprecher. Alles sei „im Fluss“. Das gelte auch für die Entscheidung, wo genau die Bundeswehr letztendlich zum Einsatz kommt. Nur soviel steht fest: Es wird im Großraum Lissabon sein.

Bis Ende Dezember kam Portugal glimpflich durch Pandemie

Dort war bereits vergangene Woche eine deutsche Vorabmission unterwegs, um den genauen Hilfsbedarf auszumachen. Die deutschen Ärzte besuchten unter anderem das Hospital Amadora-Sintra in einem westlichen Vorort der Hauptstadt. Dort war vergangene Woche die Sauerstoffversorgung für die Intensivpatienten zusammengebrochen.

Bis Ende Dezember war Portugal glimpflich durch die Pandemie gekommen. Dann entschied die Regierung einen Großteil der Beschränkungen aufzuheben, um „Weihnachten zu retten“. Zusammen mit der Ankunft der zunächst in Großbritannien aufgetretenen Virusmutation war die Katastrophe vorprogrammiert.

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1 Kommentar

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  • Das kommt auch hier nicht so genau raus und hat mich schon in den Morgennachrichten verwundert. Hat Portugal nun explizit in Deutschland angefragt?