Präsidentschaftswahl in Portugal: Amtsinhaber siegt, Rechte feiern
Portugal bestätigt seinen konservativen Staatspräsidenten im Amt. Ein Herausforderer von rechts schneidet außergewöhnlich gut ab.
Der rechtsextreme Kandidat André Ventura erzielte mit 11,9 Prozent Platz 3 und führte damit die radikale Rechte erstmals zu einem Achtungserfolg. Die restlichen vier Kandidaten blieben unter fünf Prozent, darunter außer Gomes alles linke Kandidaten. Eine zweite Runde ist – wie von allen Umfragen vorhergesehen – nicht notwendig.
In der Wahlnacht feierte vor allem einer: Der 38-jährige Jurist und ehemalige Sportkommentator eines Privatfernsehsenders, André Ventura. Mit einer halben Million Stimmen verpasste er damit nur knapp Platz 2. Bei den letzten Parlamentswahlen im Herbst 2019 erzielte seine Partei Chega! (Schluss jetzt!) gerade einmal 1,29 Prozent.
Am Sonntag scheint die Zeit zu Ende gegangen zu sein, in der Portugal immun gegen rechtsextreme Parteien schien. Ventura holte siebenmal mehr Stimmen als bei den vergangenen Parlamentswahlen, als Chega! zum ersten Mal antrat.
Coronavirus macht Wahlsieger
Der rechtsextreme Politiker Ventura feierte sein Ergebnis überschwänglich als „historische Nacht, in der die portugiesische Rechte sich komplett neu konfiguriert“. Erstmals habe eine „erklärte Antisystempartei das Spektrum der traditionellen Rechten aufgebrochen“, fügte er hinzu. Er prophezeite, dass schon bald ohne Chega! keine Regierungskoalition möglich sei.
Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa hat zusammen mit dem Statistikportal EyeData eine Untersuchung veröffentlicht, welcher Kandidat wo am besten abschnitt. Ventura wurde vor allem in dünn besiedelten Regionen mit niedrigem Durchschnittseinkommen gewählt. Und damit dort, wo es am wenigsten Krankenhausplätze und Gesundheitspersonal gibt.
Je mehr Covidfälle pro 100.000 Einwohner, umso besser schnitt Ventura ab. Zudem fallen seine Hochburgen mit den Wahlkreisen zusammen, in denen bisher die als besonders orthodox geltende Kommunistische Partei Portugals mit ihrem Wahlbündnis CDU am besten abschnitt.
In seiner „Siegesrede“ erklärte Ventura, der bei seinem Wahlkampf von der Französin Marine Le Pen und dem Italiener Matteo Salvini unterstützt worden war, er habe Glückwünsche aus ganz Europa erhalten: „Alle sagten einstimmig, dass sie geglaubt hätten, Portugal schlafe, dass es nie eine echte Rechte geben werde. Aber heute jubeln alle diese Führer angesichts unserer Stärke, von Spanien bis Deutschland, über Italien und Frankreich.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier