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Bundeswehr überraschend beliebtWaffendienst statt Studium

Ohne Wehrpflicht wird die Bundeswehr zur Unterschichten-Truppe? Fehlanzeige. Mehr als 42 Prozent aller Freiwilligen haben Abitur.

Tarnfarbene Hochschulreife: Wie Max Landero zieht es viele Abiturienten zur Truppe. Bild: Andreas Maisch

BERLIN taz | Max Landero wollte nach seinem Abitur nicht jeden Tag in demselben Büro sitzen oder sofort ein Studium beginnen. Also meldete er sich im Juli 2012 zur Bundeswehr. „Ich wollte früh Verantwortung übernehmen.“ Im Landeskommando Brandenburg wertet er als freiwillig Wehrdienstleistender Presseberichte aus und beantwortet Medienanfragen.

Sein Vater, der aus Chile kommt, sei anfangs skeptisch gewesen, berichtet der 21-jährige Berliner. „Ich musste ihm erklären, dass die deutsche Armee etwas anders ist als die chilenische“, sagt der Hauptgefreite. Schon in der 12. Klasse hatte Landero überlegt, Offizier bei der Bundeswehr zu werden.

Mehrere tausend Abiturienten entscheiden sich jedes Jahr für den Dienst bei der Bundeswehr. Neue Statistiken, die der taz vorliegen, zeigen: Drei von vier freiwillig Wehrdienstleistenden haben entweder Abitur oder mittlere Reife.

Während im Jahr 2010 noch rund 32 Prozent der Rekruten das Abitur oder einen vergleichbaren Abschluss hatten, sind es inzwischen, ohne Wehrpflicht, mehr als 42 Prozent der Wehrdienstleistenden. 2009 hatten nur 30 Prozent Abitur.

Dabei waren die Befürchtungen groß, als im Juli 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Die neue Bundeswehr werde eine ostdeutsche Unterschichten-Armee sein, schrieb damals etwa der Historiker Michael Wolffsohn, Professor an der Münchner Bundeswehr-Universität. Befürworter der Wehrpflicht hatten befürchtet, die Bundeswehr könnte zu einer letzten Anlaufstelle der Abgehängten werden. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Auch der Anteil der Realschüler beträgt heute 30 Prozent. 5 von 100 Freiwilligen haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, 0,2 Prozent der Freiwilligen bringen sogar ein Studium mit. Der Anteil der Hauptschüler ist indessen deutlich gesunken.

Elite-Armee ist nicht gewünscht

„Das Bildungsniveau der freiwillig Wehrdienstleistenden ist unverändert hoch“, erklärt eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Dennoch wolle die Bundeswehr keine Elite-Armee werden, die Bundeswehr wolle allen Jugendlichen ein Angebot machen, nicht nur Abiturienten und Realschülern.

Wieso der freiwillige Dienst bei Abiturienten wie Landero plötzlich so beliebt ist, kann sich das Ministerium selbst nicht genau erklären. Auch die Frauenquote wird etwas besser: Immerhin 200 der 1.800 Soldaten, die im Juli ihren freiwilligen Wehrdienst begonnen haben, sind Frauen.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, macht sich trotzdem Sorgen. Abiturienten, die zur Bundeswehr kommen, würden die Offizierslaufbahnen anstreben und meistens nicht als einfacher Soldat dienen wollen. „Auch andere Staaten haben kein Problem, kluge Offiziere zu finden“, sagt Arnold. „Es gibt erhebliche Probleme, für die Mannschaften geeignetes Personal zu finden.“

Werbspots vermitteln falschen Eindruck

Schon ein normaler Soldat müsse heutzutage Fremdsprachen beherrschen, sich mit dem Recht auskennen und komplexe Technik bedienen können. Werbespots der Bundeswehr mit Kampfflugzeugen würden aber einen „völlig falschen Eindruck von der täglichen Arbeit der meisten Bundeswehrsoldaten“ erwecken.

Da kann Dietmar Schroeder, der Vorgesetzte von Max Landero, zustimmen. Niemand, der sich für mindestens 7 bis maximal 23 Monate verpflichtet, werde zum Jetpiloten ausgebildet. Dafür müsse man schon Berufssoldat werden.

Am härtesten war die dreimonatige Grundausbildung, erinnert sich Abiturient Landero. „Dann hat man ein bisschen die Zähne zusammengebissen, und es ging.“ Trotzdem zieht Landero auf Dauer doch das Leben als Zivilist vor.

„Ich möchte mich nicht für 12 Jahre verpflichten und ständig den Wohnort wechseln.“ Im Herbst will Landero darum das machen, was viele seiner Altersgenossen tun: ein Jurastudium an einer Universität beginnen.

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13 Kommentare

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  • R
    Realistisch?

    Zwei Dinge sollte man nicht vergessen:

     

    1. Inzwischen macht fast die Hälfte aller Schüler das Abitur. Selbst sie Kultusministerkonferenz spricht beim Abitur nicht mehr von der Hochschulreife. Insofern sind Abitur und Unterschicht kein Widerspruch und das reine Vorhandensein eines Abiturzeugnisses sagt eben nichts darüber aus wer da eigentlich dient.

     

    2. Wenn man schon ganz offen titelt, dass Leute STATT zu studieren zur Bundeswehr gehen, sollte man sich vielleicht auch fragen ob das wirklich etwas positives über die Qualifikation der Rekruten aussagt.

  • J
    Jan

    Lieber Herr Steinbicker.

    Was spricht denn dagegen, mal einen Beitrag neutral zu verfassen und nicht auf irgendwelchen Beschaffungsproblemen herumzureiten? Immerhin gehts hier um unsere Soldaten an sich und nicht um irgendwelche politischen Spielchen oder Geldverschwendungen... Ich kann nur hoffen, dass Sie sich bei anderen Themen gesamtheitlich bei mehreren Medien informieren und nicht nur das lesen, was in Ihr scheinbar vorgefertigtes Weltbild passt. Es ist doch schön zu hören, wenn sich -obwohl Doppeljahrgang-, viele Abiturenten für den Dienst am Vaterland entscheiden, bevor sie Leistungen, wie ein Studium desselben in Anspruch nehmen. Ob Auslandseinsätze gut oder schlecht sind steht hier ja nicht zur Debatte.

  • AN
    Arno Nym

    Die Bundeswehr sollte im Inland eingesetzt werden,

    bei folgenden Situationen:

     

    - Naturkatastrophen

     

    - Sperrung der Autobahn beim Transport vom Atommüll

     

    - Überwachung der Grenzeregionen in Zusammenarbeit mit der

    Polizei

     

    - Straßensperren sollte die Bundeswehr errichten dürfen

    um die Polizei unterstützen zu dürfen.

    Die Polizei hat nicht die Mittel alle Betrunkenen aus

    dem Verkehr zu ziehen.

     

    Im Ausland sollte die Bundeswehr meiner Meinung nach überhaupt nicht eingesetzt werden, zu teuer und bringt nichts.

  • M
    Marvin

    das Kanonenfutter wird bei Bedarf Zwangsrekrutiert!

  • OS
    Otmar Steinbicker

    PR-Beiträge sollten als solche gekennzeichnet werden - auch und gerade, wenn es sich um eine Pro-Bundeswehr-PR handelt!

  • IP
    Ihr PiPaPo

    ...

    also jetzt drehn wir mal das Gewehr anders rum und gucken mal, was dann passiert...

  • SG
    Schmidt Georg

    Natürlich will jeder/e Offizier werden, wer will schon durchs Gelände latschen und intelligente Offiziere, gibts denn auch dumme und andere Armeen haben auch keine Sorgen-falsch-die US Army hat ihre Einstellungsbedingungen nach unter korregiert, würde man es in Schulnoten ausdrücken-wäre es bei Note 4 !

  • SG
    Schmidt Georg

    tja, eine schöne Werbung für die BW, Grundausbildung war das Härteste, 3x kurz gelacht, der Vater aus Chile, diese Komponente darf nicht fehlen und jeder BwlerIn soll/ muss Fremdsprachen beherrschen, ah, super, und 42% haben Abitur, aha, braucht man auch, obwohl der allgemeine Level runtergesetzt wurde !

  • IN
    Ihr neuer Pappsi

    Da steht:

    "Verantwortung übernehmen"

    Aha ?

    Entscheidungsfreiheit ?

    Selbstinitiative ?

    Informationserhebung als Entscheidungsbasis ?

    Aha !

    Bei einer Armee,

    soso.

  • JH
    J. Habek

    Wer nimmt denn überhaupt noch die Aussagen von Michael Wolffsohn ernst? Herr Wolffsohn ist genauso ein strammer Rechtskonservativer wie Henryk M. Broder. Allein schon, dass er Folter als legitimes Mittel bezeichnet und beim Thema Terrorismus regelmäßig den rechtsstaatlichen Boden verlässt, belegt doch, dass man diesen radikalen Hetzern kein Forum mehr in den Medien geben sollte.

  • MA
    Mirko A.

    "Während im Jahr 2010 noch rund 32 Prozent der Rekruten das Abitur oder einen vergleichbaren Abschluss hatten, sind es inzwischen, ohne Wehrpflicht, mehr als 42 Prozent der Wehrdienstleistenden."

     

    Vom doppelten Abitur-Jahrgang hat der Artikel-Verfasser wohl noch nie etwas gehört?

     

    Artikelbewertung: Mangelhaft

  • P
    PeterWolf

    Was soll uns das jetzt sagen?

    Hauptschüler zu doof für die Bundeswehr, weil Kanonenfutter war gestern und heute wird "intelligent" gekämpft?

  • NW
    No War

    Danke für die Werbung für die Bundeswehr.

     

    Passt ja ganz gut ins Profil der TAZ.

     

    Leider berichten alle anderen Zeitungen über Rechtextremisten in der Bundeswehr.

     

    Ironie