Bundeswehr in Afghanistan: Gefährlicher Einsatz
Eine Erhebung unter SoldatInnen nährt Zweifel am Sinn des Afghanistan-Einsatzes. Nur die Hälfte der Befragten hält das Engagement für zielführend.
Rund 52 Prozent der Befragten teilen demnach die Einschätzung, dass der Einsatz einen sinnvollen Beitrag zur Hilfe für die Menschen dort geleistet habe. Dass der Einsatz nutzlos gewesen ist und zu keiner grundlegenden Verbesserung beigetragen hat, empfinden auf der anderen Seite 27 Prozent der SoldatInnen. Weitere 26 Prozent stimmten dieser Aussage teilweise zu.
Der Forschungsbericht „Leben nach Afghanistan – Die Soldaten und Veteranen der Generation Einsatz der Bundeswehr“ hatte die Lebens- und Arbeitssituation von Personen untersucht, die zwischen März bis Oktober 2010 in Afghanistan für die Bundeswehr im Einsatz waren. Dafür wurden die SoldatInnen und VeteranInnen wenige Wochen vorher, während des Einsatzes, kurz nach Rückkehr und knapp drei Jahre später befragt.
Einsatz in Afghanistan mit Abstand der gefährlichste
Die SoldatInnen waren Teil des 22. „Isaf“-Kontingents gewesen, der internationalen Sicherheits- und Wiederaufbaumission der NATO zwischen 2001 und 2014 in Afghanistan. Auslöser waren die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA gewesen, von der Terrormiliz al-Quaida in Afghanistan koordiniert. Den rot-grünen Beschluss zum Einsatz hatte die Bundesregierung damals mit den Worten begründet, „die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“
Der Forschungsbericht könnte nun Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Einsatzes verstärken. Demnach waren insgesamt 90.000 Personen während der Gesamtdauer bis 2014 in Afghanistan stationiert. Insgesamt war es der längste und teuerste Einsatz der Bundeswehr – und der gefährlichste. Das geht auch aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung hervor, die der taz vorliegt. Demnach sind bisher 111 Personen auf Grund von Auslandseinsätzen der Bundeswehr ums Leben gekommen, 51 Prozent davon allein in Afghanistan.
In vorherigen Einsätzen wie im Kosovo oder in Bosnien-Herzegowina waren 24 Prozent bzw. 16 Prozent aller getöteten SoldatInnen ums Leben gekommen. Allerdings starben sie ausschließlich aufgrund von Selbsttötungen und Unfällen. In Afghanistan hingegen starben 61 Prozent aller getöteten SodatInnen einen gewaltsamen Tod durch „gegnerische Einwirkung“, wie es die Bundeswehr formuliert.
Insgesamt zeigten die Zahlen laut dem verteidigungspolitischen Sprecher der Linksfraktion, Tobias Pflüger, dass Bundeswehreinsätze immer gefährlicher würden. Er forderte vor diesem Hintergrund: „Die Auslandseinsätze der Bundeswehr müssen beendet werden.“
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