Bundesbeauftragter gegen Antiziganismus: Michael Brand soll Beauftragter gegen Antiziganismus werden
Alles deutete darauf hin, dass die Bundesregierung das Amt des Antiziganismusbeauftragten abschafft. Jetzt ist raus: Die Stelle ist gerettet.

Das Amt des Beauftragten gegen Antiziganismus hatte die Ampelkoalition 2022 eingeführt, auf den Posten wurde damals der Jurist Mehmet Daimagüler berufen. Im Frühjahr dieses Jahres trat Daimagüler dann aus persönlichen Gründen zurück, seitdem war die Stelle vakant. Als Ende Mai zahlreiche andere Beauftragten-Posten von der Bundesregierung besetzt wurden, ausgerechnet Daimagülers Nachfolge aber offen blieb, schien das Amt praktisch schon abgeschafft. Jetzt also die Wende.
Der designierte neue Beauftragte Michael Brand ist bereits Parlamentarischer Staatssekretär im Familien- und Bildungsministerium unter Karin Prien. Er sitzt für die Union zudem im Ausschuss für Menschenrechte und hat sich immer wieder mit dem Thema humanitäre Hilfe und Menschenrechte auseinandersetzt.
Die Geschäftsführerin der Sinti Union Schleswig Holstein, Kelly Laubinger, äußert im Gespräch mit der taz allerdings Kritik an der Personalie. „Ich frage mich, ob ein CDU-Mitglied imstande sein wird, die unionsgeführte Bundesregierung für fehlende Maßnahmen zu kritisieren“, sagte sie. Außerdem sei sie „verwundert“, dass Brand auf Instagram zwar dem Schlager-Sänger Heino, aber keiner einzigen Sinti*zze und Romn*nja-Selbstorganisation folge. Heino singt bis heute Lieder, die das herabwürdigende Z-Wort im Titel haben.
Zudem wies Laubinger auf einen Text hin, den Brand 2017 für die Wochenzeitung Fulda Aktuell geschrieben hat und der sich auch auf seiner Website findet. Darin verteidigt es Brand, im Karneval Kostüme amerikanischer Ureinwohner zu tragen und kritisiert eine behauptete „Gesinnungspolizei“, die dies verbieten wolle.
Antiziganismus ist in Deutschland ein weitverbreitetes Problem, insbesondere in staatlichen Behörden und bei der Polizei. Während andere offene Formen des Rassismus und Antisemitismus weitgehend tabuisiert sind, bleibt expliziter Hass auf Sinti*zze und Rom*nja oft ohne Konsequenzen. Dabei wurden Angehörige der Minderheit von den Nationalsozialisten gezielt ermordet, insgesamt wurden europaweit rund 500.000 von den Deutschen und ihren Kollaborateuren umgebracht. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs blieben viele Täter in ihren Positionen.
Aktualisiert am 11.06.2025 um 15:35 Uhr. d. R.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Manifest“ aus den Reihen der SPD
Ein unwürdiger, reflexhafter Phrasenaustausch
Konflikt zwischen Israel und Iran
Israel erklärt Lufthoheit bis nach Teheran
Jens Spahn verzeiht sich selbst
Maskenaffäre? Milliardenschaden? Egal!
Debatte um Wehrpflicht
Wehret der Pflicht
Urteil zu Gaza-Protest
Eine Frage als Holocaust-Verharmlosung
Israels Angriff auf Iran
Bomben für den Machterhalt