piwik no script img

KommentarBürokratie bizarr

■ Schwangere badet Paragraphen-Ritt aus

Afrikanische Sitten und Gebräuche sind manchmal schwierig zu begreifen, besonders für deutsche Beamte. Ein Mensch mit mehreren Namen? Unerhört. Geburtsdatum vergessen? Nicht möglich. Eheschließung nach Stammesritual? Wo gibt es denn sowas.

Kein Wunder, daß ein guter deutscher Beamter irritiert reagiert, wenn ihm Togoer solche Dinge erzählen. Das muß er, das ist seine Pflicht. Schließlich hat er dafür zu sorgen, daß nicht skrupellose Männer der Vielweiberei frönen.

Aber warum sich die bizarre Geschichte um Liebesheirat, Bigamie und Aufenthaltsrechte zu einer ärgerlichen Bürokratie-Posse entwickeln muß, die am Ende eine hochschwangere Frau in allen dramatischen Konsequenzen auszubaden hat, ist nicht einzusehen. Alle Beteiligten sind am Ort, ließen sich zusammenrufen und die Geschichte könnte geklärt werden, auch mit Hilfe landeskundiger Berater, die es in Bremen gibt. Statt dessen reitet das Oberlandesgericht Paragraphen und hat dabei noch nicht einmal alle Unterlagen vorliegen. Wie kann es sein, daß ein Paar wie die beiden Togoer in eine solche Situation gebracht wird, wenn doch dem Gericht ein wesentliches Papier fehlt, nämlich die beglaubigte Bestätigung, daß der Bräutigam in spe noch ledig ist? Während die Bürokraten sich offenbar Fehler im Verfahren leisten, zahlen eine unbescholtene Frau und ihres ungeborenes Kind die Zeche. Joachim Fahrun

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen