Bürgerkrieg in Syrien: IS kontrolliert nur halb Al-Rakka
Die syrische Rebellengruppe SDF erobert mit US-Luftunterstützung Viertel für Viertel der IS-Hochburg. Doch der „Islamische Staat“ verteidigt sich erbittert.
Allerdings habe sich der Vormarsch wegen der vielen Sprengfallen und mehrerer Gegenangriffe der IS-Kämpfer zuletzt verlangsamt, sagte die YPJ-Sprecherin Nisrin Abdullah der Nachrichtenagentur AP. „Sie verwenden auch Zivilisten als menschliche Schutzschilde, was den Vorstoß ebenfalls bremst.“ Ihre Gruppe YPJ ist der Frauenkampfverband der sogenannten kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die die Demokratischen Kräfte Syriens anführen.
Die SDF hatten am 6. Juni mit ihrer Offensive auf Al-Rakka begonnen. Aus der Luft und auch strategisch am Boden werden sie von der US-geführten Militärkoalition unterstützt. Vom Osten und Westen rückten sie seither bis an und in die Altstadt Al-Rakkas vor.
Ein SDF-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AP, vor allem im Südwesten habe die Gruppe zuletzt Bodengewinne verzeichnet. Durch die vielen Selbstmordattentäter des IS hätten die SDF aber auch Verluste erlitten. Oft nutzten die Kämpfer Tunnel, um die Angreifer zu überraschen. „Beim Vormarsch finden wir alle 100 Meter einen Tunnel“, sagte ein SDF-Kommandeur, der mit seiner Truppe vom Osten her bereits im Juni in die Altstadt vorgedrungen war.
Ein Verlust der Stadt wäre die zweite große Schlappe für den IS nach der kürzlichen Niederlage in Mossul im benachbarten Irak. Bis auch Al-Rakka fällt, dürfte es aber trotz der jüngsten Erfolge der SDF noch Monate dauern. Zehntausende Zivilisten sitzen noch in den Stadtvierteln fest, die der IS kontrolliert.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle kamen bei Luftangriffen auf Al-Rakka am Mittwoch 29 Menschen ums Leben, darunter acht Kinder. Die Aktivistengruppe „Al-Rakka wird leise geschlachtet“ sprach von 36 Toten. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Auch bei der Offensive auf Mossul waren viele Zivilisten bei Luftangriffen auf die IS-Gebiete ums Leben gekommen.
Anfang der Woche kursierten Bilder einer angeblichen queeren Militäreinheit, die beim Kampf um Rakka aktiv sei. Eine solche Einheit gibt es nicht, die Kämpfer allerdings sind echt, ergab eine taz-Recherche.
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