Bürgerkrieg in Syrien: Kampf um die Grenzen
Der Abschuss eines syrischen Flugzeugs durch die türkische Luftwaffe zeigt, dass die Nachbarstaaten immer mehr in den Konflikt hineingezogen werden.
BERLIN taz | Nach den heftigen Gefechten im syrisch-libanesischen Gernzgebiet kommt es nun auch im Norden des Landes entlang der Grenze zur Türkei zu Kämpfen zwischen Regimetruppen und Aufständischen. Dabei griff die türkische Luftwaffen ein und schoss ein syrisches Kampfflugzeug ab, dass laut Regierung in Ankara den türkischen Luftraum verletzt hatte. Nach Angaben der türkischen Behörden stürzte das Flugzeug nahe der Grenzstadt Kasab in der Provinz Latakia im Nordwesten Syriens ab.
Um die Stadt und den gleichnamigen Grenzübergang, der etwa fünf Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt zwischen dem türkischen Antakya und dem syrischen Latakia liegt, hatte es zuvor heftige Kämpfe zwischen Gruppen von Aufständischen, der syrischen Armee und regimenahen Milizen gegeben.
Kämpfer der al-Qaida nahen Nusra-Front, der Scham al-Islam und der Ahrar al-Scham, die Mitglied in der Islamischen Front ist, hatten dort mit einer Offensive begonnen. Ziel ist vermutlich, einen Zugang zum Meer zu bekommen, um den Nachschub an Waffen und Munition zu erleichtern. Im Internet war am Sonntagmittag ein Foto zu sehen, das bewaffnete Islamisten vor einem Gebäude zeigte, das ein Schild als „Kasab Immigrations- und Passzentrum“ auswies.
Für das Regime geht es um die Absicherung seines Kernlandes
Die Regierungstruppen haben die meisten Grenzübergänge zur Türkei verloren, jenen in Kasab aber gehalten. Kasab ist der nördliche Zugang zu der Provinz Latakia, eine Bastion des Regimes und der Alawiten, in der auch der Geburtsort von Präsident Baschar al-Assad liegt.
Ein Stück weiter südlich, im Kalamun-Gebirge, eroberten die Regierungstruppen kürzlich mehrere von Aufständischen gehaltene Orte. Auch hierbei geht es für das Regime um die Absicherung des Zugangs zur Küstenregion. Im Zuge dieser Kämpfe flohen zahlreiche Zivilisten und Kämpfer über die libanesische Grenze in die Stadt Arsal.
Am Donnerstag vergangener Woche beschoss die syrische Luftwaffe nicht zum ersten Mal Gebiete in der Nähe von Arsal. Im Libanon wurden zudem in den vergangenen Tagen bei Kämpfen zwischen Gegnern und Unterstützern Assads in Tripolis und in Beirut insgesamt 25 Menschen getötet und etwa 140 weitere verletzt. Im Süden Syriens kam es jüngst zu einem israelischen Angriff und einem Gefecht an der Grenze zu Jordanien. Der Bürgerkrieg in Syrien zieht zunehmend die Nachbarstaaten in Mitleidenschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos