Bürgerkrieg in Mosambik: Lob für Ruandas Eingreifen
Die Präsidenten Nyusi und Kagame haben gemeinsam Mosambiks Bürgerkriegsgebiet besucht. Die islamistischen Rebellen sind zurückgedrängt.
In Cabo Delgado sind seit 2017 islamistische Rebellen, die international als Teil des „Islamischen Staates“ bezeichnet werden, gegen Mosambiks Armee aktiv. Der Krieg hat nach unabhängigen Angaben über 3.100 Tote gefordert, 800.000 Menschen in die Flucht getrieben und die Arbeiten an Afrikas größtem Flüssiggasprojekt vor der nordmosambikanischen Küste zum Erliegen gebracht.
Am 9. Juli entsandte Ruanda 1.000 Spezialkräfte nach Mosambik zum Kampf gegen die Rebellen und kam damit einer bereits beschlossenen Intervention der Regionalorganisation SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) zuvor.
Die Ruander eroberten am 8. August die wichtige Hafenstadt Mocímboa da Praia zurück und nahmen seitdem weitere Orte ein. Nach ruandischen Angaben sind bislang vier ruandische Soldaten getötet und 14 schwer verletzt worden.
„Geist der Solidarität“ aus Befreiungskriegszeiten
Kagame reiste nun anlässlich des Jahrestages des Beginns von Mosambiks Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft am 25. September 1964 nach Mosambik – der 25. September ist heute Mosambiks Armeetag. Mosambik wurde 1975 unter Führung der damals sozialistischen Mosambikanischen Befreiungsfront (Frelimo) unabhängig, die daraufhin Rebellen anderer afrikanischer Länder wie Simbabwe, Südafrika und Uganda Unterschlupf bot.
Mosambiks Freiheitskampf, sagte Kagame in seiner Rede in Pemba, habe „anderen Befreiungsbewegungen in Afrika Inspiration und Unterstützung geboten“. Ruandas Truppenentsendung nach Mosambik zeige, dass dieser „Geist der Solidarität und Kooperation“ bis heute weiterlebe.
Islamistenführer noch nicht gefasst
Über die Einzelheiten des ruandischen Vorgehens in Mosambik ist mangels Zugang wenig bekannt. Ein hochrangiger Vertreter der ruandischen Streitkräfte hatte im August nach der Einnahme Mocímboas gesagt, man verfolge ein Vier-Stufen-Modell: die Aufständischen zurückdrängen, das befreite Gebiet halten, das Vertrauen der Zivilbevölkerung gewinnen, den Sicherheitssektor reformieren.
Das deutet darauf hin, dass Ruanda seine Rolle auch darin sieht, Mosambiks Streitkräfte zu professionalisieren. Mindestens einmal sollen ruandische Soldaten verhindert haben, dass mosambikanische Soldaten Eigentum von Zivilisten stehlen.
Nicht gelungen ist es bislang, die Führungsebene der Rebellen zu zerschlagen. Die beiden wichtigsten Rebellenführer seien beim Sturm auf die Rebellenbasis Mbau entkommen, bestätigte der ruandische Kommandant Steven Kuraba der Zeitung Carta da Moçambique.
Von den nach UN-Angaben rund 730.000 Kriegsvertriebenen sind außerdem bisher lediglich 20.000 in ihre Heimat zurückgekehrt. Dies hat zum einen mit der fast kompletten Zerstörung der städtischen Infrastruktur durch die Islamisten zu tun. Ein weiteres Hindernis ist, dass eine Rückkehr nur mit neuen Personalausweisen möglich ist, diese aber Berichten zufolge nur spärlich und zuweilen fehlerhaft ausgestellt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“