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Bürgerbegehren veganes Kantinenessen„Die Vorbehalte sind unbegründet“

Eine vegane Mahlzeit täglich in öffentlichen Kantinen in Friedrichshain-Kreuzberg: Das wollte das Veggie-Bürgerbegehren. Jetzt gibt's eine Minimalvariante.

Kantinenessen muss doch nicht immer gleich sein… Foto: dpa
Interview von Anne Pollmann

taz: Herr Grabolle, Sie haben das sogenannte Veggie-Bürger*innenbegehren mitgestartet – was war Ihr Anliegen?

Andreas Grabolle: Ursprünglich wollten wir in öffentlichen Kantinen täglich ein zusätzliches veganes Gericht einführen. Unsere Intention war es, veganes Essen bekannter zu machen. Es gibt ja viele wissenschaftliche Argumente für eine pflanzliche Ernährung.

Warum nur in Friedrichshain-Kreuzberg?

Das Vorhaben wollten wir erst einmal in einem Bezirk ausprobieren, wo die Chancen groß sind, auf Offenheit für so ein Anliegen zu stoßen. Da bot sich Friedrichshain-Kreuzberg wegen seiner Wählerstruktur und dem vegan-vegetarischen Angebot an. Hier gibt es hauptsächlich Schulkantinen und eine Bezirkskantine.

Im Interview: Andreas Grabolle

ist Sprecher der Albert-Schweitzer-Stiftung und war an den Verhandlungen zum Veggie-Entscheid beteiligt

Herausgekommen ist nun eine abgespeckte Variante: Anstatt an rund 50 öffentlichen Kantinen täglich soll es nun an zwei Schulen einmal wöchentlich eine vegane Mahlzeit geben …

Uns war es letzten Endes wichtiger, eine Lösung zu finden, die Politik, Schulen und Caterer mittragen. Da lief es eben auf einen Kompromiss hinaus, der deutlich von unserem ursprünglichen Anliegen abweicht. Wir sind aber zuversichtlich, dadurch langfristig positivere Effekte zu erzielen als über einen Konfrontationskurs.

Die Veggie-Initiative

Ziel des Veggie-Bürger*innenbegehrens in Friedrichshain-Kreuzberg war es, täglich ein veganes Gericht in allen öffentlichen Bezirkskantinen anzubieten. Die nötigen 6.012 Unterschriften haben die Initiator*innen der Albert-Schweitzer Stiftung, des Vegetarierbundes Deutschland e. V. und des Think Tanks Sen­tience Politics über sechs Monate gesammelt. Gemeinsam mit Bezirksvertreter*innen von Grünen, Linken und SPD haben sie eine Umsetzung ausgearbeitet, die die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vergangenen Mittwoch beschlossen hat. (taz)

Welche Widerstände gab es?

Unterschiedlich: zum einen Sachzwänge, die sich aus der finanziellen Situation des Bezirks ergeben, aber auch aus der Situation der Caterer, die aufgrund ihrer Größe häufig nicht in der Lage sind, einfach ein weiteres Gericht anzubieten. Und dann ging es ja hauptsächlich um Schulkantinen. Es gab die Absicht im Bezirk, keine Widerstände der Eltern zu wecken. Da gibt es sicherlich etliche Vorbehalte, die aus unserer Sicht allerdings unbegründet sind.

Es ist ein Modellprojekt – was sind die nächsten Schritte?

Erst einmal werden vom Schulamt geeignete Schulen ausgesucht. Dort werden vegane Kochschulungen für die Großverpflegung durchgeführt. Wenn die veganen Gerichte dann starten, werden wir das als Initiatoren mit Infomaterial und Veranstaltungen begleiten. In den Ausschusssitzungen für Schule und Sport wird der Verlauf dann regelmäßig diskutiert.

Auf welche längerfristigen Effekte können Sie hoffen?

Wenn es bei den Schulen angenommen wird, kann das Angebot auf zwei Tage ausgeweitet werden. Und was uns besonders freut: Bei positiver Resonanz soll in zukünftigen Cateringverträgen ein veganer Anteil am Schul­essen festgeschrieben werden.

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