Buch über die Fußball-Industrie: Den modernen Fußball lesen
Im Buch „Um jeden Preis“ befasst sich Sportjournalist Christoph Biermann mit dem Geschäft um den Fußball. Sein Blick fällt nüchtern aus.
Manchester United steht zum Verkauf. Die Glazer-Familie aus den USA, welcher der Klub gehört, will ein paar Milliarden Milliarden Pfund dafür. Kurz vorher hatte sich United von einem seiner Angestellten getrennt, nachdem dieser sich in einem Interview über die unwürdige Behandlung durch den Klub beschwert hatte. Cristiano Ronaldo kann nun bei bei einem anderen Klub anheuern. Kostet halt was. Bei United soll Ronaldo 560.000 Euro verdient haben – in der Woche. So sehen sie aus die Auswüchse dessen, was gemeinhin als moderner Fußball bezeichnet wird.
Was aber ist das genau? Und seit wann geht der Fußball diesen Weg der fortschreitenden Kommerzialisierung? Diesen Fragen hat sich der Fußball-Publizist Christoph Biermann in seinem neuen Buch gewidmet. „Um jeden Preis“ heißt es und beschreibt, wie der Fußball von einer von Verbänden organisierten Sportart zu einer Industrie geworden ist. Es geht um die Macht der besten Spieler, die mit ihren Beratern Preise diktieren können, was dazu führt, dass zwar der Wert eines Klubs steigt, dass aber das Betreiben eines Klubs eher kein gutes Geschäft ist.
Biermann beschreibt ein „Rattenrennen“ um die großen Geldtöpfe, die von den Ligen ausgeschüttet werden, die das Geld aus immer teureren Rechtepaketen an die immer gleichen Großklubs weiterreichen. Und er beschreibt, was es mit einem Sport macht, bei dem der Kreis der Teams, die einen Titel gewinnen können, immer kleiner wird.
Es ist ein nüchterner Blick auf das Geschäft, das sich weiter entfernen wird von dem, was man gemeinhin Fußball nannte. Für den bliebe dann immerhin noch eine Nische. So wie es für den Amateurfußball Platz gibt, der schon lange nichts mehr mit dem durch Torlinientechnologie oder Videobeweis durchtechnisierten Sportbetrieb der großen Ligen zu tun hat.
Christoph Biermann: „Um jeden Preis“. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2022, 265 Seiten, 18 Euro
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