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Buch über Merkels JugendDie Agitprop-Affäre

War Angela Merkel in der FDJ Agitationssekretärin? Ein neues Buch über ihre Jugend beweist vor allem, dass alte Wessi-Reflexe noch funktionieren.

Wählte in der DDR den Weg des kalkulierten Mitspielens: die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bild: dpa

Im Wahlkampf erfahren Geschichten mit überschaubarem Neuigkeitswert erstaunliche Karrieren. Jetzt erwischt es auch Angela Merkel. Und zwar auf einem Feld, auf dem die Vorsitzende einer konservativ und marktwirtschaftlich geprägten Partei besonders verwundbar ist.

Stand Merkel in ihrer Jugend dem DDR-Regime näher, als sie zugab? Die Story klingt so wunderbar schlüssig, als habe sie sich Peer Steinbrück spätnachts bei zwei, drei Gläsern Pinot Grigio ausgedacht. Merkel, die Teflon-Kanzlerin, lässt die Öffentlichkeit ja gerne im Ungewissen, wenn es um ihre Überzeugungen geht. Da passt der Verdacht einer systemkonformen Haltung in der DDR wunderbar ins Bild. Die Taktikerin Merkel kann alles, auch Sozialismus.

Jedenfalls glauben der Historiker Ralf Georg Reuth und der Journalist Günther Lachmann, die frühe Biografie Merkels müsse ganz neu interpretiert werden. In ihrem Buch schreiben sie, Merkel sei eine Reformkommunistin gewesen, keine unpolitische Außenseiterin.

Als Belege führen sie Zitate von Zeitzeugen an, die nahelegen, Merkel sei an ihrem Institut der Akademie der Wissenschaften „Sekretärin für Agitation und Propaganda“ gewesen. Zudem sei Merkel früh im Demokratischen Aufbruch aktiv gewesen, als dieser noch für einen demokratischen Sozialismus eintrat.

Hui, hui, hui. Sekretärin für Agitation! Da sieht der Otto-Normal-Westdeutsche sie doch mit leichtem Gruseln vor sich, die junge Angela in frisch gebügelter blauer FDJ-Bluse, die ihren Kommilitonen mit erhobener Faust den marxistisch-leninistischen Klassenstandpunkt einhämmert.

Eine Petitesse

Genau solche – sehr verkaufsträchtigen – Assoziationen ihrer Leser dürften der Grund dafür sein, warum die Bild-Zeitung und der Focus seitenweise Vorabdrucke bringen. Doch der skandalschwangere Unterton ist fehl am Platze, denn die Belege der Autoren sind in etwa so dürftig wie die DDR-Importe von Südfrüchten.

Selbst wenn Merkel früher als gedacht im Demokratischen Aufbruch war, ist dies eine Petitesse und kein Aufreger. Die Organisation, in der sich auch der Pfarrer Friedrich Schorlemmer engagierte, schloss sich schon 1990 der CDU an. Bisher bestünde der Skandal also darin, dass sie etwas früher im eigenen Laden angefangen hätte. Dass der Demokratische Aufbruch im Herbst 89 noch für einen demokratischen Sozialismus eintrat, hatte er mit den anderen Oppositionsparteien gemeinsam.

In diesen aufregenden Monaten vor dem Mauerfall wäre Merkel nicht die Einzige gewesen, die sich einen Zusammenbruch der DDR noch nicht vorstellen konnte. Die böse Funktion der Agitationssekretärin streitet Merkel bis heute ab. Sie will in der FDJ nur Kulturbeauftragte gewesen sein, was schöner klingt, und betont, sie habe „da nie irgendetwas verheimlicht“. Damit steht Aussage gegen Aussage, bewiesen ist nichts.

Nie eine Regimegegnerin

Und auch Funktionen in dem sozialistischen Jugendverband waren oft harmloser, als es für westdeutsche Ohren klingen mag. Agitationssekretäre organisierten FDJ-Sitzungen, bereiteten Themen vor oder moderierten die Diskussion. Manche waren ideologisch überzeugt von dem System, Hundertprozentige. Andere wiederum sahen das laxer und bekleideten Ämter, weil solch gesellschaftliches Engagement gerne gesehen und karrierefördernd war.

Womit wir beim eigentlichen Punkt der vermeintlichen Agitprop-Affäre wären. Angela Merkel war nie eine Regimegegnerin, sie hat dies auch nie behauptet. Stattdessen wählte sie den Weg des kalkulierten Mitspielens. Die Einser-Abiturientin, die in der Schule zur Belohnung zur Russisch-Olympiade nach Moskau durfte, ihr Physikstudium mit „sehr gut“ abschloss und es an die begehrte Berliner Akademie der Wissenschaften schaffte, tat, was die große Mehrheit tat.

Sie arrangierte sich mit der DDR, wissend, dass ohne Billigung des Staates eine steile Karriere nicht möglich war. Im fleischgewordenen Sozialismus wäre sie wohl auch aufgestiegen, wahrscheinlich in der Wissenschaft. Wirklich überraschend ist das nicht für eine Politikerin, die geschickt wie keine andere die Strömungen des Zeitgeistes erspürt.

Ralf Georg Reuth, Günther Lachmann: „Das erste Leben der Angela M.“, Piper Verlag, 2013, 19,99 Euro

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28 Kommentare

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  • H
    hm-räusper-hm

    Die Merkel-A****, na ja, für welchen Horch und Guck (die heutige Stasi unter anderer Flagge) die heute 'arbeitet', das kann sich jede/r an drei Finger abzählen.

    Lügen haben kurze Beine - und irgendwann werden auch die Merkel-A****-Lügen publik! Darauf freue ich mich!

  • IB
    Ingolf Benneckenstein

    Liebe TAZ, da hat vor einiger Zeit die wohl richtungsangebende Ina Pohl die Merkel schon zur Revolutionärin gemacht. Jetzt wird im Artikel von Ulrich Schulte das heftige Abnicken der Parteilinie für total harmlos erklärt. Ohne dieses hätte das "Mädel" weder ein Einser-Abitur, noch ein so hochwertiges Studium und schon gar keine Reisemöglichkeiten zum mit Sicherheit auch von ihr erklärtem Staatsfeind erhalten.

    Sie kam aus der Deckung nachdem der Drops gelutscht, nachdem ca.2 Mio Mitbürger mit Rückgrat im Knast, ohne Chance auf berufliche Zukunft, mit Schikanen bis in das Privateste, ohne Reisemöglichkeiten (auch nicht in die "Bruderländer"!)drangsaliert wurden, oder in den Westen gingen.

    Ich habe übrigens bis 1983 in dem Land gelebt und durfte dank des harmlosen Abnickens einer FDJ-Sekretärin weder Abi machen, noch später studieren, noch das Ausland kennenlernen, und für all die Ahnungslosen: Ich durfte nicht einmal ein Einfamilienhaus auf dem Grundstück meines Großvaters bauen- weil ich nicht im FDGB (Gewerkschaft) war! Die Verniedlichung der Funktion der FDJ steht der TAZ nicht gut zu Gesicht und beleidigt betroffene Menschen. ergo...Wirklich überraschend ist das nicht für eine Politikerin, die geschickt die Strömungen des rauen Gegenwindes mit Stasihaft und Mauertod ausgeblendet hat.

  • C
    Celsus

    Frau Merkel aslo will sich um Kultur gekümmert haben, wärhend ihr andere die Aufgabe dieser Frau im Bereich der Agitation und Propaganda behaupten. Vielleicht kommen wir aber doch der Sache näher, wenn Frau Merkel mal erläutern würde, um welche kuturellen Aufgaben sie sich da gekümmert hat.

     

    Es wäre unangemessen, wenn gegen andere Parteien und gegen andere Politiker immer noch mit aller Inbrunst das antisozialistische Schwert geschwungen würde, während sich da die CDU und ihre Strömungen sowie ihre Politiker_innen von ausnehmen könnten.

     

    Gleiches Recht für alle bitte. Da gab es niemanden geben, der kraft des richtigen "Parteibuchs" schon ungefragt einen Ablass in der Tasche hat und für andere gilt der unwiderlegbare lebenslange Verdacht. Und wie Frau Merkel udn ihre Partei andere in puncto Verfassugnsfeindlichkeit fordern, genau so müssen die es sich auch selber gefallen lassen.

  • K
    Kaufmann

    und die Reflexe funktionieren doch, wie die Vielzahl der Kommentare beweist und damit beweist die TAZ mindestens ein so gutes Händchen wie die Bild.

     

    Aber da hilft nichts, hier wird das Problem dieser "Schweine" verniedlicht. Wer die blaue Bluse trug, wusste was er tat, auch wenn er anders dachte und bei der FDJ, besonders in Berlin, traf es nicht jeden beliebig. Da musste man mitmachen.

     

    Und es geht auch nicht um die Gesinnung, sondern ums Handeln.

  • T
    Tierfreundin

    Die Enthüllungen über Angela M. sind nichts Neues. Bereits 2007 zeichnete Thierry Meyssan anlässlich der Übernahme der EU-Präsidentschaft von Frau Merkel das Bild einer Aufsteigerin, die um ihrer Karriere willen "über Leichen geht".

     

    http://www.voltairenet.org/article145118.html

  • C
    Claudia

    Eine Reformerin im Sozialismus zu sein, war wohl das Maximum an Opposition, das man in diesem Menschen verachtenden System erwarten konnte. Falls sie also schon vor dem Mauerfall im DA aktiv gewesen sein sollte, ehrt sie das eher als es sie verdächtig macht. Sämtliche Bürgerrechtsgruppen hatten die Reformierung der DDR als Ziel. Nicht einmal das Neue Forum wollte die Mauer zum Einsturz bringen (zumindest noch nicht). Das lag wohl daran, dass in der Opposition keine Träumer sondern Realisten aktiv waren. Kein Mensch hätte im Sommer 89 geglaubt, die Mauer könnte in 6 Monaten offen sein. In diesem Buch suchen scheinbar zwei Autoren, die recht wenig über die Wendezeit und die DDR Oppossition wissen, Skandälchen wo es eigentlich nichts zu finden gibt.

    Was man auch immer von Merkels aktueller Politik halten mag, ihre Weste aus der Zeit vor 89 scheint auf jeden Fall sauber zu sein.

  • TK
    Tom Kroll

    Die Aussage, daß dieses Buch vor allem beweise, daß alte Wessi-Reflexe noch funktionierten, ist doch auch eine für die taz nicht untypische Schwarz-Weiß-Malerei. Alles, was ich über diese Buch - nicht nur bei der taz - gelesen habe, war eher langweilend. Viele Anhänger und viele Dulder des SED-Regimes sind konservative Menschen gewesen. Auch wenn die Rolle der jungen Merkel von vieln anderen etwas abweichen mag, so dürfte auch sie damals schon konservativ gewesen sein - wenn auch vielleicht etwas passiver als andere. Gerade letzteres hat sich bis heute nicht geändert und das kann man ihr heute vorwerfen - das andere wohl kaum!

  • W
    Wandzeitungsredakteur

    Meine Güte, und wenn schon. Selbst wenn sie Agitprop in der FDJ war, was heißt das schon?? Ich war im zarten Alter von 7 und 8 Jahren in der ersten und zweiten Klasse "Agitator" und "Wandzeitungsredakteur". Schon die Tatsache, kleinen Kindern solch aberwitzig klingende Ämter zu "verleihen", zeigt die Idiotie des Systems. Wer die DDR von innen kennt, weiß, dass das halt Aufgaben waren, die jeder mal aufgedrückt bekam. So wie eben bei Fußball spielenden Kindern jeder mal ins Tor muss. Am ehesten traf es diejenigen, die nicht ganz dumm waren (für Merkel wohl zutreffend) und die eher ruhigen Typen, von denen kein Ärger zu erwarten war (wohl auch für Merkel zutreffend). Es gab in der DDR kaum Eltern, die den Mut hatten, ihre Kinder aus diesen Spielchen rauszuhalten. Ein Studium hätte man so für sein Kind schon von Anfang an abschreiben können. Auch das ist kein Armutszeugnis für die "mitschwimmenden" Eltern und Kinder, sondern Zeichen für die Ekelhaftigkeit des DDR-Systems, in dem Angst die oberste Erziehungsmethode für die Bürger war.

    Aus all diesen Fakten, die jedem bekannt sein sollten, der sich nur ein wenig mit der DDR-Geschichte befasst hätte, jetzt ein Enthüllungsbuch über Merkel zu machen, ist nur peinlich.

    Offensichtlich ist selbst den Super-Enthüllern eines nicht gelungen: Hinweise darauf zu finden, dass Merkel in ihrem Karrieredrang in der DDR anderen Menschen (z.B. durch Spitzeltätigkeit) Schaden zugefügt hätte. Von anderen "Saubermännern" wie z.B. Gysi kann man das ja nicht behaupten.

  • DL
    dem lentz

    @ Den Uli

    das zitat geht auf fontane zurück

    "wer in der jugend kein revolutionär ist..."

    aber dies war "im-kanzler"(wie mein seliger herr vater sie zu nennen pflegte) wohl nicht, egal welcher weltanschauung, zumindest wird es ihr nicht einmal von den übelwollendsten unterstellt.

  • SG
    Schmidt Georg

    also, mal Butter bei de Fische, welche Karriere Frau Merkel in der DDR gemacht hätte, ist unklar, aber so wie sie sich gibt, würde sie auch in einer DDR nicht nur Bierausschenken, man sollte das schon klar sehen und der naja, dümmste Spruch, sie hat sich mit dem Regime arrangiert, das wirft man vielen Westdeutschen Promis vor-sich mit dem Naziregime arrangiert, heute ists nicht anders, ohne Beziehungen läuft nix-ausserdem im Venichten von potentiellen Konkurrenten dürfte ihr die Propaganda/Agitationkurse schon geholfen haben!

  • S
    SchnurzelPu

    Mein Eindruck von Frau Merkel in der AdW damals war, dass sie genau wusste, wohin sie wollte. Das Was spielt, keine so große Rolle bei ihr.

    Da sie zu DDR-Zeiten im Westen als Reisekader war, kann sie nur regimenah aufgetreten sein. Aufgetreten, darauf liegt die Betonung.

    Das sie bis 89 der FDJ-Leitung des Zentralinstituts für Physikalische Chemie der AdW angehörte, ist doch auch nichts neues.

    Für mich ist sie eine kalte Logikerin, die Deutschland nicht gut tut.

  • HH
    Hanno Haßelmeier

    Ich kann diesem Artikel im Großen und Ganzen zustimmen. Für ihr "Enthüllungsbuch" hätten unsere beiden Verschwörungstheoretiker Reuth und Lachmann am liebsten wohl tatsächlich den Titel "Die Agitprop-Affäre" oder vielleicht auch "Das Merkel-Komplott" gewählt.

    Es ist schon verwunderlich, mit welcher Vehemenz die beiden Autoren versuchen, Angela Merkel in die reformkommunistische Ecke zu drängen. Das ist auch nicht dadurch gerechtfertigt, dass Angela Merkel zunächst nicht für die Wiedervereinigung stand. Margaret Thatcher, viele Politiker aus Ost und West und auch Regimekritiker aus der DDR waren nicht oder nicht sofort für die Wiedervereinigung. Sind das dann auch alles Reformkommunisten?

    Hinzu kommt, Reuth und Lachmann sprechen Angela Merkel ein elementaren Grundsatz der Demokratie ab. Die Meinungsfreiheit. Mit anderen Worten, es war völlig legitim, eine eigene Meinung zur Wiedervereinigung zu haben.

    Als Fazit ist folgendes zu sagen. Hier wird mit aller Gewalt versucht, dass zu DDR-Zeiten übliche angepasste Verhalten der Kanzlerin und ihre ersten Versuche während der Wendezeit Demokratie zu leben, in eine reformkommunistische Gefahr umzudeuten.

  • IW
    ich war's

    FDJ-Sekretärin für Agitation und Probaganda in der Grundorganisation der Freien Deutschen Jugend an der Polytechnischen Oberschule in der neunten und zehnten Klasse.

    ALLERDINGS kritisiere ich noch immer den Kapitalismus und den mit diesem verbundenen Betrug an den Arbeitssuchenden und an den Bonzen auf Bundes- und auf Landesebene.

    In der CDU (auf dem Gebiet, das bis 1989/1990 die DDR war) und in der FDP gibt es gewiss mehr Wendehälse und ehemailge 'HorcherInnen und GuckerInnen' (volkstümliche Bezeihnung für die Stasi-Mitarbeiter/innen), als in den anderen Parteien.

  • HL
    Herr Lehmann

    Bevor hier die Unkenntnis hochkocht und noch ein jeder laut Opportunismus schreit, erst einmal Dank an Herrn Schulte für das Zurechtrücken des vermeintlichen Skandals. Ich finde Merkel als Kanzlerin eine Katastrophe, aber dieser ewige FDJ-Kram ist lästig und sollte nur beurteilt werden (aus dem Forum), wenn man eine Mindestkenntnis dessen besitzt, wie der Wissenschaftsbetrieb und der Alltag in der DDR funktioniert hat. Der Anpassungsdruck war groß, und Vaclav Havel hat eindrücklich beschrieben, wie schwierig (auch wie innerlich befreiend) ein Richtiges Leben im Falschen sein kann. Merkel hatte nicht die Chuzpe, auch nicht die Veranlassung, ein solches Leben an öffentlichen Stellen vorzuführen. Kann man ihr das vorwerfen? Der harte Kern der Opposition waren ein paar tausend Menschen, und der Rest? Alles Opportunisten? Es war durchaus üblich, dass selbst kritische Geister in der FDJ Posten übernahmen, meist Kassenwart oder Kulturtante (manchmal auch Agitprop, aber dann hatte man seinen Beitrag (Kinoabendorganisieren o.ä.) geleistet und dann war Ruhe.

     

    Und apropos Opportunismus: Sind wir dann nicht auch alle Opportunisten, weil wir die marktkonforme Demokratie täglich durch Konsum aufrecht erhalten. Ich weiß, dass der Vergleich hinkt, aber so kleinteilig muss man denken, will man die täglichen Konzessionen eines Lebens in einer Diktatur erfassen.

  • S
    Siegfried

    Verhaltensweisen in der Jugend können Rückschlüsse auf Verhaltensweisen im Hier und Jetzt ziehen.

     

    Sie hatte sich gut arrangiert im DDR-System, was sie heute ebenfalls tut wenn es um die Führungsetage so manch großer Bank geht.

     

    Unter www.abgeordnetenwatch.de ist diese Nähe gut dokumentiert.

     

    Sicher, die Frau ist intelligent, aber Herz hat sie nie gehabt. Schon gar nicht für die Mehrheit der Menschen in Deutschland, die vom Wohlstand auch ein Stück abhaben wollen.

     

    Zeit für einen Wechsel.

    Wählt endlich Links, traut Euch! Habt das Herz dazu!

  • U
    Ulrich

    Das einzig wirklich interessante an der ganzen Angelegenheit ist dass die Bild an prominenter Stelle mit mischt. Das ist nach den Paparazzi-Bildern das zweite Mal dass man Angela Merkel auf die Füße tritt. Bahnt sich da ein Richtungswechsel bei Springer an?

     

    Für rot-grün wird man sicherlich keinen Wahlkampf machen. Aber eventuell für die CDU-Absplitterung AfD?

  • V
    vic

    @ ibm,

     

    da sagst du was. Schließe mich dem an.

  • U
    Ungrad

    eine (mässig aktive) Mitläuferin und Opportustinistin die "nur" ihr eigenes Fortkommen im Sinne hatte...

     

    Nun wenigstens mußte sie sich nicht ändern.

     

    Aber so jemand an der Spitze der Republik?

     

    Da wär mir eine lieber die was für die Gemeinschaft erreichen wollte - auch wenns in der DDR war. Da lebte sie halt.

  • B
    Branko

    "..., dass alte Wessi-Reflexe noch funktionieren."

     

    Logisch. Naiv, wer was anderes glaubt.

     

    Das ironische an der Sache ist, daß es auch und vor allem die Unions-Parteien waren, die diese Reflexe systematisch und jahrzehntelang in die westdeutsche Seele implantiert haben.

  • C
    christophsberlin

    Und wieder wird mir die Kanzlerin ein bisschen sympathischer!

    Ein Mensch mit Brüchen, Ecken und Kanten - auch wenn sie in der

    Jugend lagen ...

  • D
    D.J.

    Wie albern. Da hört man als Wessi einen Begriff ("Agitation und Propaganda") und hyperventiliert. Als gelernter Ossi weiß ich, wie das ablief. Schall und Rauch. Die DDR war eine Diktatur der zumeist leeren Titel. Mindestens jeder Dritte hatte ab der Kindheit irgendeine Jungponier/Thälmannpionier/FDJ-Funktion, unter den Klassenbesten die meisten. Mit 14 war ich in meiner Klasse "Wandzeitungsagitator". "Junge, mach das doch, macht sich gut, wenn du Abi machen willst". Was hieß das? Einmal im Schuljahr eine Wandzeitung mit Zeitungsausschniten gestalten. Uni habe ich zwar schon im Westen gemacht, aber ich denke, es lief auch an DDR-Unis nicht viel anders als an DDR-Schulen ab. Die Einstellung und das reale Handeln von Menschen an solchen Titeln zu messen, ist vermessen. Ohne das zu vergleichen: Selbst die Geschw. Scholl hatten in ihrer früheren Jugend Ränge der NS-Hierachie.

  • B
    Bundesboy

    Die Frage, warum Merkel nicht auch mal etwas deftiger zu spüren bekommen soll, wie es ist, wenn sich ein neues Bild von ihr ergibt, ist ja wohl aber hoffentlich noch erlaubt. Es ist schon ziemlich komisch, wie schnell sich die zeitgenössische Intelligenz auf alles einen positiven Reim macht, was Merkel angeht...

     

    Schade nur, dass der Merkel-Biograph Langguth gerade gestorben ist. Es wäre sehr interessant gewesen, wenn Herr Langguth mal einen Abend bei Günther Jauch mit den Weggefährten über die "Jugendsünden" von Angela Merkel gesprochen hätten.

  • K
    kMfN

    Wenn schon die korrekte und offizielle Bezeichnung für "Agitation und Propaganda" in diesem Text durchgehend um den Begriff der Propaganda verkürzt (und damit entschärft) wird, zeugt das doch vom klaren Willen des Autors zur Verbreitung wohlmeinender Propaganda über Angela Dorothea Merkel (geb. Kasner).

  • TK
    Tom Kroll

    Die Aussage, daß dieses Buch vor allem beweise, daß alte Wessi-Reflexe noch funktionierten, ist doch auch eine für die taz nicht untypische Schwarz-Weiß-Malerei. Alles, was ich über diese Buch - nicht nur bei der taz - gelesen habe, war eher langweilend. Viele Anhänger und viele Dulder des SED-Regimes sind konservative Menschen gewesen. Auch wenn die Rolle der jungen Merkel von vieln anderen etwas abweichen mag, so dürfte auch sie damals schon konservativ gewesen sein - wenn auch vielleicht etwas passiver als andere. Gerade letzteres hat sich bis heute nicht geändert und das kann man ihr heute vorwerfen - das andere wohl kaum!

  • I
    ibm

    Etwas weniger euphemistisch als vom autor dieses Artikels ausgedrückt:

    Merkel war eine Scheiß-Opportunistin, die sich in jedem System nach oben geschleimt hätte.

  • U
    Uwe

    Ihrem Kommentar kann ich als ehemaliger Kassierer der Beiträge für die Pionierorganisation nur zustimmen. Ich war auch Miglied der DSF (Deutsch-Sowjetische-Freundschaft) und in der Gewerkschaft. Dort war ich immer für die rechtzeitige und vollzählige Beschaffung der Mainelken zuständig (allerdings auch für den Schnaps abends). Im Studium habe ich dann regelmäßig die Wandzeitung gestaltet, als Agitprop. Einer musste es ja machen und so kam ich um das Verteilen der Bettwäsche im Studentenwohnheim herum. Ich möchte mich hier bei allen Lesern des Focus und des Qualitätsprodukts "Bild",v.a. aus den sg alten Bundesländern, entschuldigen. Gern wäre ich so tapfer gewesen, wie sie es sicher an meiner Stelle gewesen wären.

    "Im fleischgewordenen Sozialismus wäre sie wohl auch aufgestiegen, wahrscheinlich in der Wissenschaft." Lieber Herr Schulte, den Satz versteh ich allerdings nicht.

  • DU
    Der Uli

    Nun, ich bin ja wahrlich kein Fan der Kanzlerin, aber:

     

    wer mit 16 kein Kommunist ist, hat kein Herz ...

    sprach Adenauer seinerzeit. (er zitierte, glaube ich, Churchil).

     

    Wir sind hier schließlich nicht inne DDR, wo ein "Makel" aus der Jugend lebenslang stigmatisierte. Also: NA UND?

     

    (außerdem sind ihre Verdienste um den Rückbau der Christdemokratie einen HDA wert)

  • E
    eksom

    Also zusammenfassend: Sei ist auch eine Opportunisten, wie all die anderen Falschspieler und Plagiate in und aus der Politik!