Buch über Antifeminismus: Alles zurückdrehen

Das Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass“ des Autor*innenkollektivs Fe.In beschäftigt sich mit Antifeminismen und rechten Widersprüchen.

Zwei Ringkämpferinnen stehen sich gegenüber und greifen sich gegenseitig im Kampf an Kopf und Schulter

Frauen kämpfen – gegen Anfeindungen von Rechts, oder auch hier im Ringkampf Foto: dpa/Anvar Ilyasov

Was konnten wir in den letzten Jahren nicht alles über Feminismen lesen! Da die Gleichstellung von Frau und Mann nun ja völlig erreicht sei, brauche man gar keinen Feminismus mehr. Der Feminismus habe sich in eine Ideologie verwandelt, die sich nicht mehr mit den „echten“ Problemen „echter“ Frauen beschäftige. Die eigentliche Bedrohung der Frauenrechte gehe heute von „kulturfremden“ ­Einwanderern aus. Ausgerechnet die (neue) Rechte, die allenthalben von der Rückabwicklung feministischer Fortschritte träumt, spielt sich als Verteidigerin der – natürlich – weißen Frau und ihrer Rechte auf. Diesen offensichtlichen Widerspruch thematisiert das Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass“ des Autor*innenkollektivs Fe.In.

Der erste Teil der Analyse widmet sich der Gendertheorie, die im Meinungskampf unter dem Stichwort „Genderismus“ immer schon als Karikatur ihrer selbst erscheint. Gezeigt wird, wie eine breite Flanke aus konservativen, erzkatholischen und neurechten Stimmen den Terminus „Gender“ jeglicher Bedeutung entkleidet, um ihn ins Lächerliche zu ziehen.„Genderwahn“ wird so zur Chiffre für Verwirrte, die nicht wissen, welche Toilette sie zu benutzen haben.

Detailliert wird hier die Verknüpfung antifeministischer, antikommunistischer und letztlich anti-intellektueller Rhetorik offengelegt. Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit der Ethnisierung von Gewalt gegen Frauen. Anhand von Beispielen wie der Kölner Silvesternacht oder Kandel (wo eine 15-Jährige von einem Flüchtling ermordet wurde) wird aufgezeigt, wie die Gewalt gegen Frauen, jedenfalls dann, wenn sie ethnisch „Fremden“ zugeschrieben werden kann, enormes Mobilisierungspotenzial innerhalb der rechten Szene entfaltet. Während die Gewalt gegen Frauen, die von Rechten ausgeht – gegen Partnerinnen ebenso wie gegen Geflüchtete oder Linke –, beschwiegen wird.

Zuletzt widmet das Buch sich rechten Frauen und ihren Versuchen, durch Vlogs oder Frauengruppen zu Akteurinnen zu werden. Gerade hier bieten sich dem Leser zahlreiche neue Einblicke in innerszenische Mobilisierung. Verstanden werden muss das Buch als eine Art Kompendium zu rechten Diskursen, Frauen und Feminismus, übrigens mit besonderem Blick auf Österreich. Es ist analytisch aber dort schwach, wo die Ursachen für den Frauenhass, der sich beispielsweise in der Beschneidung reproduktiver Rechte abbildet, analysiert werden müssten.

Dass es hierbei um die „Konkurrenz um Ressourcen“ zwischen Männern und Frauen oder „Privilegien“ geht, wie unisono bemerkt wird, ist nämlich keineswegs evident. Ebenso interessant wäre die Frage, warum Frauen, auch nichtrechte, so lustvoll das Opfernarrativ der Rechten (der „Fremde“ als sexuelle Bedrohung) übernehmen. Ist die Dimension der quasipornografischen Fantasie, die mitschwingt, nicht ziemlich offensichtlich? Eine solche Analyse hätte vielfältige soziologische wie psychologische Erklärungen einbeziehen müssen.

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