Brückensanierung der Deutsche Bahn: Instandsetzung teurer als geplant
Die Ausbesserung von Brücken kostet die Bahn über eine Milliarde Euro mehr als geplant. Die Grünen fürchten, dass das zu Lasten der Gleise geht.
Die Deutsche Bahn setzt zurzeit das größte Modernisierungsprogramm ihrer Geschichte um. Dazu gehört die Sanierung der mehr als 25.000 Eisenbahnbrücken, von denen fast jede zweite älter als 100 Jahre ist. Im Zuge der Brückensanierung sollen zwischen 2015 und 2019 insgesamt 875 Brücken instand gesetzt werden.
Bis Ende 2018 waren 770 saniert. Aufgrund des Baubooms sind die Kosten gegenüber der ursprünglichen Kalkulation um 207 Prozent gestiegen. „Unter Berücksichtigung des derzeitigen durchschnittlichen Preises ergibt sich so eine Kostenmehrung von 1,2 Milliarden Euro“, heißt es in der Antwort von Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) auf die Anfrage.
Dieses Geld fehlt bei der Erneuerung der Gleise, fürchten die Grünen. „Die überhitzte Bauwirtschaft führt im Bereich Bahnbau zu astronomischen Preissteigerungen“, sagte der Verkehrsexperte der Grünen, Matthias Gastel. „Da das Budget des Bundes für den Erhalt des Schienennetzes gedeckelt ist, spart die Deutsche Bahn notgedrungen bei der Gleiserneuerung.“
Kein Stopp von Straßenprojekten zugunsten der Bahn
Gastel sieht die Gefahr, dass durch die Verschiebung von Sanierungsarbeiten an Gleisen das Angebot der Bahn für Fahrgäste schlechter wird. „Das Geld für den Erhalt reicht nicht aus und das Bahnnetz wird weiter auf Verschleiß gefahren“, kritisierte er. Gastel fordert deshalb, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf Straßenprojekte verzichtet. Damit würde Druck aus der Baubranche genommen, so dass die Preise insgesamt sinken würden. „Der Neubau von Fernstraßen muss sofort reduziert werden, was klimapolitisch ohnehin überfällig ist“, sagte Gastel.
Das hat der Bund aber nicht vor. Die Grünen wollten in ihrer Anfrage wissen, ob der Bund bereit sei, seine Investitionen in den Straßenbau herunterzufahren, um den Preisanstieg im Bereich der Bahnprojekte zu dämpfen. Antwort: Der festgelegte Bedarf sei nötig, deswegen bleibe es dabei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste