piwik no script img

Britische Serie „Downton Abbey“Viel mehr als schöne Kostüme

Die preisgekrönte Serie „Downton Abbey“ startet am Freitag bei ZDFNeo. Von der Titanic bis zum Ersten Weltkrieg ist alles dabei.

Mary kann gut reiten, aber schlecht erben, weil sie eine Frau ist. Bild: Nick Briggs/ZDF

„Breaking Abbey“ nannte die US-Satire-Show „The Colbert Report“ kürzlich ihre Parodie, in der sie Darsteller der britisch-amerikanischen Produktion „Downton Abbey“ in den Kosmos der Drogenserie „Breaking Bad“ versetzte. Die Universen, die dabei aufeinanderprallten, könnten kaum unterschiedlicher sein.

Auf der einen Seite die aus den Angeln gehobene Welt des krebskranken Chemielehrers und Familienvaters Walter White, der mithilfe eines Junkies Crystal Meth kocht und damit zum Drogenkönig New Mexicos aufsteigt.

Auf der anderen die Herrschaften und Bediensteten des imposanten aristokratischen Familiensitzes Downton Abbey in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit ihren strengen Verhaltens- und Benimmregeln und einer immer etwas umständlich und snobbistisch wirkenden Sprache voller Chiffren und Andeutungen. Beide Formate gehören derzeit zu den populärsten Serien der Welt und werden mit Preisen überhäuft.

Doch während „Breaking Bad“ im deutschen Fernsehen das Schicksal vieler hervorragender Serien beschert ist, weil es weitgehend unbeachtet auf einem Spartenkanal läuft – aktuell bei Arte, bald bei RTL Nitro –, bekommt „Downton Abbey“ die Chance, auch hierzulande ein großes Publikum zu erreichen. Das ZDF hat sich dazu entschieden, die vielbeschworene Vernetzung mit dem Jugendkanal ZDFneo voranzutreiben. So soll die junge Zielgruppe ab Freitag an drei aufeinanderfolgenden Abenden die erste Staffel sehen, während der Hauptsender die Ausstrahlung am späten Sonntagnachmittag startet.

Gute Bücher, starke Charaktere

Die Vermutung, dass es für eine „Kostümdramaserie“ einfacher ist, beim Seniorensender ZDF akzeptiert zu werden als einst die Mafia-Familienserie „Die Sopranos“, ist naheliegend. Dennoch ist die von Oscarpreisträger Julian Fellowes („Gosford Park“) geschaffene Serie weit entfernt von Pilcher-Kitsch und Historienschinken, das belegen nicht nur die sieben Auszeichnungen mit dem bedeutendsten US-Fernsehpreis Emmy.

Mit exzellenten Büchern, starken Charakteren, einprägsamen Bildern und einer behutsamen Inszenierung schafft es „Downton Abbey“, selbst Kostümfilmhasser zu bekehren. Virtuos und trotzdem zuschauerfreundlich verknüpft sie das Schicksal der Adelsfamilie Crawley und ihrer Angestellten in einer Zeit der tiefgreifenden technischen, sozialen und politischen Veränderungen.

Die erste Staffel beginnt mit der Nachricht des Untergangs der Titanic und endet mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs. „Downton Abbey“ ist für die 1910er (und ab der dritten Staffel auch 20er) Jahre das, was „Mad Men“ für die 1960er Jahre ist: Ein reflektiert-faszinierendes Zeitporträt einer einschneidenden Ära, in der das gesellschaftliche Fundament der modernen Welt gelegt wurde. Gut, dass es nicht nur bei ZDFneo, sondern auch im ZDF gezeigt wird.

„Downton Abbey“ startet am Freitag bei ZDFNeo, 20.15 Uhr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • M
    MeinName

    Habe kürzlich bei besagtem "Remix" von Colbert erstmals von der Show erfahren und das klingt wirklich alles ganz interessant.

     

    Trotzdem wird die Show hier wohl scheitern denn von besagter "immer etwas umständlich und snobbistisch wirkenden Sprache voller Chiffren und Andeutungen" wird der dt. Zuschauer ja Dank der üblichen sterilen deutschen Synchro nichts mitbekommen und solche Details sind eben entscheidend. Gerade das Bsp. "Breaking Bad" zeigt exemplarisch, wie tödlich die biedere Synchronisation sein kann bzw. ist. Habe da als Fan der Serie bei arte zufällig mal reingezappt und war schockiert, wie furchtbar das Format auf deutsch war.

     

    Und nein, es geht hier nicht um elitäres Distinktionsgehabe denn mit Untertiteln lässt sich auch ohne gute Englischkenntnisse die Atmosphäre des Originals genießen aber das kann man ja den Deutschen nicht zumuten (obwohl es in den NL oder Skandinavien problemlos funktioniert). Ich würde mich wirklich freuen wenn ich mal eine gute Serie OmU im ÖR-TV sehen könnte aber so wird es bei mir eben wieder ein Download werden. Sie lernen es einfach nicht.