Brigitte will flimmern

■ Bei der "Brigitte" zeigt die Auflage nach unten, bei der ARD die Quote. Warum nicht zusammengehen? Doch bislang will es nicht so recht klappen mit "Brigitte-TV"

Rund 85.600 öffentlich-rechtliche Sendeminuten gibt es jede Woche. Davon 45 speziell für Frauen. Für die Sendung „Mona Lisa“ im ZDF. Ein Zustand, den NDR-Intendant Jobst Plog vollmundig zu ändern verspricht: Er will „Brigitte-TV“ auf den Schirm des ersten Programms bringen, „endlich“.

„Brigitte-TV“ wie Brigitte, trotz Auflagenschwunds mit knapp einer Millionen Exemplaren Deutschlands auflagenstärkste 14tägliche Frauenzeitschrift. Wenn es um die Frauen geht, will die ARD sich nicht auf eigene Kompetenz verlassen, sondern greift lieber auf die Partnerschaft mit dem Blatt aus dem Großverlag Gruner+Jahr (Bertelsmann) zurück. Der Inhalt soll dem der gedruckten Brigitte entsprechen: Mode, Kochen, Kinderkriegen.

Die Idee ist nicht neu. Seit gut zwei Jahren läßt man an Konzepten basteln. Bei „Spiegel-TV“ beispielsweise oder bei der NDR- Tochter Studio Hamburg. Doch G+J und der NDR waren mit den erstellten Pilotsendungen unzufrieden und hatten andere Vorstellungen von ihrem Magazin. Dabei geht es dem Verlag nicht um die Mission, Frauen mehr Programm zu bieten. G+J hat eine Vision: Die, „aus dem Printhaus ein Medienhaus zu machen“. Das sagt Hans-Roland Fäßler, Chef der hauseigenen TV-Produktion, die seit September 1996 daran arbeitet, G+J-Titel zum Nutzen der Marke in Fernsehflimmern umzusetzen. Ein Geo-Format wurde bei Premiere untergebracht, über ein anderes wird Gerüchten zufolge mit dem ZDF verhandelt. Auch für P.M. und Gala wird eine TV- Form gesucht. Doch Brigitte hat Priorität. Das Fernsehen soll dem schwindsüchtigen Blatt neue Leserinnen zuführen. Und anspruchsvoll soll es sein.

Nur mit Brigitte will es nicht so recht klappen. Zwar meint man mit der ARD den optimalen Partner gefunden zu haben, schließlich steht der Senderverbund für Seriosität bis zum Schnarchtum, doch tut er sich etwas schwer, die Allianz mit dem Medienkonzern zu wagen. Öffentlich-rechtliche Fundis sehen in so einem Pakt die Unabhängigkeit gefährdet. NDR- Chef Plog dagegen findet, man sollte „langfristige strategische Partnerschaften nicht nur den Privatsendern überlassen“. Aber „die redaktionelle Verantwortung muß beim NDR liegen“, so Anstaltssprecher Martin Gartzke.

Am Anfang war der Streit um den Sendeplatz. Ursprünglich nämlich sollte „Brigitte-TV“ am frühen Samstagabend laufen, wenn auf Sat.1 Bundesliga-„ran“ läuft und bei der ARD die Quoten trüb werden. Doch eine Studie der der ARD-Werbetochter will herausgefunden haben, daß die Damen, hätten sie die Wahl, lieber „ran“ gucken würden, als ein Frauenmagazin – speziell die angepeilten 30- bis 40jährigen. Die Studie aber ist innerhalb der ARD umstritten. Das Zahlenwerk, heißt es, sei von den Gegnern instrumentalisiert worden. Auch G+J-Mann Fäßler zweifelt die Ergebnisse an.

Nun will Plog, der den Urlaub seines eher skeptischen Programmdirektors Jürgen Kellermeier nutzte, den Willen zu der Kooperation zu bekräftigen, seine Kollegen bei der Intendantentagung Mitte September in Berlin überzeugen. Der WDR hat bereits signalisiert, daß er das Projekt mitfinanzieren will. Und auch ARD- Programmdirektor Günter Struve unterstützt es: Er will, so heißt es, mit dem Vorschlag eines neuen Sendeplatzes ein Signal setzen.

Obwohl man in Hamburg schon „Brigitte-TV“-Mitarbeiterinnen treffen kann, bestreitet Fäßler, daß es bereits eine Redaktion gibt. Doch Sendeabläufe und Pilotsendungen auf Papier gibt es inzwischen en masse. Brigitte-Chefredakteurin Anne Volk läßt unterdessen erklären, daß die Chefredaktion „auf jeden Fall“ ein „entscheidendes Wort“ bei der neuen Sendung mitreden werde. Heute und morgen treffen sich die ARD- Programmdirektoren. Dabei wird es auch um „Brigitte-TV“ gehen, heißt es beim NDR. Auf der Tagesordnung steht das Thema jedoch nicht. Silke Burmester