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Bremer Vonovia-Mieter vor GerichtDoppelt gekniffen

Ein Bremer Mieter musste einen Verwaltungsfehler des Wohnungskonzerns vor Gericht klären. Außerdem ließ Vonovia seine Möbel verschimmeln.

Eine Sanierung nach den Wasserschäden steht in Försters Wohnung weiter aus Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Bremen taz | Das Verfahren vor dem Bremer Amtsgericht dauerte nur eine Viertelstunde. Denn der Wohnungskonzern Vonovia musste sich inzwischen eingestehen: Es war ein Verwaltungsfehler, der dazu geführt hatte, dass Mathias Förster eine fristlose Kündigung und eine Klage wegen Mietrückständen erhalten hatte und am Mittwochvormittag neben seinem Anwalt Valentin Weiß vor Gericht sitzen musste.

Die Vonovia-Wohnung von Förster wurde durch Wasserschäden unbewohnbar. Vonovia stellte ihm eine Ersatzwohnung; für diese Zeit sollte er keine Miete zahlen. Doch dann kamen Kündigung und Klage – eben weil er in dieser Zeit keine Miete gezahlt hatte. Förster klagte seinerseits und verlangt 7.000 Euro Schadensersatz für seine verschimmelte Einrichtung.

Denn Vonovia habe ihm versprochen, sagt Förster vor Gericht, seine Möbel für die Übergangszeit einzulagern. Als ihm Bescheid gegeben wurde, dass seine alte Wohnung wieder bewohnbar sei, sei er zurückgekehrt. Alle seine Möbel seien noch dort gewesen, ruiniert durch die Feuchtigkeit. Förster beschreibt einen furchtbaren Gestank und zeigt Fotos von aufgequollenen Wänden und einem schimmligen, zerschnittenen Teppich.

Der technische Service habe die Einlagerung der Möbel nicht für nötig befunden, heißt es in einem Brief von Vonovia an Försters vorherigen Anwalt. Den hatte er auf Empfehlung hin gewechselt, denn Valentin Weiß hat Erfahrung mit Vonovia. „Herr Förster ist ein Extremfall, aber das passiert öfter.“

Bündnisse mutmaßen über wahren Grund für die Kündigung

Vonovia verwende unqualifizierte Sub-Unternehmen, deren unterbezahlte Arbeitskräfte schlechte Arbeit machten. Wenn Vonovia die Schäden weiter abstreite, werde es eine Beweisaufnahme geben. Der Anwalt ist zuversichtlich, dass Förster am Ende sein Geld erhalten wird.

Förster wird unterstützt von der Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in Gröpelingen“ und dem Bremer Bündnis „Zwangsräumungen Verhindern“. Sie werfen Vonovia vor, Förster systematisch zu vergraulen, um seine Wohnung teurer neu vermieten zu können.

Denn bei vielen Wohnungen im Bremer Stadtteil Gröpelingen, auch seiner, sei die Sozialpreisbindung ausgelaufen, die Vonovia zu einer günstigen Miete verpflichtet hatte. Bahne Michels von „Zwangsräumungen Verhindern“ spricht von kriminellen Methoden. Das Problem sei, dass sich von 100 Mie­te­r:in­nen nur ei­ne:r wehre.

In einem Statement an die taz entschuldigt sich Vonovia-Sprecher Christoph Schwartz: „Aktuell ist das Mietkonto ausgeglichen. Dass es dennoch zu Zahlungsaufforderungen und am Ende sogar zur Klage gekommen ist, bedauern wir sehr.“ Ebenso bedauert er, dass Herr Förster keine Hausratversicherung abgeschlossen hat, denn Vonovia lehnt die Schadenersatzforderung bisher ab.

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2 Kommentare

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  • Solange die Lebensgrundbedürfnisse der Menschen von Politikern Hand in Hand mit den Wohnungskonzernen und deren Aktionären abhängen wird sich nichts ändern.

  • So lange das Kostenrisiko für derlei Wohnungskonzerne minimal ist gehört das zur Tagesordnung.



    Die Manager haben nichts zu befürchten und sitzen weiterhin bei den Galas dieser Welt zur Rechten der politischen Elite.



    Und selbst wenn man einen Straftatbestand konstruieren könnte - Unternehmen können nicht bestaft werden (sind keine natürlichen Personen) und die wirklich Verantwortlichen in den Konzernen zu finden ist natürlich so gut wie unmöglich.