Bremer Kliniken sollen besser werden: Einigkeit in der Bürgerschaft
Mehr Investitionen und mehr Personal, damit Patienten zufriedener sind: Das wünschen sich im Grunde fast alle Fraktionen der Bürgerschaft für die Bremer Kliniken.
Anlass für die Debatte war eine Studie zur Zufriedenheit der PatientInnen, die letzte Woche von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde (siehe Kasten). Bremer PatientInnen würden demnach eine Klinik weniger häufig weiter empfehlen als im Bundesdurchschnitt. Die CDU hatte eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt.
Mehr erhofft hatte sich von der Debatte eine Gruppe dreier Angehöriger, deren Sohn, Mutter und Tochter in Bremer Klinken zu Schaden oder zu Tode kamen und die Konsequenzen daraus vermissen. Am Dienstag hatten sie ihren Unmut in einem offenen Brief formuliert.
Zusammengetan hatten sich dafür die Mutter von Kerim Ucar, der Sohn von Ayten Akin, und die Mutter von Melissa Beck. Die 21-jährige Melissa Beck hatte sich im August 2014 kurz nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie im Klinikum Bremen-Ost umgebracht. Aus Sicht der Mutter war sie dort nie richtig von einem zuständigen Arzt behandelt worden, weil das Personal fehlte.
Für eine aktuelle Studie hat die Bertelsmann-Stiftung eine Million Patientenfragebögen der Krankenkassen AOK und Barmer ausgewertet.
Für Bremen würden 73,9 Prozent der Befragten die Klinik nach ihrer Behandlung weiterempfehlen, für Niedersachsen 76,7 Prozent.
Beide Bundesländer liegen damit deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 79,3 Prozent und am Ende der bundesweiten Skala.
Die 79-jährige Mutter von Noah Akin war 2014 nach einer Behandlung im Klinikum Bremen-Ost gestorben. Sie fiel nach einer Lungenspiegelung – die nicht hätte gemacht werden dürfen – ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte. Akin wirft der Klinik vor, seiner Mutter lebensrettende Maßnahmen verweigert zu haben.
Und dann Kerim Ucar. Dem 18-Jährigen wurde im Oktober 2017 eine gesunde Niere statt der kranken Milz entfernt. Das fiel erst bei der Untersuchung des entnommenen Organs in der Pathologie auf. Laut Anwalt der Familie soll der Arzt während der OP noch telefoniert haben, weil er sich unsicher war.
Drei krasse Fälle, die für die Familien schlimmes Leid bedeuten und bei denen vor allem die Mutter von Melissa Beck auch heftige Vorwürfe an die Staatsanwaltschaft formuliert, die die Ermittlungen eingestellt hat.
Drei krasse Fälle, bei denen allerdings auch die Frage ist, ob sie etwas über die allgemeine Qualität der Krankenhäuser aussagen. Der Tod von Melissa Beck zumindest verweist auf einen eklatanten Personalmangel.
Konsequenzen gefordert
Um die Fälle ging es am Mittwoch in der Bürgerschaft nur am Rande, als Klaus Remkes, Abgeordneter der rechtspopulistischen Bürger in Wut, sie ansprach und gleich lauthals Taten und Konsequenzen einforderte.
Die RednerInnen der anderen Fraktionen gingen darauf kaum ein und waren auch zurückhaltender, was Schlussfolgerungen aus der Umfrage der Bertelsmann-Studie anging. FDP, Grüne, SPD und auch die Gesundheitssenatorin verwiesen darauf, dass die bei der Studie abgefragte subjektive Zufriedenheit der Patienten keineswegs gleichzusetzen sei mit der medizinischen Qualität der Kliniken. Schließlich kann auch ein grummeliger Arzt der beste seines Faches sein. Gleichwohl will die Senatorin sich mit allen Klinikchefs Bremens zusammensetzen.
Überlastetes Personal
Peter Erlanson von der Linksfraktion erinnerte daran, dass PatientInnen nicht zufrieden sein können, wenn das Personal unzufrieden, weil überlastet, ist. Der CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch erklärte, es gebe einen Investitionsbedarf von mindestens 80 Millionen Euro und der Senat stelle nicht einmal die Hälfte zur Verfügung.
Die Krankenhaus-Investitionen seien gestiegen, hielt Senatorin Quante-Brandt entgegen. Seit 2014 stehen laut Gesundheitsressort jährlich 38,6 Millionen Euro zur Verfügung – 10 Millionen mehr als zuvor. In 2017 und 2018 seien noch fünf Millionen aus dem Strukturfond und sieben Millionen aus dem kommunalen Investitionsprogramm hinzugekommen.
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