Bremer Innenstadt voller Leere: Kein Leuchtturm in Sicht
Die Stadtbürgerschaft debattiert über die Krise der City. Die CDU sieht „Planlosigkeit“ – der Bürgermeister verspricht ein „Aktionsprogramm“.
Tatsache ist: Zuletzt gab es gleich mehrere schlechte Neuigkeiten aus der Bremer Fußgängerzone. Kaufhof schließt dort seine Filiale, Karstadt Sports und die Modekette Zara die ihren wohl auch. Hinzu kommt, dass am Brill nichts aus den Plänen des Star-Architekten Daniel Libeskind wird, rund um die ehemalige Sparkasse vier Türme zu bauen, so hoch wie der Dom. Drumherum sehen sich allerlei Hotellerie- wie Gastronomiebetriebe massiv in ihrer Existenz bedroht, angesichts der Corona-Krise. Und dann ist da auch noch die große Frage, was aus den Innenstädten werden soll, wenn so vieles online geshoppt wird.
„Es bringt überhaupt nichts, die aktuelle Krise schönzureden“, sagt Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), der lieber von „großen Herausforderungen“ spricht. Er hat zu einem „Innenstadt-Gipfel“ geladen, verspricht eine „gemeinsame Strategie“ und „ein schnell umsetzbares Aktionsprogramm zur Stärkung der City“.
Zugleich wehrt er sich dagegen, „all das, was sich in den letzten Jahren in der City getan hat, schlechtzureden“. Dann lobt er den Umbau der Bremer Bank am Domshof, die Erweiterung des Hotels am Bredenplatz, den Neubau des „City Gate“ am Hauptbahnhof, den Umbau des Balge-Quartiers rund um Kontorhaus und Stadtwaage oder den Umbau des 40 Jahre alten und schon vom Abriss bedrohten Lloydhofs. Dort soll nun für 35 Millionen Euro ein „Lebendigen Haus“ entstehen, mit Platz für Einzelhandel, Büros, Gastronomie, noch ein Hotel und auch etwas Wohnen. „Die Innenstadt lebt“, findet Bovenschulte und dass es „kein Patentrezepte“ für deren weitere Entwicklung gebe.
Dass aus dem Plan der Brüder Schapira für das Gelände am Brill bisher nichts wurde, ist für den Bürgermeister „kein Skandal“. Die Investoren hatten ihr Konzept als „Leuchtturmprojekt mit großer Strahlkraft“ gelobt. Bovenschulte erklärt, dass 45.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für sie zu haben waren, Schapiras aber zunächst einen Entwurf für rund 75.000 Quadratmeter vorgelegt hätten.
Die CDU will querdenken
Neuer Gestaltungsspielraum entsteht derweil auf dem fünf Hektar großen „Zech-Areal“ rund um das Parkhaus Mitte, das abgerissen werden soll – für dieses Gebiet, dass in der Parlamentsdebatte nur am Rande erwähnt wurde, erging jüngst ein Planaufstellungsbeschluss.
Heiko Strohmann von der CDU forderte am Dienstag, „endlich mit den Quatschrunden aufzuhören“ und „neu- und querzudenken“, wenn auch noch ohne konkrete eigene Ideen dazu. Die Linke, die „nicht jedem Investor hinterherlaufen“ will, versuchte, die Idee des innerstädtischen Wohnens wiederzubeleben, während Falk Wagner von der SPD einen „Wettbewerb um Aufenthaltsqualität“ in der Innenstadt ausrief, für „lebendige Zwischennutzungen“ votierte und niedrigere Ladenmieten einforderte.
Robert Bücking von den Grünen wiederum möchte sich mit den Hochschulen und der Kunstszene verbünden, um deren Milieus in die City zu holen. Er warnt davor, „das bisschen Kaufkraft“ auf „zu viel Fläche“ zu verteilen.
„Auf der Ebene der Schlagworte sind wir uns alle einig“, stellte Bovenschulte am Ende fest. „Der Schlüssel zum Erfolg wird nicht in dieser Parlamentsdebatte liegen“, resümiert Wagner.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!