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Bremer Eiswettfest ohne PolitikFrauen? O. K. Senat? Nee!

Ohne Ausschluss geht's nicht: Nachdem sich der Bremer Eiswettverein durchgerungen hatte auch Frauen einzuladen, muss nun der Senat draußen bleiben.

2020 gesellen sich auch einige Frauen zum Herrenclub der Eiswette Foto: dpa

Bremen taz | Es kann so leicht sein, positive Nachrichten zu schreiben: Einfach der gesellschaftlichen Entwicklung etliche Jahrzehnte hinterherhinken, endlich das Selbstverständliche tun – und: Hach! Wie schön! Wir freuen uns! So gab es auch für den Bremer Eiswettverein Lob und Anerkennung, als er im Herbst ankündigte, dass 2020 nun erstmals auch Frauen zum exklusiven karitativen Eiswettfest eingeladen würden.

Kein großes Ding, könnte man meinen. Schließlich sagte Eiswettpräsident Patrick Wendisch selbst: „Die Eiswette hat sich über 190 Jahre immer gewandelt. Sie ist traditionell, aber nicht starr. Zeitgeistigkeit steht in unserem Stammbuch.“ Doch der frische, überraschende Zeitgeist, auch mal eine Frau dabei zu haben, musste mit großem öffentlichen Druck erzwungen werden.

Im Januar 2019 hatte sich der Verein geweigert, Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) als Ersatz für den verhinderten Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) einzuladen. Dieses „Gendergaga“ mache man nicht mit, so Patrick „Zeitgeist“ Wendisch in der Bild. Die Bürgerschaft beschloss daraufhin, der Senat möge „nicht mehr am Bremer Eiswettfest teilnehmen, bis der Verein den Ausschluss von Frauen aufhebt“.

Der Boykott endete somit, als die Eiswettgesellschaft ihre Öffnung für Frauen bekannt gab. Alle Fraktionen begrüßten die Entscheidung, die meisten lobten bei der Gelegenheit auch gleich das Eiswettfest, das schließlich nicht nur zum Netzwerken dient, sondern auch Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger generiert.

Und jetzt? Fehlt Bürgermeisterin Maike Schaefer (Grüne) trotzdem. Sie ist nicht eingeladen. Fehlen wird auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) – ebenfalls nicht eingeladen. Überhaupt sollen keine SenatorInnen zu sehen sein, beim großen Fest am kommenden Samstag. Noch größer als der Wunsch, sich loben zu lassen, scheint bei der Eiswettgesellschaft doch der zu sein, sich noch ein wenig im Beleidigtsein zu üben.

30 von 800 Gästen sind Frauen

Die Boykottansage der Bremer Politik sei „eine Übergriffigkeit, die wir nicht dulden können“, sagte Wendisch der dpa. Die Bürgerschaft müsse ihren Beschluss von 2019 zurücknehmen. Der allerdings hat sich ja ohnehin erledigt.

Bovenschulte, Schaefer und Co. entgehen durch die Nicht-Einladung immerhin der achtstündigen Zeremonie und der „Deutschland-/Bremen-Rede“ die Christian Lindner (FDP) halten wird. Übrigens sind wohl 30 von 800 geladenen Gästen Frauen, fast vier Prozent. Damit ist das Eiswettfest vom Zeitgeist tatsächlich nicht mehr so weit weg: Kleinere DAX-Unternehmen haben aktuell auch nur knapp fünf Prozent Frauen in den Vorständen.

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2 Kommentare

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  • Immer diese Eiswettanarchisten!

  • Wieso kommt eigentlich niemand auf die Idee, einmal in Frage zu stellen, ob es überhaupt erstrebenswert ist sich mit solchen Leuten an einen Tisch zu setzen? Ich, für meinen Teil, würde eine dem entsprechende Einladung meiner Person als ehrenrührig betrachten. Man muß sich nicht wirklich um jeden abgenagten alten Knochen streiten, bloß weil man selber gerade keinen rumliegen hat.