piwik no script img

Bremer CDU-Chef zurückgetretenEin Mann zum Vergessen

Carsten Meyer-Heder ist nicht mehr CDU-Chef in Bremen. Durch Gedankenspiele über eine Kooperation mit der AfD hatte er sich unmöglich gemacht.

Carsten Meyer-Heder tritt zurück, da seine Äußerung über eine Zusammenarbeit mit der AFD in seiner Partei nicht gut ankam Foto: Sina Schuldt/dpa

Bremen taz | Carsten Meyer-Heder ist nicht mehr Landesvorsitzender der Bremer CDU. Seinen Rücktritt hat er am Freitagvormittag bekannt gegeben. Er war untragbar geworden, nachdem er in der Radio Bremen-Fernsehsendung „buten un binnen“ mit dem Gedanken an eine Kooperation mit der AfD geliebäugelt hatte. „Wenn wir Dinge bewegen wollen und wir sind einer Meinung mit der AfD, warum nicht?“, hatte er im Interview wörtlich gesagt. Zwar beschränkte er dieses Vorhaben auf die kommunale Ebene. Die allerdings wird in Bremen vom gleichen Parlament wie die Landespolitik bestimmt – der Bürgerschaft.

Kurioserweise ist die AfD auf keiner politischen Ebene in Bremen vertreten: Infolge von Führungsstreitigkeiten hatte sie konkurrierende Listen eingereicht. Keine hatte zu den parallelen Landtags-, Kommunal- und Beiratswahlen zugelassen werden können. Vor dem Kooperationsangebot in Richtung AfD hatte er zudem gesagt, ihm sei klar, dass es sich beim Folgenden um „eine gefährliche Haltung“ handele. Vor diesem Hintergrund wirkt die Äußerung wie ein kalkulierter politischer Suizid.

Dass dem Quereinsteiger, der 2019 Parteimitglied und gleich Landesvorsitzender der Union in Bremen geworden war, die Politik keinen rechten Spaß mehr machte, war in Bremen ein offenes Geheimnis. Schon früh hatte der Softwareunternehmer angekündigt, für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Er will sich wieder mehr in die von ihm gegründete Firma „Team Neusta“ einbringen. Die Spur, die Meyer-Heder in der Landespolitik hinterlässt, ist vergleichsweise klein. Zwar hatte er als neues, politisch komplett unbelecktes Gesicht die Union mit 26,7 Prozent bei der Bürgerschaftswahl 2019 zur stärksten Kraft im Parlament gemacht. Dort jedoch bekleidete er weder den Fraktionsvorsitz noch übernahm er das Parlamentspräsidium.

Eine Jamaikakoalition unter seiner Führung und mit einer ebenso irrlichternden FDP zu probieren, war auch den SPD-müden Grünen damals ein zu wagemutiges Projekt. Seither regiert ein rot-grün-rotes Dreierbündnis den Zweistädtestaat. Strategische und programmatische Versuche, das auseinanderzudividieren, sind keine bekannt geworden. Auch verbinden sich keine großen innerparteilichen Neuerungen oder inhaltlichen Bewegungen in der Partei mit dem Namen Meyer-Heder.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "Carsten Meyer-Heder ist nicht mehr CDU-Chef in Bremen. Durch Gedankenspiele über eine Kooperation mit der AfD hatte er sich unmöglich gemacht."



    Warum ist Merz eigentlich noch Parteivorsitzender?

    • @Encantado:

      Weil die Bayern noch nicht gewählt haben, die CSU noch nicht das vermutlich schlechteste Ergebnis seit Parteigründung eingefahren und "der Maggus" noch keine Koalition und deren Posten und Pöstchen festgezurrt hat.



      Sobald der seine To-Do-Liste abgearbeitet hat, ist der Merz schneller zurück im Sauerland als er fliegen kann.

  • Schön doppeldeutig, gut gelungen.



    /



    "Dass dem Quereinsteiger, der 2019 Parteimitglied und gleich Landesvorsitzender der Union in Bremen geworden war, die Politik keinen rechten Spaß mehr machte, war in Bremen ein offenes Geheimnis."



    /



    Ein wohl berechenbar verlässlicher, demokratischer Freund mit Stallgeruch sitzt in der Bürgerschaft, mit dem amtierenden Bürgermeister bestens bekannt:



    "IMHOFF GLAUBT AN SEINE CHANCE



    1999 bewarb er sich erstmals um einen Sitz in der Bürgerschaft, seither gehört er dem Parlament ununterbrochen an. Bis 2015 war Imhoff zwölf Jahre lang umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ab diesem Zeitpunkt dann Vizepräsident. Als die Christdemokraten mit Meyer-Heder stärkste Fraktion wurden, war für Imhoff der Weg an die Spitze des Parlaments frei."



    www.weser-kurier.d...l0o49z7wpw1kulxntr



    - vor der Wahl in diesem Jahr -



    "Buten un binnen, wagen un winnen"