Bremen regelt Werbung: Mit Donald Trump gegen Sexismus
Als erstes Bundesland will Bremen sexistische Werbung aus dem öffentlichen Raum verdrängen. Ein Mittel: eine Plakatkampagne mit Sexist-in-chief Donald Trump.
Ein solches Verbot von sexistischer Werbung könnte künftig auch bundesweit Schule machen. Einen entsprechenden Antrag hat Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) auf der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz (GFMK) im Juni gestellt. Nach dem mehrheitlich angenommenen Antrag soll die Bundesregierung prüfen, sexistische Werbung bundesweit nach dem Bremer Vorbild zu unterbinden.
Derzeit ist die Bundesregierung um eine Bestandsaufnahme bemüht. Sie hat Pinkstinks, die in Hamburg sitzende Protestorganisation gegen Gender-Marketing und Sexismus in der Werbung, mit einem Monitoring beauftragt, wie Stevie Schmidt, Geschäftsführerin von Pinkstinks, bestätigt.
Klare Kriterien
Zur Bestandsaufnahme entwickelt Pinkstinks derzeit eine bald erhältliche App, die das Problemfeld abbilden soll. NutzerInnen sollen mit der App Fotos von sexistischer Werbung machen, den Ort hinzufügen und hochladen. So soll eine bundesweite Karte entstehen, auf der zu sehen ist, wo wie viel sexistische Werbung hängt. Schmidt sagt: „Seit zwei, drei Jahren reißen sich die großen Werbeagenturen am Riemen – sexistische Werbung findet sich vermehrt im Internet. Draußen ist sie eher auf Flyern, Bierdeckeln oder an der lokalen Würstchenbude zu finden.“ Schmidt lobt den Bremer Vorstoß: „Ein Gesetz ist bislang oft an den Kriterien, was Sexismus ist, gescheitert. Der Bremer Senat hat die Definition vom Werberat übernommen. Das sind klare Kriterien, die die meisten Menschen unterschreiben können.“
Bremen schließt sich der Definition des Deutschen Werberats an. Der Rat ist ein selbstdisziplinäres Organ der Werbewirtschaft, das Regeln über unzulässige Herabwürdigung und Diskriminierung in der Werbung formuliert hat:
Wegen ihres Geschlechts darf kommerzielle Werbung keine Personen diskriminieren.
Den Eindruck, Personen seien käuflich zu erwerben oder mit Objekten gleichzusetzen, darf Werbung nicht erwecken.
Auf ihre Sexualität soll Werbung Menschen nicht reduzieren oder ihre sexuelle Verfügbarkeit nahelegen.
Mit übertrieben herausgestellter Nacktheit darf Werbung keine Herabwürdigung des Geschlechts vermitteln oder pornografischen Charakter haben.
In Bremen läuft es nun so: Beschwerden sollen an die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) gerichtet werden, die gemäß der Kriterien des Deutschen Werberats (siehe Kasten) einschätzt, ob ein Plakat sexistisch ist. Sie gibt dann eine Handlungsempfehlung an die Baubehörde, welche die öffentlichen Werbeflächen des Landes verpachtet und die Plakate bei Sexismus abhängen lässt.
Als Faustregel gilt Produktbezogenheit: Die Abbildung einer halbnackten Frau, die Unterwäsche bewirbt, ist nicht sexistisch. Wenn jedoch dieselbe halbnackte Frau Werbung für den Sessel, auf dem sie sitzt, oder sogar ein Rechtsrockalbum macht, ist das Sexismus. Ein Freiwild-Plakat mit ähnlichem Konzept hat in Bremen zu einer Beschwerde geführt.
Sexist gegen Sexismus
Werbung für die Initiative aus Bremen macht derzeit ein weltbekannter Sexist. Mit einer stilisierten Donald-Trump-Friese war dort zehn Tage lang auf 120 großflächigen Plakatwänden der Slogan „Make Werbung great again“ zu sehen. MasterstudentInnen der Uni Bremen hatten das Motiv im Auftrag der ZGF in einem Projektseminar mit dem Plakataufsteller Ströer entworfen, der die Werbeflächen dafür zur Verfügung stellte.
Laut ZGF-Leiterin Ulrike Hauffe war die Kampagne überaus erfolgreich: „Die Plakate sind Stadtgespräch.“ Gerade die Verwendung von Trump gegen Sexismus sorge für Aufsehen und infolgedessen für eine Beschäftigung mit dem Thema. Sieben Beschwerden über sexistische Motive habe es seitdem gegeben – und genau darum gehe es im Kern: Dass Sexismus Unmut und Gegenwehr erzeugt.
Auch wenn in den vorliegenden Fällen private Werbeflächen wie Autoaufkleber oder Aufsteller vorm Sexshop betroffen waren. Dagegen kann die Stadt nicht direkt vorgehen. Sie hat die privaten Eigentümer kontaktiert, bislang allerdings erfolglos.
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